Christkönig: Ein Königtum das nicht genommen werden kann Drei unterschiedliche Annäherungsversuche in der Advent- und Weihnachtszeit zum Königtum Jesu
Jesus wird öfters mit dem Königstitel in Verbindung gebracht. Es gibt unterschiedliche Vorstellungen und Bilder, was jeweils damit angesprochen wird. Er ist ein Kind aus dem Haus Davids, als neugeborener König der Juden von den Sterndeutern gesucht. Jesus wehrte sich gegen den Versuch, ihn zum König zu machen. Erst bei der Verurteilung lässt er den Hoheitstitel König zu. Mit dem Titel „König“ verbinden sich differenzierte Botschaften. Diesen unterschiedlichen Zugängen widmet sich eine dreiteilige Serie im Vorarlberger Kirchenblatt.
„Das ist der König der Juden“
Matthäus berichtet uns bereits bei der Geburt, dass Jesus als König der Juden geboren wird (Mt 2,2). Die Sterndeuter aus dem Morgenland nennen ihn so. Bei den anderen Evangelisten ist keine Rede davon. Während der Lehrtätigkeit ist es bei Matthäus, Markus und Lukas nie ein Thema, dass Jesus ein König wäre. Nur bei Johannes taucht nach der Brotvermehrung das Bestreben des Volkes auf, ihn, Jesus zum König machen zu wollen (Joh 6,15). Er sagt nein. Ein König nach ihren Vorstelllungen zu sein entspricht nicht seinen. Doch am Ende seines Wirkens, als Jesus von Pilatus verurteilt wird, da teilen alle vier Evangelisten auf unterschiedliche Weise das Thema: Jesus, der König der Juden.
Vermutlich assoziieren die meisten mit König eine Gestalt, die reich ist, sich auf Wächter, Dienerinnen und Diener verlassen kann, die über Besitz und Macht verfügt, die vor schwerer (Hand-)Arbeit verschont bleibt und in einem Palast ein vornehmes Leben genießt.
Den König, den uns die Evangelien bei der Verurteilung vor Pilatus zeichnen, konterkariert völlig dieses Bild. Ihm bleiben Spott und Hohn. Keiner, der ihn verteidigen würde, nicht einmal die engsten Freunde. Er ist ein zum Tod Verurteilter, Opfer einer Willkürjustiz, einer Packelei von religiösen und politischen Gruppen, die ihre Privilegien schützen wollen.
Ein König anderer Art
Die Evangelien zeichnen Jesus gerade in dieser Situation als einen, der sich selber treu bleibt, der nicht in die Spirale von Gewalt und Gegengewalt, von Rache und Vergeltung einsteigt. Er schweigt zum zynischen Spott: Wenn du Gottes Sohn bist, dann hilf dir selbst und steig herab vom Kreuz (Mt 27,40; Mk 15,30). Er vermeidet bis zum Schluss das Verurteilen anderer. Er spricht vielmehr Trost und Rettung zu, so etwa dem rechten Schächer: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein (Lk 23,43). Aus seinem Mund kommt kein Wort der Verurteilung.
Jesus ist als Mensch ein König, weil er in Würde Mensch bleibt, sich nicht vom Hass vereinnahmen und hinunterziehen lässt. Er achtet selbst die Würde seiner Peiniger.
Ein König der Wahrheit
Johannes fügt einen weiteren Aspekt hinzu. „Da sagte Pilatus zu Jesus: Also bist du doch ein König? Er antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“ (Joh 18,37).
Jesus ist als König Zeuge der Wahrheit eines anderen Lebens. Es ist eine Wahrheit, die sich Glaubenden und Suchenden erschließt; eine Wahrheit, die um das Wirken Gottes in der Gegenwart weiß; um eine Liebe, die stärker ist als der Hass und der Tod. Die Gegner planen die Vernichtung Jesu. Es gibt eine andere Wahrheit, für die Jesus Zeugnis ablegt.
Wir feiern am Sonntag Christus als König. Es ist kein Fest der Eliten oder des Triumphes. Wir feiern einen König, der die Solidarität mit jenen lebt, die Spott, Verachtung und Vernichtung erleben, denen das Lebensrecht streitig gemacht wird, die dem treiben fragwürdiger religiöser und politischer Kräfte werden und die sich womöglich noch als Richter über gutes Leben aufspielen.
Das Bild eines solchen Königs begegnet uns in den Psalmen. Es sind königliche Tugenden: Aufrichtigkeit, in sich stehend, der Wahrheit und dem Leben dienend. In Psalm 47 ist Gott als König aller Völker besungen und gelobt. In der Passion bezeichnen viele Jesus im Spott als König. Sie ahnen nicht, wie authentisch und empathisch seine Königswürde ist.