Vom Umgang mit Vermögen 1. Lesung: Apg 4,32-35|2. Lesung: 1 Joh 5,1-6|Evangelium: Joh 20,19-31
In der Apostelgeschichte werden uns die Anfänge der jungen Gemeinden geschildert. Die heutige Stelle beschäftigt sich mit der Gütergemeinschaft der ersten Christen. Unerwähnt bleibt, dass als erstes Thema „das Gebet der Gemeinde“ behandelt wurde. Erst aus dem gemeinsamen Beten resultiert die Bereitschaft, Güter gemeinsam zu teilen, damit keiner aus der Gemeinde in Not gerät. Das gemeinsame Gebet geht auch der Schilderung eines redlichen, ethischen, gewissenhaften Umgangs mit Vermögen voran. Es wird eine Gemeinschaft geschildert, in der alle das einbringen, was sie einbringen können, damit niemand einen Mangel leidet. Leider wurde der heutige Schrifttext nicht nur der wesentlichen Hinleitung zum Thema beraubt, sondern überhaupt des ganzen inhaltlichen Zusammenhanges.
Die Erzählung möchte zwei unterschiedliche Vorgehensweisen des Spendens und des Umgangs mit Geld schildern. Zuerst wird das Vorgehen von Josef geschildert – einem Zugereisten, der von den Aposteln den Spitznamen „Barnabas“ erhalten hat. Er hatte einen Acker, verkaufte ihn und hat den gesamten Geldwert für die Bedürftigen zur Verfügung gestellt. Sein Name ist Programm. Barnabas bedeutet „Sohn des Trostes“. Er stiftet sein Vermögen zur Linderung der Not anderer Gemeindemitglieder. Anschließend kommt jener Teil, der leider weggelassen wird. Das Ehepaar Hananias und Saphira besitzt ebenfalls einen Acker, den es verkauft. Allerdings behalten sie einen Teil des Verkaufspreises zurück.
Petrus mahnt darauf Hananias: „Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast? Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch tun, was du wolltest? Warum hast du dir dies in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen“.
Bedeutend ist, dass nicht die freie Entscheidung über das Eigentum in Frage gestellt wird, sondern – mit heutigen Worten könnte man sagen, die mangelnde Transparenz –, die Unehrlichkeit und die Hinterlist.
Petrus verweist darauf, dass das Ehepaar nicht „nur“ die Menschen belogen habe, sondern Gott. Es ist Gott und es sind die Menschen mit dieser unehrlichen Handlung verletzt worden. In der zweiten Lesung aus dem ersten Brief des Johannes wird sehr schön beschrieben, was die Grundlage von Liebe bzw. Respekt in einer christlichen Gemeinschaft ist: „Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen. Denn darin besteht die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer“. Die Gebote dienen dazu, dass man sich auf einen ethischen und moralischen Grundkonsens verlassen kann – auch beim Einsatz von Spenden und der Verwaltung von Geldern.
In den Anfängen der ersten Christengemeinden waren die finanziellen Belange noch überschaubar. Vieles hat sich in der Kirche verändert. Heute verantworten Ehrenamtliche in den Pfarren als Pfarrkirchenräte und Angestellte der Diözesen die Finanzgebarung und den Umgang mit Geld.
Die heute gehörten Worte sind aber immer noch eine gute Handlungsmaxime, wie in der Kirche mit Geld umgegangen werden soll. Das gemeinsame Beten ist die Grundlage dafür, dass Vertrauen wachsen kann. Einerseits, dass Menschen vertrauen dürfen, dass sie sich mit ihren finanziellen Nöten oder anderen Bedürfnissen an die Pfarrgemeinde wenden können und ihnen geholfen wird. Andererseits, dass bei der Verwaltung der Spenden alles transparent dargestellt wird, dass bei Investionen Wert und Preis übereinstimmen. Heute würde man sagen, es geht um Compliance, die Regeltreue bei der Einhaltung von Gesetzen, Richtlinien und ethischer Standards. Compliance soll gewährleisten, dass Gelder ausschließlich zweckgewidmet verwendet werden, Ausgaben und Entscheidungsprozesse nachvollziehbar sind und Mangelverwaltung frühzeitig erkannt wird. Die Ordensgemeinschaften in Österreich haben dazu eine eigene Handreichung ausgearbeitet. Genauso wie damals ist es eine Bedingung für eine gut funktionierende Gemeinschaft, dass man sich auf Angaben und Vereinbarungen verlassen kann.
Als Hananias die Worte hörte, dass er nicht die Menschen, sondern Gott belogen habe, fiel er zu Boden und gab den Geist auf, ebenso später seine Frau Saphira. Sie waren tot und man begrub sie. „Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die das hörten“. Mit heutigen Worten könnte man die Furcht der ganzen Gemeinde, vielleicht so übersetzen: Sie bekamen großen Respekt vor der Verantwortung, die man im Umgang mit Vermögen hat: Gegenüber dem eigenen Vermögen, das es zu teilen gilt, dem daraus resultierenden Vermögen der Gemeinschaft, das dafür zu verwenden ist, dass keiner einen Mangel oder Nöte erleiden muss, und der Tatsache, dass man bei einer intransparenten Verwendung der Mittel nicht nur die Menschen belügt, sondern Gott.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem ersten Johannesbrief anhören möchten:
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