Teilhaben am Königtum Jesu Christi 1. Lesung: Sam 5,1-3| 2. Lesung: Kol 1,12-20| Evangelium: Lk 23,35-43
Wir feiern den Christkönigssonntag. Der Titel König für Christus ist gewagt. Jesus wehrt sich bis zum Schluss König genannt zu werden. Bei Lukas lässt er den Titel erst als Gekreuzigter (ohne Gegenwehr) zu. Soldaten, die ihn verspotten, verhöhnen ihn als König: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!
Um Jesu als König zu verstehen ist ein Blick auf das Königtum Davids zu werfen. Lange Zeit gab es im Volk Israel Widerstände gegen die Einführung eines Königtums. Es sagte sich: Ihr König ist Gott, der Lebendige. Er regiert und herrscht. Doch dann gab es Kräfte – und sie nahmen zu –, die sich an den Nachbarvölkern zu orientieren begannen. Sie wollten ein Königtum.
Propheten wehrten sich mit den Argumenten: Mit einem Königtum ergeht es uns auch wie den anderen Völkern. Der König wird einen Hof Stab errichten, der kostet. Er lässt für sich arbeiten. Er hält Sklaven und Mägde. Er wird ein Heer aufstellen und Kriege führen. Unsere Kinder werden zu Tode kommen. Ein letzter großer Versuch sich gegen das Königtum auszusprechen, unternimmt Jotam. Mit einer grandiosen Fabel, beschrieben im Buch der Richter, Kap. 9,. tritt er dagegen auf. Er verwendet Bilder: Weder Feigenbaum noch die Traubenrebe nehmen das Amt an, sondern das Königtum wird dem Dornenstrauch überlassen werden. Jotam scheitert. Das Volk entscheidet sich gegen sein prophetisches Wort und führt das Königtum ein.
David zählt zu einen der ersten Könige und er hat – nochmals – ein besonders Verständnis von Königtum. Bereits in seinem Namen zeigt sich das Programm. David heißt: Geliebter, Liebender, Versammler. Nicht seine älteren Brüder, die teilweise bigottisch und ruhmsüchtig sind, taugen für das Amt, sondern eben Liebende und Versammler.
David wird von Samuel gesalbt. Er bleibt aber weiter Hirte ohne Thron, Heer und zumindest in den Anfängen auch ohne Palast. Sein Königtum zeigt sich in „königlichen“ Haltungen: David wehrt sich dagegen, den Vorgänger und Konkurrenten König Saul zu bekämpfen. Er verschont ihn, obwohl er zweimal die Gelegenheit gehabt hätte ihn zu töten. Er hält Saul für den Gesalbten Gottes. David bewahrt gegenüber Saul Respekt und Achtung.
David bis zur Salbung in Hebron (die heutige Lesung), ein König ohne Thron, Land und Hof Stab. Er bleibt zunächst ein Hirte. Er trägt Sorge, dass alle mitkommen, auch die schwachen und verwundeten. Er geht hinter der Herde, hinter dem Volk her, um sie zu sammeln und sie wieder in den sicheren Stall zu bringen. Der Hirte sorgt dafür, dass alle das zum Leben Notwendige haben.
Eine weitere königliche Haltung zeigt sich bei David: Die militärisch starken Philister fordern Israel zum Kampf heraus. Die beiden Völker bauen Fronten auf und stehen sich in einem Tal gegenüber. Israel vergeht vor Angst. Da kommt David zum Lager Israels hinzu. Die Brüder wollen ihn nach Hause schicken. Was kann der Hirte David in einem Kampf schon ausrichten? David tritt gegen den Riesen Goliat an. Kein anderer wagte den Kampf gegen den Riesen.
Es wird David eine Rüstung umgelegt. Sie ist ihm zu eng und hinderlich. Er legt sie wieder ab. Er vertraut allein seiner lächerlichen Steinschleuder. Mit ihr trifft er mit einem Panzer ausgestatteten Riesen Goliat tödlich.
Die Erzählung macht deutlich, dass es kein militärischer Sieg, sondern ein Sieg der Gewaltlosigkeit, des Mutes ist, der Sieg einer gut überlegten Strategie und des Vertrauens auf Gott ist.
Das Königtum Davids zeichnet sich nicht durch Machtfülle, Reichtum, Glanz und Glorie aus, sondern in den gelebten „königlichen“ Haltungen aus, wie: Achtung, liebende Aufmerksamkeit, Menschlichkeit, der Sorge um Gerechtigkeit, beziehungsweise allen ein Leben in Würde zu ermöglichen.
Vielleicht wird auf diesem Hintergrund auch das Wort Jesu verständlicher: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Es ist kein Königtum, in dem die Untergebenen Spielball irgendwelcher Ränke- und Machtspiele sind und ihr Leben nicht zählt.
Durch die Taufe nehmen wir Teil am Königtum Jesu Christi. Ja, mit diesen „biblisch-königlichen“ Haltungen sind wir gerufen, die Welt zu gestalten, umzugestalten, zu regieren, Könige u. Königinnen zu sein. Unser Papst hat im Jahr 2015 eine der wichtigsten königlichen Haltungen besonders in den Blick genommen, nämlich: die Barmherzigkeit – das ins Herz schließen in Not Geratener, Schuldiggewordener, an den Rand Gedrängter.
Wie zynisch klingt dann der Satz: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch zweiten Buch Sámuel anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Kolóssä anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten: