Jesu gestaltende Kraft bleibt 1. Lesung: Jes 52, 13-53,12|2. Lesung: Hebr 4,14-16;5,7-9|Passion Joh 18,1-19,42
Am Karfreitag hören wir die Passion nach dem Evangelisten Johannes. Bei ihm stehen nicht das Leiden Jesu und die erlittenen Qualen im Vordergrund, sondern sein Evangelium dürfte eine persische Königsinthronisation zum Vorbild haben. Sie erzählt, wie ein König erwählt, dem Volk vorgestellt und auf den Thron erhoben wird. Johannes erzählt zwar den Tod Jesu aber zugleich, dass Jesus als der neue und bleibende König – allerdings nicht als ein König dieser Welt: gewaltbereit, populistisch, offen für dunkle Machenschaften – eingesetzt wird.
Es würde den Rahmen sprengen, auf alle Einzelheiten einzugehen, aber einige wenige Punkte darf ich erläutern:
Zunächst die Szene, in der Jesus vor Pilatus steht: Jesus steht da. Pilatus dagegen rennt hin und her, in das Gebäude hinein und wieder heraus. Er ist ohne Stand und hat auch keinen eigenen Standpunkt. Er ist Spielball der Stimmungen und Stimmungsmache. Er gibt letztlich dem Druck der Schreier nach. Ein Spiegelbild dessen wie oft scheinbar Mächtige mit ihrer Macht umgehen.
Jesus steht, hat Stand, steht zu sich und bleibt sich treu. Er verbiegt sich nicht. Vor ihm fallen die so scheinbar starken Soldaten um.
Eine andere Szene: Man bedenke, was da an Kritik an den Autoritäten bzw. am damaligen Gerichtswesen mitschwingt. Pilatus, der urteilt und verurteilt, weiß nicht, was Wahrheit ist! Die Frage: Worauf beruht dann das Urteil?
Was ist Wahrheit? Wie leicht sind wir versucht, zu urteilen, andere zu verurteilen. Kennen wir dabei wirklich die Wahrheit? Von Jesus wissen wir, dass er nicht gekommen ist zu verurteilen, sondern zu retten (Joh 3,17). Er hält es bis zuletzt durch: das nicht Urteilen und Verurteilen. Karfreitag ruft uns in Erinnerung, dass wir das Urteilen lassen sollen. Wir dürfen es bei Gott lassen.
Johannes schildert schließlich den Tod Jesu: „Jesus neigte das Haupt und übergab den Geist“. Nach Johannes bleibt Jesus bis zum Schluss der Handelnde und Gestaltende. Er neigt sein Haupt. Es ist kein passives Fallen. Und weiter: Er übergab den Geist. Dies meint das Sterben und zugleich liefert Johannes die Botschaft mit: Jesus gibt als Gabe seinen Geist der Welt weiter. Sein Geist bleibt in der Welt – als Gabe. Sein Geist führt heute sein Werk fort. Der Geist Jesu bleibt als gestaltende Kraft und Liebe in der Welt.
Es ist Botschaft der Passion des Johannes: Der Geist Jesu wirkt in der Welt weiter. Sein Königtum ist ein Rettendes, das kein Richten und Verurteilen kennt.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Hebräerbrief anhören möchten:
Wenn Sie die Passion aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten:
Die Verhaftung Jesu/Jesus vor Hannas:
Jesus vor Pilatus:
Kreuzigung, Tod und Begräbnis Jesu: