Die uns leitende Bibelstelle (Gen 32,23-33) Jakobs Kampf am Jabbok oder mein Ringen mit der Bibel
Es ist eine der vielen biblischen Nachtgeschichten mit verschiedensten Themen und Facetten, die wir nie zur Gänze auszuloten vermögen. Wir haben sie als Schlüsselstelle für unser Bibelprojekt gewählt, weil sie wertvolle Impulse für die Arbeit mit der Bibel enthält.
Jakob ringt aufs heftigste eine ganze Nacht lang mit einem „fremden“ Mann. Er siegt und wird gesegnet, geht allerdings hinkend davon.
Die Auseinandersetzung mit der Bibel mag für viele wie das Ringen mit einem „Fremden“ sein. Viele der Gedanken, Geschichten, Gebete, Heilungen u.a. wirken fremd. Man mag sie sogar kennen und von ihnen gehört haben, aber wirklich berühren tun sie nicht. Und wenn dich dann ein Text berührt, läufst du Gefahr, dass er in dir etwas ausrenkt oder verrenkt.
Erwarte nicht, dass du schnelle Erkenntnisse gewinnst. Jakob kämpft und ringt eine Nacht hindurch. Erst in der Geduld und in der Ausdauer bis zur Morgenröte liegen die Chancen zum Sieg und Segen Jakob kam als Sieger aus dem Ringkampf hervor. Das Ringen mit diesem „Fremden“ macht einen Menschen zum „Sieger“. Auch dieser Gedanke mag jemandem fremd erscheinen, wer immer dieser „Fremde“ ist: Gott, dein Schatten, deine dunklen Seiten; das Unaufgearbeitete; das Verdrängte; das Lebensgeheimnis … Jakob ist in diesem Ringen vor allem zum Sieger über sich selbst geworden. Er wurde ein anderer. Er hat einen neuen Namen erhalten. Jakob, der „Fersenhalter“ wurde zu Israel, zum „Gottesstreiter“, zu einem Menschen, der es versteht mit Gott zu ringen und zu kämpfen und nicht mehr die Mitmenschen zu bekämpfen, zu übervorteilen oder zu betrügen. Es ist ein Sieg, der ihn neu und menschlich auf andere zugehen hilft.
Er hat mit dem „Fremden“ gerungen und ließ ihn nicht los, ehe er gesegnet werde.
Die Bibel nicht loslassen, mit ihr ringen bis sie mir auch durch eine Nacht hindurch an einem neuen Morgen zum Segen wird.
Die Auseinandersetzung mit dem biblischen Wort ist spannend, braucht Geduld, kann herausfordernd sein, kann bewirken, dass sich etwas ausrenkt. Das Dranbleiben birgt Segen, lässt mich menschlich werden und für andere zum Segen.
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