
Umgang mit Zwängen 1.Lesung: Jes 50,4-7| 2.Lesung: Phil 2,6-11| Evangelium: Lk 22,14-23,56
Die gesamten Passions- und Ostererzählungen der Evangelien sind vielschichtig und sie sind mehr als die Erzählung eines historischen Ereignisses. Sie deuten zugleich auf unterschiedliche Weise die Vorgänge, das Verhalten von Personen, versteckte oder offene Solidarität mit Jesus, beziehungsweise Widerstand Leistende, aber ebenso kommen ins Blickfeld die Zuschauenden und mit den Schergen Mitspielenden.
Auf zwei Situationen, Personen möchte ich eingehen.
Im Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem haben wir gehört, dass einige der Pharisäer – es sind nicht alle –, die das Geschehen vom Ölberg herab mit dem Tun der Jünger verfolgen, Jesus zurufen: Meister, weise deine Jünger zurecht! Die Jünger lobten nämlich Gott und riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! Ihr Tun erinnert an den Propheten Sacharja. Ich zitiere: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und reitet auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin. Ausmerzen werde ich die Streitwagen und die Rosse aus Jerusalem, ausgemerzt wird der Kriegsbogen. Er wird den Nationen Frieden verkünden; und seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde“ (Sach 9,9-10).
Man kann mit Recht die Frage stellen: War die Sorge der Pharisäer nicht berechtigt? Jesus reitet auf einem Fohlen in die Stadt. Er und seine Jünger provozieren die eigenen Leute und nicht zuletzt die Römer, die Besatzungsmacht. Die Pharisäer wollen jeden Aufruhr, jede Konfrontation und jeden Ärger meiden. Ja, sie wollen in der angespannten Situation ein Blutvergießen verhindern. Ist ihr Anliegen nicht berechtigt?
Die Pharisäer haben bei uns einen schlechten Ruf, das heißt für uns sind sie vorwiegend in der Rolle von Gegenspielern Jesu, die Jesus nicht wohlgesonnen waren. Jesus entscheidet anders. Er reitet weiter auf seiner Eselin. Er lässt die Jünger gewähren. Er provoziert und fordert heraus.
Vielleicht ahnen wir den Konflikt, den jede und jeden treffen kann. Wo ist die Grenze zwischen Stillhalten und Widerstand, zwischen dem Dulden von Unrecht und Hinstehen für Recht und Gerechtigkeit. Wir wissen, dass die Jünger jetzt noch mit Jesus mitgehen, aber dass es dann doch anders kam.
Als zweites nenne ich den Simon von Zyrene. Er wird gezwungen das Kreuz Jesu zu tragen. Lukas erwähnt eigens, dass er es nicht freiwillig tut. Er wird gezwungen. Lukas lässt offen, warum sich Simon weigern will. Es kann sein, dass er nicht mit dem Schicksal eines Gekreuzigten in Verbindung gebracht werden will. Es kann aber genauso sein, dass er sich gegen die Römer und ihrer Machenschaften, gegen das Urteil, gegen diese brutale Form der Hinrichtung stellt.
Der Umgang mit Zwängen. Wann geben wir ihnen nach? Wann nicht? Was würde ich in der Rolle des Simon von Zyrene tun? Der Evangelist Lukas konfrontiert uns mit solchen Fragen.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
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Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philíppi anhören möchten:
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Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
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In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.
Ein Kommentar zu “Umgang mit Zwängen 1.Lesung: Jes 50,4-7| 2.Lesung: Phil 2,6-11| Evangelium: Lk 22,14-23,56”
Warum Krisen manchmal zu einer Veränderung führen?
Jesus hat freiwillig, durch sein Leiden, sein Sterben und seine Auferstehung, die Schuld von den Menschen genommen.
Menschen werden oft, durch politische Systeme -Diktaturen-, Krankheiten, Naturkatastrophen und Kriege, gezwungen Leid zu ertragen. Um so mehr die menschliche Akzeptanz dieser Erschwernisse zunimmt, desto einfacher kann die Realität ertragen werden und die menschliche Entwicklung geschieht automatisch.
Gesegnete Grüße