
Ich bin 1.Lesung: Jes 52,13-53,12| 2.Lesung: Hebr 4,14-16;5,7-9| Evangelium: Joh 18,1-19,42
„TransZendenz“ bezeichnet Wafa Reyhani das Kunstwerk, das unseren Altarraum schmückt. Es gleicht einem Kreuz. Der Werkstoff ist aus weißem und orangem Glas. Wir lesen die Worte: „ICH BIN“. Sie erinnern daran, wie sich Gott dem Mose beim brennenden Dornbusch vorstellt. Es sind zugleich jene Worte, mit denen Jesus im Johannesevangelium mehrmals sein Dasein, sein Wesen beschreibt: „Ich bin der gute Hirte“ (Joh 10,11a). „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,35a). „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6) u.a.
Dieses „ICH BIN“ leitet auf dem Kunstwerk ebenso ein „Ich bin“ Wort Jesu ein, das seine Fortsetzung mit Zahlen und Buchstaben findet, geschrieben im sogenannten Hexadezimalcode: „ICH BIN die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25).
Es würde den Rahmen sprengen, wenn alle Details beschrieben würden. Ich beschränke mich auf einen kurzen Impuls:
Wir erleben im Moment eine Welt mit großen Verunsicherungen. Regeln, Verträge, Abmachungen, die vor allem die Rechte der Schwächeren schützen, scheinen Bedeutungslos zu werden. Gewalt und nicht Diplomatie wird von manchen als probates Mittel angesehen, um Konflikte zu lösen. Auch Handelskriege sind Kriege. Sie stürzen letztlich die Schwächsten von Gesellschaften ins Elend.
„ICH BIN“ – ich bin da. Seit Moses wissen wir, dass Gott da gegenwärtig wird, wo Menschen in Knechtschaft gehalten werden oder Menschen im Elend leben. Es geht ihm an die Nieren.
Jesus ist im Vertrauen auf dieses „ICH BIN“ seinen Weg gegangen, einen Weg gegen religiöse und politische Machenschaften, beziehungsweise Gewalt. Man fürchtete seine Macht der Liebe. Sie war einerseits so ohnmächtig und schien andererseits so gefährlich, dass sie nicht länger geduldet wurde.
Das „ICH BIN“ bleibt. Wir sind Abbild, Ebenbild Gottes. Wir sind auch Ebenbild und Abbild Gottes, was das „ICH BIN“ betrifft. Es ist uns von Gott gegeben, unzerstörbar geschenkt. Es ist von Jesus Christus zugesagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt wird leben, auch wenn er stirbt.“ Das „ICH BIN“ bleibt, auch wenn es den Anschein hat, es geht zugrunde, es wird zugrunde gerichtet oder man will es zerstören.
Link zum Kunstwerk: TransZendenz – ein Werkstück
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.