Eine Zeit der Herausforderung – “Vierzig Tage” Impulse zur Fastenzeit
Die Sintfluterzählung ist eine der vielen Rettungsgeschichten der Bibel. Sie greift Situationen auf, in denen die gesamte Menschheit in großer Gefahr ist. Sie ist reich an Bildern. Darin spiegeln sich die Ängste, Erfahrungen, Handlungsweisen und Hoffnungen der Menschen. Eine Reihe zur Fastenzeit mit Abschnitten aus der Erzählung will versuchen einige dieser Bilder zu erschließen:
„Im sechshundertsten Lebensjahr Noachs …
brachen alle Quellen der gewaltigen Urflut auf und
die Schleusen des Himmels öffneten sich.
Der Regen ergoss sich vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf die Erde“
(Gen 7,11 – 12).
„Die Flut auf der Erde dauerte vierzig Tage.
Das Wasser stieg und hob die Arche immer höher über die Erde“
(Gen 7,17).
„Da gedachte Gott des Noach sowie aller Tiere und allen Viehs,
die bei ihm in der Arche waren.
Gott ließ einen Wind über die Erde wehen und das Wasser sank“
(Gen 8,1).
Stimmen aus der Natur
Die Zahl vierzig meint in der Bibel immer eine Zeit der Erprobung, der Prüfung oder der Herausforderung. Vierzig Jahre ist das Volk Israel auf dem Weg durch die Wüste. Es bedeutete Entbehrung, Hungers und Durst, Hitze und Kälte. Zugleich begleiteten Konflikte und Aufruhr den führenden Moses und das Volk. Es gab vieler Stimmen, gespickt mit Vorwürfen und Unterstellungen. Manche wünschten sogar: Wären wir doch nur in Ägypten geblieben, auch wenn das der sichere Tod gewesen wäre.
Vierzig Tage ist Jesus in der Wüste und wird versucht. Er lebte mit wilden Tieren und Engel dienten ihm (Mk 1,13). Wilde Tiere – sie ängstigen und mahnen zur Vorsicht; gleichzeitig erfahren wir Engel in Form von Hilfe, Zuwendung und unvermuteten Schutz.
Vierzig Tage dauert die Flut. Es ist ein Leben auf äußerst beengtem Raum, mit unausweichlichen Konflikten, mit Lärm und Gestank, mit Blitz und Donner, mit Übelkeit und viel Dunkelheit. Vierzig Tage spitzt sich die Situation zu, ehe wieder das Abnehmen der Flut beginnt und Entlastung in Sicht ist. Aber auch die Zeit danach, als der Regen aufgehört hat, bleibt eine herausfordernde Zeit. Das erdrückende Zuwarten und geduldige Ausharren bleibt als einziger Ausweg.
Vielleicht ist ihnen beim Lesen der Sintfluterzählung aufgefallen, dass es zwei Angaben zur Dauer der Flut gibt. Die eine spricht von vierzig Tagen und eine andere von genau einem Jahr. Es macht einerseits deutlich, dass es der Bibel nicht um historische Berichte oder Fakten geht, sondern ist eine Lehrerzählung für den Umgang mit einer äußerst herausfordernden Zeit. Vierzig Tage oder ein Jahr – die Zeit ist begrenzt. Es wird wieder anders werden.
Bis dahin: Seid einander Halt und Rückhalt.