Mit heiligem Geist getauft 1. Lesung: Jes 40,1-5.9-11|2. Lesung: Tit 2,11-14; 3,3-7|Evangelium: Lk 3,15-22
Lukas greift im Rahmen der Taufe Jesu mehrere Themen auf, die vor allem dann zu Tage treten, wenn der größere Zusammenhang in den Blick genommen wird.
Da werden zunächst Erwartungen geklärt. Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei. Johannes der Täufer wehrt ab: Ich taufe nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich … Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen. Johannes nimmt sich zurück. Er stellt sich in den Dienst der Botschaft, in den Dienst des Volkes. Er kämpft nicht um einen großen Namen, Anerkennung oder gar eine Vormachtstellung. Als der Evangelist Lukas diese Zeilen schreibt, dürfte er auf den Konflikt zwischen den Jüngern des Johannes und den Jüngern Jesu klärend eingegangen sein. Es gab Diskussionen welcher von den beiden die größere Autorität habe: Johannes der Täufer oder Jesus?
Johannes bezeugt, dass bei der Taufe auf Jesus der Heilige Geist herabkam. Heiliger Geist – was ist das?, mag man fragen. Ist es nicht eine nebulose Größe? Für Lukas ist der Heilige Geist ein Thema, das sich durch sein ganzes Werk – Evangelium und Apostelgeschichte – durchzieht. Es fängt bei Maria bei der Empfängnis an. Der Engel sagt zu Maria: Heiliger Geist wird über dich kommen (Lk 1,35).
Auch bei der Taufe Jesu wird auf das Wirken des Heiligen Geistes verwiesen. Er wird von ihm erfüllt und durchdrungen. Bei der Taufe betend kommt der Heilige Geist auf Jesus herab verbunden mit der Zusage: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden. Diese Stimme hat für ihn Bedeutung. Die Kindheit Jesu ist alles andere als konfliktfrei. Er erlebt Ablehnung und Ausgrenzung. Selbst mit den Eltern – z.B. als Zwölfjähriger im Tempel – gibt es Konflikte.
Es ist Heiliger Geist, der Jesus dieses Angenommen sein und Wohlgefallen bei Gott zuspricht. Jesus – nochmals – ist durchdrungen vom Heiligen Geist. Dieser Heilige Geist führt ihn als erstes dann in die Wüste und konfrontiert ihn mit den Versuchungen (Lk 4,1-13). Es handelt sich um einen Klärungsprozess – angeleitet vom Heiligen Geist. In den Versuchungen geht es um die Fragen: Wofür lebe ich? Wofür setze ich meine Charismen, meine Fähigkeiten und Kräfte ein? Wofür nütze ich meine Macht? Will ich Karriere machen oder stelle ich mich in den Dienst des Volkes? Lukas verbindet diesen Klärungs- und Reinigungsprozess mit dem Wirken des Heiligen Geistes.
Von Jesus, der erfüllt mit Heiligem Geist seine Orientierung gesucht hatte, heißt es dann weiter: Er kehrte erfüllt vom Heiligen Geist nach Galiläa zurück und begann zu wirken (Lk 4,14f). Mit dessen Kraft verkündete er die Botschaft, bot dem Sturm auf dem See Einhalt, heilte Menschen, ging auf die Sünder und die Menschen am Rande zu.
Dieser Geist nahm Jesus mit bis in die letzte Stunde. Da heißt es bei Lukas – es sind die letzten Worte Jesu: „Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk 23,46). Von diesem Geist ließ er nichts verloren gehen. Er hat ihn bewahrt, bzw. der Geist bewahrte Jesus auf seinem Weg bis in die letzte Stunde.
Dieser Heilige Geist hat am Pfingstfest die Jünger erfasst. Er kam auf jede und jeden in Feuerzungen herab. Er hat sie von der Furcht vor den Menschen, vor allem den Gegnern des Evangeliums befreit. Der Geist wirkte das Wachsen der Gemeinschaften und Gemeinden.
Wir kehren nochmals zur Taufe Jesu zurück. Johannes spricht nicht nur davon, dass Jesus mit Heiligen Geist getauft wurde, sondern auch mit Feuer. Wenn in der Bibel von Feuer die Rede ist, dann gibt es immer wieder Menschen, die assoziieren damit Fegefeuer oder gar Hölle.
Es gilt den Zusammenhang zu sehen. Lukas hält unmittelbar danach fest: Schon hält er – Jesus – die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit dem Auftreten Jesu beginnt Erntezeit. Der Weizen, die gute und sichernde Lebensgrundlage soll eingebracht werden. Wenn Menschen im Geist Gottes miteinander leben und füreinander sorgen, entsteht viel Menschliches, Würde, Zusammenhalt und Achtung, oder man könnte auch sagen: Es gewinnt das Leben in einem versöhnten Miteinander. Das, was der Heilige Geist bewirkt, soll gesammelt, gelobt, bedankt und gepriesen werden.
Was nicht gebraucht wird, die Spreu soll verbrannt werden. Nicht gebraucht werden Unrecht und Ungerechtigkeit, Gewalt, Erpressung, korruptes Verhalten, Angstmacherei, Heimtücke u.ä. Wir werden von Jesus getauft – mit Heiligen Geist –, um diese unnütze Spreu in unserer Mitte zu verbrennen.
Liebe Gläubige, vielleicht erleben wir im Moment in eindrücklicher Weise, dass die Kirche mit Heiligem Geist getauft wird: im Aufdecken des Missbrauchs, im Lernen des Dialogs und dem Verbrennen von Elementen des klerikalen Machtgehabes, im Öffnen der Ämter für die Frauen, im Schwinden der Privilegien von Klerikern; im Wandel der Kirche, die mit den Menschen neu in unserer Zeit die Spuren Gottes sucht; eine Kirche, in der Menschen ihrem Heiligen Geist trauen, Quellen der Kraft und Resilienz aufspüren.
Bei der Taufe Jesu kam Heiliger Geist und Feuer auf Jesus herab, so hat es Johannes bezeugt. Wir müssen und dürfen heute mit dem Heiligen Geist und Feuer rechnen.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus an Titus anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
Ein Kommentar zu “Mit heiligem Geist getauft 1. Lesung: Jes 40,1-5.9-11|2. Lesung: Tit 2,11-14; 3,3-7|Evangelium: Lk 3,15-22”
Danke, lieber Erich,
für Deine klaren Worte zum heutigen Evangelium. Du/Ihr schreibt immer so gut verständlich auch für uns Laien. Gerade im zweitletzten Absatz erklärst Du sehr gut das Wirken des Heiligen Geistes in der heutigen Zeit. Möge er gerade in dieser schwierigen Zeit die Menschen begleiten, die Entscheidungen zu treffen haben.
Schöne Grüße Gertrud Geser