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Gottes Sorge um alle Geschöpfe
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Gottes Sorge um alle Geschöpfe

Veröffentlicht am4. Januar 2023 von Erich Baldauf
1. Lesung: Jes 42,5a.1-4.6-7| 2. Lesung: Apg 10,34-38| Evangelium: Mt 3,13-17
Sonntag im Jahreskreis: Taufe Jesu

Es ist uns sehr vertraut dieses Bild: Johannes und Jesus am Jordan. Johannes tauft. Der Himmel öffnet sich. In der Gestalt einer Taube kommt der Geist auf Jesus herab und dann das Wort: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“.

Zwei, drei Hinweise, die scheinbar das Geschehen der Taufe am Rande berühren:

Es wird erwähnt, dass Jesus aus Galiläa herab an den Jordan kommt. Johannes wirkt in der Wüste Judäa, im Süden. Galiläa liegt da weit im Norden. Das Wirken des Johannes zieht immer weitere Kreise. Seine Botschaft zieht auch Menschen aus anderen Gebieten und Regionen an. Seine Botschaft hat Kraft. Sie weist auf einen verheißungsvollen Neubeginn hin.

Jesus lässt sich taufen. Als er aus dem Jordan steigt, öffnet sich der Himmel. Es zeigt sich hier ein wichtiger Aspekt des Taufverständnisses. Über Getauften öffnet sich der Himmel, über Getauften hält Gott den Himmel offen. Und aus diesem geöffneten Himmel kommt ein neuer, heilsamer, Heiliger Geist.

Matthäus verkündet, dass der Geist in Gestalt einer Taube auf ihn – Jesus – herabkommt. Die Evangelisten Markus und Lukas teilen dieses Bild: Der Heilige Geist kommt in Gestalt einer Taube herab. Mit dem Bild der Taube erfolgt eine Anspielung, die für die Sendung Jesu und für unser Taufverständnis von Bedeutung ist.

„Taube“ auf Hebräisch bedeutet: „Jona“. Mit dem Bild der Taube wird in das Taufgeschehen und Taufverständnis die Geschichte des Jona eingebunden. Er ist jener Prophet, der von Gott nach Ninive gerufen wird. Die Menschen dort zählen nicht zum erwählten Volk. Sie sind fremde, ja sogar ihre Todfeinde. Diesen Menschen gilt ebenso die Sorge Gottes. Jona will es nicht wahrhaben und geht zunächst in die völlig andere Richtung und bricht nach Tarschisch auf.

Erst eine einschneidende Erfahrung und ein erneuter Ruf lassen Jona schließlich doch nach Ninive gehen. Es wird zu einem wichtigen Aspekt der Verkündigung Jesu und schließlich der jungen Kirche – vor allem bei Paulus – die Verkündigung des Evangeliums über die Grenzen Israels hinaus, die Hinwendung zu den Heiden. Mit der Jona-Erzählung wird deutlich, dass die Kunde jene erreichen soll, die vielleicht noch als (Tod-)Feinde gesehen werden.

Beim Propheten Jona ist auch zu bedenken, dass sein Prophetendienst in erster Linie darin besteht, ein Lernender zu sein. Wir kennen von ihm nur ein wörtliches Zitat. Er ruft den Leuten in Ninive zu: Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört. Der Satz entsprang mehr seinem Wunschdenken als dem Auftrag Gottes, denn Ninive wurde nicht zerstört. Die Stadt handelte entgegen seinen Erwartungen, bekehrte sich und tat Buße. Sie änderten ihr Leben. In das Fasten banden sie sogar die Natur, die Tierwelt – Schafe, Ziegen, Rinder – ein. Es wird zur Erfahrung des Jona, dass die Menschen in Ninive, obwohl sie Gott nicht kennen, dem Willen Gottes schneller und unmittelbarer nachgekommen sind, als es ihm eigen war.

Gott sorgt sich um alle seine Geschöpfe – dieser Gedanke ist ebenso mit der Jona-Erzählung verbunden. War es Neid, Eifersucht oder Rache? Die Bibel gibt keine eindeutige Antwort. Jona war auf alle Fälle enttäuscht, dass Ninive gerettet wurde. Seine Enttäuschung war so groß, dass er sich hinlegte und den Wunsch zu sterben hatte. Jona haderte mit Gott, weil der Rizinusstrauch, der ihm Schatten spendete, verdorrte. Ein Wurm hatte seine Wurzel zerstört. Daraufhin gab ihm Gott zur Antwort: Du hast Mitleid mit dem Rizinusstrauch, für den du nicht gesorgt hattest. Sollte ich nicht Mitleid haben mit Ninive, der großen Stadt, mit den vielen Menschen, die nicht links und rechts unterscheiden können – und außerdem mit dem vielen Vieh (Jona 4,11)?

Der Geist, der bei der Taufe Jesu in Gestalt einer Taube auf ihn herabkam, schließt die Sorge um die gesamte Schöpfung ein; die Sorge um alle Menschen, die Sorge um die Natur, Tierwelt und Mitwelt eingeschlossen. Gerade mit Bildern aus der Natur versucht Jesus in seiner Verkündigung das Wachsen des Reiches Gottes zu deuten.

Wenn wir das Evangelium ernst nehmen, dann ist die Taufe weit mehr als eine exklusive Familienfeier.

 

Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:

 

Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus der Apostelgeschichte anhören möchten:

 

Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus anhören möchten: