Nicht mehr als eine Luke öffnen Impulse für die Fastenzeit
Die Sintfluterzählung ist eine der vielen Rettungsgeschichten der Bibel. Sie greift Situationen auf, in denen die gesamte Menschheit in großer Gefahr ist. Sie ist reich an Bildern. Darin spiegeln sich die Ängste, Erfahrungen, Handlungsweisen und Hoffnungen der Menschen. Eine Reihe zur Fastenzeit mit Abschnitten aus der Erzählung will versuchen einige dieser Bilder zu erschließen:
„Nach vierzig Tagen öffnete Noach das Fenster der Arche,
das er gemacht hatte, und ließ einen Raben hinaus.
Der flog aus und ein, bis das Wasser auf der Erde vertrocknet war.
Dann ließ er eine Taube hinaus, um zu sehen,
ob das Wasser auf den Erdboden abgenommen habe.
Die Taube fand nichts, wo sie ihre Füße ruhen lassen konnte und
kehrte zu ihm in die Arche zurück. …
Dann wartete er noch weitere sieben Tage und ließ wieder die Taube aus der Arche.
Gegen Abend kam die Taube zu ihm zurück und siehe:
in ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Ölzweig.
Da wusste Noach, dass das Wasser auf der Erde abgenommen hatte.
Er wartete noch weitere sieben Tage und ließ die Taube hinaus.
Nun kehrte sie nicht mehr zu ihm zurück“ (Gen 8,6-12).
Stimmen aus der Natur
Noach öffnet die eingebaute Luke der Arche. Das Öffnen des großen Tores würde das ganze Projekt in Gefahr bringen. Noach macht sich kundig: Was ist draußen der Stand? Was geht und was nicht? Das Öffnen einer Luke ist eine im Leben öfters angewandte Strategie. Bei Begegnungen mit unbekannten Menschen ist eine Luke des Herzens geöffnet. Wir prüfen das Umfeld und die Zeichen, ob wir dem Menschen oder einer Sache trauen können ohne Schaden zu nehmen. Nach Konflikten öffnen wir ebenso solche Luken, um ein Signal der Entschuldigung oder des Entgegenkommens auszusenden.
In unsicheren oder herausfordernden Zeiten gilt es Vorsicht walten zu lassen, Schritt für Schritt vorzugehen, Möglichkeiten des Neuanfangs zu testen. Beachtenswert ist welche Wertschätzung Noach dabei der Natur entgegen bringt.
Noach lässt als erstes einen Raben ausfliegen. Der Rabe kommt zurück. Ihm, der sich von totem Fleisch ernähren könnte, fehlt es noch an allem. Als der Rabe dann ausbleibt, lässt Noach eine Taube losfliegen. Beim ersten Mal findet sie nichts, wo sie ihre Füße hätte lassen können. Nach sieben Tagen kommt sie am Abend mit einem Olivenzweig zurück. Nach weiteren sieben Tagen kehrt sie nicht mehr zurück. Noah weiß nun, dass die Zeit gekommen ist, mit der Familie und allen Tieren die Arche zu verlassen.
Das Bewältigen von Krisen ist ein schrittweises Vorgehen. Es ist ein tastendes Suchen, ein Ausprobieren. Was uns die Erzählung auf eindrückliche Weise nahelegt: die Verbundenheit mit der Natur. Es gilt ihre Signale ernst zu nehmen. Wenn sie Schaden leidet, leidet auch der Mensch. Wenn sie stirbt, stirbt auch der Mensch. Wenn sie lebt und aufblüht, kann auch der Mensch leben und aufblühen.
Ein Kommentar zu “Nicht mehr als eine Luke öffnen Impulse für die Fastenzeit”
Was in der Thevah gerettet werden mußte, waren nicht die Tiere selbst, sondern das Wissen, wie die Pflanzen- und Tierkulturen, wie alle anderen Kultureinrichtungen wiederhergestellt werden können.
Weinreb, Symbolik. S. 17: . «aber in Wirklichkeit sind die Tiere Ausdruck von Gedanken, Ideen, ‘Dingen an sich, also von höchst wichtigen Dingen»