Gott sucht bis er findet 1. Lesung: Jos 5,9a.10-12|2. Lesung: 2 Kor 5,17-21|Evangelium: Lk 15,1-3.11-32
Das Gleichnis vom barmherzigen Vater, bzw. verlorenen Sohn ist vielen sehr vertraut und dennoch lohnt es sich, nach Tiefen dieser Erzählung Ausschau zu halten.
Zunächst einmal: Warum erzählt Jesus diese Geschichte? Zöllner und Sünder kommen zu Jesus und wollen ihn hören. Da empörten sich die Pharisäer und Schriftgelehrten, vor allem deswegen, weil er mit ihnen aß. Sünder – wen würden wir heute dazu rechnen: Kriegstreiber, Missbrauchstäter, Menschenhändler, Drogendealer, u.a. Sie wollen Jesus hören? Er isst mit ihnen? Hätten wir da vielleicht auch Mühe?
Es wird deutlich, dass Jesus keine Berührungsängste hat. Er sucht die Beziehung zu diesen Menschen. Es ist wohl der einzige Weg, der Menschen hilft sich zu verändern. Ich erinnere mich an eine Frau, die sich vor einigen Jahren sehr intensiv mit den Notreisenden beschäftigte. Sie hatte viele Nachtstunden mit ihnen verbracht, für sie nach Unterkünften gesucht und dafür gesorgt, dass der Umgang mit ihnen menschlicher wird. Sie hat mir einmal erklärt: Weißt du, ich werde von ihnen auch angelogen und gelinkt, aber ich bleibe dran. Ich mache Regeln mit ihnen aus. Ich fordere diese dann auch ein. Ich merke, dass ihr Verhalten sich nur über die gelebte Beziehung verändert. Nicht Strafen, nicht Drohungen, nicht Ge- oder Verbote sind es, die Veränderungen bewirken, sondern die Beziehung, das Mit-Ihnen-Sein.
Jesus isst mit Zöllnern und Sündern. Seine Umkehr- und Versöhnungsarbeit ist eng mit der Beziehungsarbeit verbunden.
Ein zweiter Punkt: Der Erzählung vom barmherzigen Vater gehen zwei Umkehrgeschichten voraus, nämlich die Erzählungen vom verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme. Der Hirte sucht das verlorene Schaf bis er es findet und dann trägt er das Schaf nach Haus und feiert mit Nachbarn ein Fest. Die Frau sucht nach der verlorenen Drachme auch wiederum so lange, bis sie es findet und feiert ebenso ein Fest. In diesen beiden Erzählungen ist der Umkehrgedanke eng mit dem „Gefunden werden“ verbunden. Das Schaf wird gesucht und gefunden. Die Drachme wird gesucht und gefunden. Gott sucht bis er findet.
Wir haben daneben das Gleichnis vom barmherzigen Vater. Da wird der Sohn nicht gesucht, sondern der Vater lässt ihn ziehen und wartet auf ihn daheim. Wartet lange. Er hält seine Abwesenheit, sein Fernsein und sein Elend bei den Schweinen aus. Es ist weder ein Bemuttern noch ein Anbiedern. Ob ihm – dem Vater – das leicht oder schwergefallen ist, können wir nur erahnen. Es gibt Situationen, da können Menschen solche Lernerfahrungen mit Not, Elend und Absturz, wie es der jüngere Sohn erlebt, nicht erspart werden. Vielleicht haben sie sogar solche Erfahrungen notwendig, um ins Leben zu finden?
Es gibt diese tröstliche Zusage: Gott sucht bis er findet. Und wer sich finden lässt, der oder die darf davon ausgehen, sich als getragen zu erfahren. Die Bibel erzählt viele Beispiele von Menschen, die von Gott gefunden werden: Adam und Eva, die sich nach dem Essen der Frucht versteckten. Er suchte auch Kain nach dem Brudermord. Er suchte nach Mose, oder auch nach David als er wegen Urija große Schuld auf sich lud. Der Auferstandene sucht Maria von Magdala, die um ihn trauert und weint. Er sucht nach den Jüngerinnen und Jüngern, die sich aus Angst versteckt hielten. Er sucht nach Petrus, der ihn verleugnete. Sie ließen sich finden und erfahren sich als Getragene.
Wir haben zugleich das Bild des wartenden Vaters. Der heimkehrende Sohn, der alles durchgebracht hat, ist erwartetet, so sehr erwartet, dass er ihm sogar am Ende entgegengeht und ihn auffängt. Was hier über den „Vater“ gesagt wird, vermögen wir vielleicht nicht immer zu leben.
Ein dritter Gedanke: Er hängt mit der Frage zusammen: Womit beginnt der Weg des Sohnes ins Elend? Es ist dieses kurze, unscheinbare Wort: Gib! Er sagt zum Vater: Gib mir den Anteil des Vermögens, der mir zukommt! Es klingt grotesk und fast absurd und scheint doch so war zu sein. Menschen, die ihr Leben auf dem „Gib!“, „Gib!“ aufbauen, beschreiten einen Weg der Not, des Ausgegrenzt Werdens, der Einsamkeit und der Fremde. Ein solche Haltung stört und zerstört Beziehungen. Es macht nicht reich, sondern arm.
Schriftgelehrten und Pharisäern hat Jesus diese Gleichnisse erzählt, weil Zöllner und Sünder zu ihm kamen und er sogar mit ihnen aß. Es wären spannende Fragen: Wen würde Jesus heute ansprechen? Wer will ihn hören und mit wem setzte er sich zu Tisch?
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jósua anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem zweiten Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korínth anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten: