Wenn Fragen bleiben 1. Lesung: Apg 2,14.22b-33 | 2. Lesung: 1 Kor 15,1-8| Evangelium: Lk 24,13-35
Es ist die Taktik vieler Krimis, dass der Zuseher bereits weiß, wer der Verbrecher ist, die handelnden Personen im Film aber noch nicht. Es ist spannend wie die Agenten dann den Fall Schritt für Schritt aufklären.
Die Evangelien und im Besonderen die Erzählung von den Emmausjüngern haben einen ähnlichen Zugang. Der Leser weiß um den Ausgang bzw. um die Botschaft. Es wird erzählt, wie es zu dieser Botschaft kommt.
Wir wissen, dass Jesus auferstanden ist. Die Jünger gehen noch blind dahin. Wir kennen den Auferstandenen, den Dritten in dieser Runde, doch die Jünger erleben ihn als Fremden. Wir wissen um die Schrift und den Sinn der Prophetie, doch den Jüngern bleiben nur Fragen.
Wir hören und lesen die Bibel zunächst als Zuschauer. Ich denke, dass dies unwahrscheinlich hilfreich ist. Es ist dann das Leben selbst, das uns zu „Mitspielern“ werden lässt. Das Leben nimmt uns in die Geschichte mit Gott hinein. Das Leben, das uns herausfordert durch: Entscheidungen, Enttäuschungen, Schicksalsschläge, Zweifel, vielleicht sogar Verzweiflung. Es nimmt uns in die Geschichte mit Gott hinein wie die zwei Jünger, einer heißt: Kleopas. Den Namen des anderen kennen wir nicht. Wenn die Bibel auf einen Namen verzichtet, dann ist meistens der Hörer oder Leser angesprochen.
Situationen, in denen es zum Davonlaufen ist, da dürfen wir mit IHM, dem Auferstandenen rechnen, dass er sich zu uns gesellt. Vielleicht meinen wir die Situation, das Problem oder den Fall zu kennen, aber ist es wirklich das Wissen um die ganze Sache?
40 Stadien weit laufen sie miteinander und reden. Es ist ein weiter Weg. Es ist ein langes Gespräch. Es steckt viel Zeit dahinter. Die Lösung, die uns da zugemutet wird, ist nicht vertraut, sondern fremd. Lösungen, die voller Hoffnung sind, gehen von Erkenntnissen aus, die uns zunächst völlig fremd erscheinen.
Für Gläubige schließt es den Dialog mit der Bibel ein. Die Bibel schreibt nicht vor, was wir zu tun haben, sondern sie hilft die Situation zu verstehen, die Situation richtig zu deuten, damit wir die Erfahrung richtig einordnen können.
Diese Emmausgeschichte gilt nicht allein den Frommen, sondern sie sagt, wo zwei Menschen ernsthaft miteinander auf dem Weg sind, einander zu verstehen suchen, einander das Leben deuten helfen, ist ER mit dabei. Hilfreich ist es, wenn du dabei Gottes Wort einbringen kannst, damit ein weites Denken möglich wird und Menschen nicht in der Enge ihrer kleinen Welt ersticken.
Ein letzter Hinweis: Sie erkennen ihn, als sie das Brot brachen. Als sie in Jerusalem aufbrachen, da waren sie jene, die meinten noch alles zu wissen und zu verstehen. Ihre Vorwürfe richten sich gegen die Hohenpriester und Führer. Und sie hatten vor allem eine Vorstellung, wie die Erlösung aussehen müsste, nämlich anders als erlebt.
Beim Brotbrechen gehen ihnen die Augen auf. Erlösung liegt nicht im vermeintlichen Wissen, richtig oder besser Wissen; es liegt nicht in Vorwürfen, sondern im Teilen des Brotes, im Teilen des Lebens, in der dankbar gelebten Solidarität.
Diese dankbar gelebte Solidarität öffnet die Augen für eine andere Welt, für die Welt Gottes, die Feuer und Kraft und vor allem Leben hat.