Feuerflammen über Fußballspielern 1. Lesung: Apg 2,1-11 | 2. Lesung: 1Kor 12,3b-7.12-13| Evangelium: Joh 20,19-23
Wir feiern heute Pfingsten. Es ist für uns als Kirche ein zentrales und wichtiges Fest, ein Fest der Hoffnung. Hoffnung ist mehr als positives Denken, wie es die Esoterik lehrt. Hoffnung ist mehr als eine Parole des Durchhaltens. Hoffnung ist eine Haltung, die sich darin zeigt, dass ich daran glauben darf, dass Gott jederzeit das Überraschende zu tun vermag, dass er einen Weg hat, wenn ich für mich keinen sehe, dass er um Lösungen weiß, an die noch kein Mensch denkt.
Wir feiern dieses Pfingsten neben dem Fußballplatz. Ich versuche Elemente des Pfingstfestes, so wie wir das als Kirche verstehen und feiern, mit dem Fußball in Verbindung zu bringen:
Da hat es geheißen, auf jede und jeden lässt sich eine Flamme nieder. Eine Fußballmannschaft setzt sich aus Männern – heute oftmals auch Frauen – die österreichischen Damen begeistern mich z.B. – zusammen, die miteinander ein Spiel bestreiten. Sie bringen eine Portion Begeisterung mit, sonst wird nichts daraus. Es ist eine spannende Angelegenheit diesem Phänomen der Begeisterung nachzuspüren. Sie ist ein Mix aus eigenem Zutun und etwas Geschenktem, Zugefallenem. Man kann sie nicht einfach bei jemandem machen. Sie muss vorausgesetzt sein und doch wächst diese Begeisterung mit dem Training, dem Können, dem eigenen Engagement.
Diese Lebenskraft und Lebensfreude, die dafür verantwortlich sind, dass ein Mensch sich über das Normalmaß hinaus engagiert, schreibe ich dem Heiligen Geist zu. An Pfingsten heißt es, dass sich die Feuerzungen – Bild für den Heiligen Geist – auf jede und jeden niedergelassen haben. Es brennt in jedem Menschen ein Feuer der Liebe.
Was bei einer Mannschaft ja ganz wichtig ist, und da haben wir ein nächstes paralleles Element: sie braucht einen gemeinsamen Spirit, angefangen vom Trainer, über die Spieler bis hin zu den Funktionären. Ja, selbst die Zuschauer sind hier wichtig. Wir wissen, was es heißt, wenn die Zuschauer die eigene Mannschaft auspfeifen. Eine Mannschaft wird nicht viel reißen, wenn dieser gemeinsame Spirit fehlt und wenn sie nicht willens ist, gemeinsam auf das gegnerische Tor zu spielen.
Es ist Heiliger Geist, der diesen gemeinsamen Spirit schenkt, der an diesem gemeinsamen Spirit arbeitet. Und auch hier haben wir ein Ineinander: Es ist auch eine wesentliche Aufgabe eines Trainers in der Mannschaft an diesem Gemeinsamen zu arbeiten, jeden Spieler so einzusetzen, dass er sich in der Mannschaft am besten entfalten kann. Und es ist Aufgabe einer jeden Spielerin und eines jeden Spielers an diesem gemeinsamen Spirit zu arbeiten. Es braucht einfach das Training, damit jemand in Form bleibt. Es erfordert zugleich immer wieder Rücksicht, Respekt, Vertrauen, vielleicht auch Entschuldigungen u.a. damit ein Spieler wachsen kann. Es braucht, dass sich in den Dienst der Mannschaft stellen, um das Optimale einer Mannschaft zu ermöglichen.
Wir dürfen die Welt als großes Fußballfeld verstehen. Jede und jeder spielt mit. Wenn wir heute Pfingsten feiern, dann dürfen wir uns daran erinnern, dass Gott einen Plan mit uns hat, dass er mit uns auf dem Weg ist und einen besonderen Sieg plant. Dafür verwende ich die biblischen Bilder: gelobtes Land, Reich Gottes, Paradies. Wir sind noch nicht so weit, sondern wir sind auf dem Weg. Dieser Weg ist nur möglich, wenn ein gemeinsamer Spirit gegeben ist. Was dieses Spiel nicht kennt, sind Zuschauer. Was geschieht oder nicht geschieht, betrifft alle. Sehr deutlich spürbar wird das gegenwärtig in der Frage der Schöpfungsverantwortung. Die Klimaerwärmung – hauptsächlich von den Industriestaaten verursacht – lässt Inseln, ganze Länder und Menschen im Meer untergehen. Sie sind nicht die Verursacher.
Wir feiern heute, dass über jedem Menschen eine Feuerzunge steht, die vom Himmel herabkommt. Gott schenkt und arbeitet an einem gemeinsamen Geist. Niemand kann sagen, es betrifft mich nicht. Jede und jeder ist wichtig und spielt im System eine besondere Rolle. Es braucht den Tormann, die Verteidiger, die Mittelfeldspieler, die Stürmer, vielleicht auch die Links- und Rechtsaußen. Es braucht in dieser Welt Arbeiter_innen, Wissenschaftler_innen, Entscheidungsträger_innen, Demonstranten_innen, u.a., die am gemeinsamen Spirit arbeiten.
Ähnliches gilt für die Frage des Friedens und der Gerechtigkeit. Es spielen sich in manchen Ländern menschliche Dramen ab: Syrien, Jemen, Gazastreifen. Wir wissen, was es heißen kann, wenn ein Verteidiger bei einem Stürmer wegschaut. Als einzelne können wir nicht viel ausrichten. Es geht um den gemeinsamen Spirit. Es geht um Achtung, um Respekt, um Solidarität, um die Würde jedes Menschen, ja ich verwende als Christ auch das Wort Liebe.
Es gibt einen großen Unterschied zwischen einem Fußballspiel und dem Spiel auf dem Weltfußballfeld. Wir spielen Fußball mit dem Ziel zu siegen. Beim Spiel auf dem Weltfußballfeld ist da etwas auf dem Kopf gestellt: Wir verkünden und feiern, dass der, der verloren hat, zum Retter geworden ist. Ich sage bewusst nicht Sieger, sondern Retter. In diesem Spiel auf dem Weltfußballfeld geht es nicht um Siegen, sondern es geht um die Rettung einer jeden und eines jeden. Der Auferstandene hauchte die Jünger an. Vielleicht erleben wir diesen Hauch auch in diesem Gottesdienst, damit wir auf dem Weg ins gelobte Land, ins Reich Gottes, ins Paradies bleiben.