Zeichen der Hoffnung 1. Lesung: Jes 9,1-6 | 2. Lesung: Tit 2,11-14| Evangelium: Lk 2,1-14
Weihnachten ist heuer anders und herausfordernd: Eingeschränkte Treffen in der Familie; Besuche darüber hinaus mehr oder weniger unmöglich; einige Väter und Mütter trifft die Kurzarbeit, anderen droht Arbeitslosigkeit; nicht wenige Inhaber von Betrieben und Firmen schauen mit Sorge auf die kommende Zeit; das gesellschaftliche, kulturelle Leben ist in vielen Bereichen herunter gefahren; für die politisch Verantwortlichen bedeutet es, mit dem Volk durch eine Wüstenzeit zu gehen, Murren auszuhalten und die Fragen: Wo sind die hilfreichen oder rettenden Wasserquellen und Oasen?
Inmitten dieser Welt feiern wir Christen Weihnachten, hören das Evangelium von der Geburt Jesu Christi und singen das Lied: „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Ist „Feiern“ das richtige Wort, mag man angesichts der Herausforderungen fragen?
Um es vorweg zu sagen, ein verkitschtes Verständnis von Weihnachten taugt heuer nicht und stiftet keine tragende Hoffnung. Doch im ursprünglichen Weihnachtsgeschehen zeigen sich einige wertvolle Impulse für das Heute:
Da ist die Rede vom Eintragen in Steuerlisten. Ein zum Großteil armes und geschundenes Volk kommt wirtschaftlich noch mehr unter Druck. Einzelnen verschärfen die Lebensumstände die Situation. Maria gebiert ihr Kind auf dem Weg – ortlos. Das Kind von Anfang an gefährdet, wie es der Evangelist Matthäus überliefert. Die Familie muss bald nach Ägypten fliehen, um das Leben des Kindes zu retten (Mt 2,13-23).
Es ist die Botschaft dieser Nacht: In diese gefährdete Welt wird ER – Jesus – geboren, in diese Welt kommt Gott. Weihnachten ist die Botschaft, ER steigt herab in die Niederungen des Lebens. Er teilt die Not und das Elend. Er ist heute Abend nicht beim Kaiser in Rom zu Gast oder im auf Hochglanz gebrachten Tempel zu Jerusalem. Er ist bei denen, die die Nacht kalt erleben und wachen. Er ist in einem Stall. Vielleicht können heuer weit mehr Menschen erahnen, wem diese Botschaft der Weihnacht gilt und wem Gott entgegenkommt.
Das Evangelium weist auf ein weiteres, Hoffnung stiftendes Element hin. Diese herausfordernde Zeit bringt mit sich, dass es viele Stimmen gibt: Wissenschaftler, Psychologen, Wirtschaftler, Politiker, Experten u.a.m. Es gibt viel sachliche Information, es gibt aber auch die anderen Stimmen, die schreien, diffamieren, verletzten, leugnen, … bis hin zu jenen, die spalten und Hass säen. Würden wir das Evangelium von Lukas weiterlesen, zeigten sich die Parallelen.
Das Evangelium weist darauf hin, dass in diesem Gewirr von Stimmen sich eine besondere Stimme kund tut: Die Stimme eines Engels oder von Engeln. Wenn wir sie als Wesen mit Flügelchen denken, verkennen wir die Bedeutung. Spannend sind zudem die Adressaten, zu denen sie sprechen: Zunächst Maria und dann die Hirten. Die Hirten zählen zu den religiösen Außenseitern. In beiden Situationen ist der erste Zuruf: Fürchtet euch nicht. Es ist ein engelhafter Dienst, einander Ängste zu nehmen, vor allem die Furcht vor jenen, die mit Ängsten, Einschüchterungen, Verhetzungen und Unterdrückungen arbeiten wollen.
Der Engel ist auch sehr konkret in seinem Hinweis, wo Rettung ist und wo die Rettung zu finden ist. Wohlgemerkt: es ist ein Kind oder noch ein Kind. Mit der Geburt des Kindes sind nicht alle Probleme und Schwierigkeiten aus der Welt geschaffen. Es ist ein Beginn, ein Anfang. Engelstimmen künden die hoffnungsvollen Anfänge, nicht die fixfertigen Lösungen. Sie künden, wo diese Anfänge beginnen und sich zeigen.
Den Engeln geht es nicht um Geschrei, um Profilierung, um Hetze oder Spaltung. Die Engel werben um Vertrauen und Zutrauen. Sie singen im Chor, so heißt es. Der Chorgesang wirkt, wenn die einzelnen Stimmen aufeinander hören und abgestimmt sind. Für eine Sängerin oder einen Sänger mindestens so wichtig wie das eigene Singen ist das Hören auf die anderen. Für die kommende Zeit sind hörende und einander verstehen wollende Menschen wichtig, damit die Welt in neue Jubellieder einstimmen kann.
Weihnachten ist das Fest der Geburt des Kindes Jesus. Die Engel künden den Hirten: Heute ist euch … der Retter geboren. Die Hoffnung liegt auf einem Kind. In diesen Tagen hat eine meiner Nichten den Geburtstermin ihres ersten Kindes. Weihnachten wirft auf dieses Kind und überhaupt auf die Geburt von Kindern ein besonderes Licht. Es birgt die Botschaft, dass die Kinder, die heute geboren werden, Antworten auf die Herausforderungen der jeweiligen Zeit zu geben vermögen.
Kinder bringen in diese Welt ein Potential mit, das ihr heute noch fehlt. Kinder sind von Gott gesandt. Auf ihnen liegt eine gute Hoffnung.
In diesem Zutrauen lasset uns die Geburt aller Kinder erwarten. Jede Geburt trägt die Würde eines Weihnachtsfestes. Für Engel ist es der Grund Gott zu ehren und den Menschen auf Erden eine Zeit des Friedens und der Hoffnung zu künden.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus an Titus anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten: