Bleiben und Feststehen 1. Lesung: Apg 14,21b-27 |2. Lesung: Offb 21,1-5a|Evangelium: Joh 13,31-33a.34-35
Lukas schildert uns in der Apostelgeschichte sehr nüchtern ein Stück des Weges, den Paulus mit seinem Gefährten Barnabas geht. Paulus verdankte Barnabas sehr viel. Er hatte sich seiner nach der Bekehrung angenommen und ihn schließlich in die Gemeinde eingeführt. Er war lange Zeit sein fester und treuer Begleiter.
Nochmals beinahe stenographisch, mit kurzen Hinweisen wird von den beiden Aposteln erzählt und dennoch dürfen wir ganz viel Grundsätzliches für das Leben von Christen und Christengemeinden dabei entdecken.
Barnabas und Paulus sind auf dem Weg von Ort zu Ort. Sie sind Bewegte und sind in Bewegung. Von den Strapazen des Unterwegsseins ist keine Rede, allerdings von dem, was sie tun. Ihre erste Aufgabe sehen sie darin: Mut zuzusprechen. Mit dem fangen sie an, wenn sie in eine Gemeinde kommen. Mut zusprechen – Glauben braucht Mut, braucht Ermutigung, schon in den Anfängen und braucht es auch heute. Vielleicht spüren wir es derzeit ebenso, wie notwendig wir das einander Mut zusprechen haben.
Ein Zweites wird erwähnt: Die beiden Apostel ermahnen die Hörer, treu am Glauben festzuhalten (V 22). Paulus tritt sehr selbstbewusst auf und mahnt die Rechtgläubigkeit ein. Es gab noch keine Dogmatik. Es gab Irrlehren, es gab die Gnosis, es gab viele Strömungen, Prediger, die Menschen in ihre Abhängigkeit bringen wollten. Er warnt hier vor falschen Kompromissen, bzw. vor Leichtgläubigkeit. Um was es ihm dabei inhaltlich ging, bleibt hier großteils offen. Sie sagen jedoch hinzu: „Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen“ (V 22). Sie können ihren Gemeinden kein leichtes Leben versprechen, im Gegenteil, was sie versprechen können sind: Drangsale – Anfeindungen, Verleumdungen, Verfolgung …
Und dennoch dürfen sie erleben, dass die Bewegung Faszination ausstrahlt und Menschen anzieht. Das Reich Gottes – versöhntes Leben, Gerechtigkeit, Leben im Dienste des Friedens, im Dienste der Wahrheit, im Dienste bedrängter Menschen hat Kraft, zieht an, lässt Menschen aufbrechen und mitgehen – nochmals: trotz Drangsalen.
Paulus und Barnabas sind auf dem Weg, sind in Bewegung, damit Menschen beginnen, im Glauben zu bleiben, damit sie Feststehen, sich in Jesus Christus verwurzeln. Das ist ihr Ziel: Bleiben, Feststehen.
Das Bleiben und Feststehen bewirken allerdings eine Bewegung, der sich immer mehr Menschen anschließen und die an Kraft gewinnt. Es ist für das Christsein grundlegend, die Verschränkung von Bewegung und Bleiben. Wenn wir im Evangelium weiterlesen würden, dann hörten wir die Worte von Jesus: Bleibt in meiner Liebe … wer in meiner Liebe bleibt, wird noch Größeres vollbringen als ich. Das in Jesus sein oder bleiben, bewirkt Dynamik. Wir sollten uns nicht zu sehr unter Druck setzen, was wir alles tun sollten oder müssten, sondern das Verwurzeln in Jesus, in seinem Wort, in seiner Liebe, wird Menschen um uns in Bewegung bringen.
Vermutlich hätten diese Aspekte – Mut zu sprechen und das Ermahnen, am Glauben festzuhalten – nicht genügt. Paulus und Barnabas stabilisieren die Gemeinden weiter, sie bestellen Älteste. Sie wählen Personen aus und übergeben ihnen Verantwortung. Es sind Älteste aus der Gemeinde, keine Personen von irgendwoher. Sie sind Älteste, die nicht einer Priesterklasse angehören.
Eine lebendige Gemeinde braucht Organisation, braucht Strukturen, braucht Verantwortlichkeiten. Die Apostel haben damals auf Älteste gesetzt, auf Menschen, die Erfahrung hatten, die mit den Menschen einer Gemeinde vertraut waren, die mit ihren Mitmenschen umgehen konnten. Es ist nicht möglich, einfach die Ämter der Apostelgeschichte auf das Heute zu übertragen. Damals war es eine werdende Kirche, mit oftmals kleinen Gemeinden in den verschiedenen Orten. Wir haben es heute mit einer Weltkirche zu tun, in der es gewachsene Traditionen gibt. Was uns die Apostelgeschichte allerdings aufzeigt ist, dass die Apostel auf Veränderungen in den Gemeinden reagieren, dass sie neue Ämter schaffen, um den Menschen in der Gemeinde gerecht werden zu können, bzw. das weitere Wachstum zu ermöglichen.
Wir erleben, dass in der Politik, Gesellschaft und in den Gemeinden viel in Bewegung ist. Es ist Papst Franziskus sehr wohl bewusst, deshalb hat er für die Kirche einen „synodalen Weg“ angestoßen. Er will und kann die anstehenden Herausforderungen nicht allein lösen. Er will möglichst viele einbinden und mitentscheiden lassen.
Neue Ämter haben die Apostel eingeführt. Wir dürfen in der Pfarre Neues erleben. Wir haben vom Bischof beauftragte Paare, die taufen und die Taufpastoral mittragen. Junge Frauen feiern mit Kindern und Erwachsenen – Eltern und Großeltern – die Kinderkirche. Diesen Mut zusprechen und das Feststehen im Glauben lässt die Gemeinde wachsen.
Paulus und Barnabas waren damals unterwegs. Dazwischen liegen viele Höhen und Tiefen der Kirche. Wir dürfen heute von ihnen nach wie vor ernten.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus der Offenbarung des Johannes anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten: