Kein Mensch ist zu gering um Geschichte zu schreiben 1. Lesung: Gen 3,9-15.20 | 2. Lesung: Eph 1,3-6.11-12| Evangelium: Lk 1,26-38
Maria wird von Gott erwählt. Dieses Festgeheimnis feiern wir heute. Es ist ein Fest, das die Römisch Katholische Kirche des 21. Jahrhunderts herausfordert.
Gott erwählt Maria – das einfache Mädchen aus Nazareth, einem kleinem, unbedeutendem Ort in Galiläa mit ca. 150 Einwohnern. Viele davon lebten teilweise in Höhlen.
Maria ist keine Frau aus dem Adel, keine Frau aus Sepphoris oder Bet Shean, keine Frau aus Kafarnaum oder Magdala, Orte, die damals Galiläa prägten. Maria ist eine Frau ohne Schulbildung. Sie wird von Gott angesprochen – erwählt -, um mit ihr – im wahrsten Sinne des Wortes – Heilsgeschichte zu schreiben. Das Fest Maria Erwählung ruft in Erinnerung, dass für Gott kein Mensch zu gering und unbedeutend ist, um mit ihr oder ihm Geschichte zu schreiben.
Gott erwählt Maria: eine einfache Frau. Wir feiern nicht, dass Gott jemanden aus der Priesterschaft oder Hohepriesterschaft in Jerusalem erwählt hätte oder einen der vielen Syngagogenvorsteher der damaligen Zeit. Gott hat Maria erwählt, sein Wort in die Welt zu tragen bzw. sein Wort der Welt zu schenken. Seit Jahrhunderten wird Maria im Hochgebet vor den Aposteln erwähnt und angerufen.
Gott erwählt eine Frau und spricht ihr eine besondere Würde im Heilswirken zu. Es muss verwundern, dass Teile der Kirche Ähnliches heute den Frauen nicht zumuten und nur Männer für erwählt halten. Gott hat den Menschen als Ab- und Ebenbild geschaffen – als Mann und Frau. Der Hintergrund des Neuen Testamentes ist eine patriarchale Gesellschaft. Der Evangelist übt mit seiner Botschaft Kritik an ihr – und dies gründlich.
Es ist bedauerlich, dass Maria so oft in ihrer Verehrung für das Gegenteil verwendet wird. Ein wichtiger Grund dürfte in der Formulierung liegen: Maria sei Magd des Herrn. Sie ist eine Magd bezogen auf Gott. Daraus abzuleiten, dass sie auch Magd der Herren, der Männer sei, ist schlicht eine Fehldeutung. Daraus abzuleiten, dass Frauen für Ämter in der Kirche nicht würdig sind, ebenso.
Gott hat Maria erwählt: eine Frau!
Er hat sie erwählt, in einer für sie schwierigen, familiären Lebenssituation. Das Kind ist von Anfang an gefährdet. Die Unsicherheiten sind groß. In diese Situation hinein erfolgt ihr Ja zu dem, was Gott ihr zumutet, zu seinen Plänen und zum neuen Leben.
Wie Maria sind wir – jede und jeder – Erwählte Gottes, um Ja zum Leben zu sagen, auch dann Ja zu sagen, wenn nicht alles wohl vorbereitet, entschieden und eingerichtet ist, wenn vielleicht noch manche Fragen offen sind.
Gott hat Maria erwählt und ihr viel zugemutet. Einer Kirche, die im 21. Jahrhundert ernst genommen werden will, wird es anstehen, die Zumutungen Gottes zu ihrem Gebet werden zu lassen.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Genesis anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Ephesus anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
Ein Kommentar zu “Kein Mensch ist zu gering um Geschichte zu schreiben 1. Lesung: Gen 3,9-15.20 | 2. Lesung: Eph 1,3-6.11-12| Evangelium: Lk 1,26-38”
Natürlich ist kein Mensch zu gering um Geschichte zu schreiben. Am besten geht das wohl aber, wenn man sich an das Wort Gottes hält. Wer hat mehr Geschichte geschrieben als Jesus? Wer sich an der Bibel orientiert und danach handelt, kann großes bewirken. Mit Gottes Hilfe ist alles möglich!