Machenschaften beim Namen nennen Lesung: Zef 3,14-18a|2. Lesung: Phil 4,4-7|Evangelium: Lk 3,10-18
Damals hatten sie keine großen Namen: Zacharias, Elisabeth, Maria, Josef oder ein Johannes der Täufer, die Menschen, die den Advent prägen. Mit ihnen schreibt Gott Geschichte, Heilsgeschichte. Er bricht in ihr Leben ein. Die Bibel erzählt es so, als wüssten sie manchmal nicht so recht, was mit und an ihnen geschieht. Vielleicht haben sie das Evangeliums vom vergangenen Sonntag im Ohr? Da wurden der Kaiser Tiberius, der Statthalter Pontius Pilatus, die Tetrarchen und die Hohenpriester namentlich genannt. In der weiteren Folge des Evangeliums spielen sie faktisch keine Rolle mehr. Oder anderes gesagt: Die Bibel ist am Schicksal jener interessiert, die oft zum Spielball der Mächtigen und korrupter Machenschaften werden. Und sie erzählt auch, wie sehr sich Gott ihrer annimmt.
Für mich ein Rätsel bleibt, warum die Bibelkommission die letzten beiden Verse beim heutigen Evangelium weglässt? Wir haben noch gehört: Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er – Johannes d.T. – das Volk und verkündete die frohe Botschaft. Weggelassen ist dann: „Johannes tadelte auch den Tetrarchen Herodes wegen Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen aller Schandtaten, die er verübt hatte. Herodes fügte zu allen noch dies hinzu, dass er Johannes ins Gefängnis werfen ließ“ (Lk 3,19-20).
Die Verkündigungstätigkeit des Johannes endet im Gefängnis. Es sei nochmals darauf verwiesen. Die politische und gesellschaftliche Lage, als Johannes auftrat, war äußerst angespannt. Viele lebten an der Armutsgrenze. Gewalt und Gegengewalt waren an der Tagesordnung. Es war eine atmosphärisch aufgeladene Zeit. Im Evangelium ist es so beschrieben: Das Volk war voll Erwartung. Johannes hatte mit diesen Erwartungen des Volkes umzugehen.
Ich versuche es ein wenig aufzuschlüsseln: Zunächst einmal kommen ganz unterschiedliche Menschen zu ihm. Da kommen Menschen und fragen: Was sollen wir tun? Ihnen sagt Johannes: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso. Es sind Menschen aus dem Volk. Dann kommen Zöllner. Zu ihnen sagt Johannes: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist. Und es kommen auch Soldaten mit der Frage. Was sollen wir tun? Die Antwort des Johannes: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold!
Sie sollen das tun, was ihnen jetzt möglich ist: jeweils in ihrer Situation, in ihrem Beruf, in ihrem Stand. Man könnte sagen, der Neustart beginnt mit dem eigenen menschlichen Handeln und dem Achten der Menschenwürde. Jeder und jedem steht die Grundversorgung zu: Essen, Kleidung… Jede und jeder kann in seinem Umfeld Dinge tun, die eine Gesellschaft und Notsituation verändern. Jede und jeder kann das ihr, ihm Mögliche beitragen.
In meinen Augen beachtenswert ist, was z.B. Johannes nicht sagt: Betet mehr! Habt Glauben! Ertragt es in Geduld! Die Erwartungen richten sich auch nicht an andere. Andere sollen etwas tun. Ihr müsst auch nicht die Lösungen von oben erwarten. Man kann Johannes in der Weise verstehen: Fang du an, tue das dir Mögliche, damit Recht und Gerechtigkeit wachsen.
Die Leute sind von Johannes und seinem Lösungsweg angetan. Sie überlegten im Stillen, ob Johannes nicht vielleicht (selbst) der Messias sei. Man redet nicht offen, kann vielleicht nicht offen reden. Man fragt: Ist er der kommende Messias, der starke Mann? Kann oder wird er unsere Probleme lösen?
Johannes reagiert darauf. Es sind dabei zwei Aspekte zu erkennen:
Johannes trägt auf, die eigenen konkreten Möglichkeiten zu sehen und zu nutzen. Nicht irgendjemand soll das Problem lösen, das große Wunder tun, sondern halte den Blick für das eigene Tun, die kleinen Wunder frei. Gott arbeitet mit diesen kleinen Wundern.
Ein zweiter Gedanke: Johannes macht sich nicht zum Thema der Verkündigung, auch nicht zum Thema der Erwartungen. Er spricht von dem, der da kommen wird, dessen Schuhe aufzuschnüren er sich nicht würdig fühlt. Er charakterisiert den Kommenden so: Er ist „einer, der stärker ist als ich“. Er ist weiter einer, der „mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen wird“. Er weiß um eine Kraft und ein Feuer, das mehr als er vermag. Der Kommende ist schließlich einer, der das Unbrauchbare – sprich „Spreu“ – vom Brauchbaren und Nützlichen –„Weizen“ – trennt, damit das Gute an Raum und Kraft gewinnt.
Er hat eine gute Botschaft für das Leid geprüfte und voller Erwartungen lebende Volk. Er scheut es nicht den Tetrarchen Herodes mit seinen Machenschaften zu kritisieren. Er ist mitverantwortlich für die Not vieler. Diese Kritik am Tetrarchen ist ein wesentlicher Teil seiner Verkündigung. Sie bringt ihn ins Gefängnis. Die Fragen: Warum lässt man das weg? Wollte man jemanden schonen? Womöglich wen?
Es ist prophetischer Dienst, Falsches, Lügen oder dunkle Machenschaften beim Namen zu nennen.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Zefánja anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philipp anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
Ein Kommentar zu “Machenschaften beim Namen nennen Lesung: Zef 3,14-18a|2. Lesung: Phil 4,4-7|Evangelium: Lk 3,10-18”
Lieber Pfarrer Baldauf und liebe Frau Weiss,
zu all Ihren erhellenden und pastoralen Beiträgen müsste man jeweils ein besonderes „Vergelt’s Gott!“ sagen.
Wenn ich noch ein Gedicht von Lothar Zenetti (1926-2019) anfügen darf:
„Worauf sollen wir hören, sag uns worauf?
So viele Geräusche, welches ist wichtig?
So viele Beweise, welcher ist richtig?
So viele Reden – EIN Wort ist wahr!
Wohin sollen wir gehen, sag uns wohin?
So viele Termine, welcher ist wichtig?
So viele Parolen, welche ist richtig?
So viele Straßen – EIN Weg ist wahr!
Wofür sollen wir leben, sag uns wofür?
So viele Gedanken, welcher ist wichtig?
So viele Programme, welches ist richtig?
So viele Fragen – – Die LIEBE zählt!“