Der Kampf gegen Hunger als prophetische Weisheit 1. Lesung: 2 Kön 4,42-44| 2. Lesung: Eph 4,1-6| Evangelium: Joh 6,1-1517.
Elischa, der in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wirkt, kommt nach Gilgal und ist im Land mit einer Hungersnot konfrontiert. Immer wieder kam es zu solchen Ereignissen. Es gab schon damals Wetterkapriolen, Brände oder Brandschatzungen, die die Ernte vernichteten. Feindseligkeiten und Kriege bedeuteten meistens für den Großteil der Bevölkerung ebenso Hunger.
Es muss daher nicht verwundern, dass die Bibel das Thema mehrmals aufgreift. Auf dem Weg durch die Wüste erfährt Israel Gottes Hilfe. Er führt ihnen Manna und Wachteln zu. Es ist immer wieder ein Thema für Propheten, die die Gründe für den Hunger aufdecken. Nicht zuletzt finden wir das Thema ebenso im Wirken Jesu. Wir haben in den Evangelien sechs Berichte über Brotvermehrungen. Als Evangelium hörten wir heute ein Beispiel aus dem Johannesevangelium.
Elischa als Prophet sieht es in seiner Zeit ebenso als Aufgabe sich des Hungers anzunehmen. Es ist dabei die Lebensnähe seines Wirkens erstaunlich. Er ergreift zwei Maßnahmen: Eine erste betrifft ein neues Nahrungsmittel. (Die bestehende Leseordnung lässt dieses Element weg.) Als Zweites haben wir eine Brotvermehrung, wobei noch genauer zu beschreiben ist, was wir damit verbinden können.
Elischa geht gegen die Hungersnot vor. Wohlgemerkt: Es ist Teil seines prophetischen Dienstes. Er hält zunächst seine Prophetenschüler an, sich des Hungers anzunehmen. Es heißt sogar, dass er ihnen einen Befehl erteilt. Sie sollen einen großen Kochtopf aufstellen und für die Leute kochen. Ein Schüler sammelt Malvenblätter. Es kann wohl kaum den Hunger stillen? Doch der Schüler entdeckt eine unbekannte Frucht, sammelt so viel er kann und kocht sie mit. Als das Gekochte probiert wird, ist es ungenießbar. Sie schrien, so hörten wir in der Lesung: „Der Tod ist im Topf.“ Man möge sich die Gesichter dazu vorstellen. Vielleicht hieße es in unserer Sprache: So ein „Fraß“?
Es ist aber nicht das Ende der Fahnenstange. Von Elischa heißt es, dass er den Befehl gibt, dem Ganzen Mehl beizufügen. Mit anderen Worten: Es geht um eine entsprechende Zubereitung. Es ist die Kochkunst gefragt.
Es kann sein, dass größere Ernteausfälle, beziehungsweise Hungerkatastrophen uns zu einem veränderten Ernährungsverhalten führen. Gegrillte Insekten oder Mehlwürmer mögen für viele noch unvorstellbar sein. Manche schätzen solches als Delikatesse. Bei entsprechender Zubereitung ist es auf alle Fälle genießbar und zu bedenken ist ebenso, dass es nahrhaft ist.
Die Frage der Ernährung ist ein großes Thema geworden, möglicherweise wird es ein noch größeres. In Anlehnung an Elischa dürfen wir es als ein prophetisches Thema verstehen.
Elischa leitet als zweites Element gegen den Hunger vorzugehen eine Brotvermehrung ein. Er wird von einem Mann besucht, der aus Dankbarkeit dem Gottesmann von seinen Erstlingsfrüchten zwanzig Gerstenbrote und frische Körner mitbringt. Im Hintergrund steht das „Wochenfest“ (hebräisch: „Schavuot“ genannt). Es ist ein sechstägiges Erntedankfest im Frühjahr, zugleich ein Wallfahrtsfest.
Es ist also ein Wallfahrer, ein frommer Mann, der da zu Elischa kommt. Elischa nimmt die Gabe des Mannes, das für den Priester gedacht ist, nicht für sich entgegen, sondern er sagt zu ihm: Gib es den Leuten zu essen! Der Mann wendet ein: Was soll das Wenige bei hundert Männern schon ausrichten? Und Elischa wiederholt: Gib es den Leuten zu essen!
Sie alle essen und es bleibt noch übrig wird zu ihrer Erfahrung. Hinter dem Einwand des Mannes steht die Frage: Was kann ich schon ausrichten? Was können meine wenigen Brote, die ich in der Hand habe, gegen den Hunger in der Welt tun? Elischa sagt es dem Mann zweimal: Gib es den Leuten! Beginne das Teilen! Mach einen Anfang! Aus den Anfängen macht Gott das Größere.
Nochmals: Elischa sagt zweimal zum Mann: Gib es den Leuten zu essen. Nicht Elischa macht für den Mann den Anfang. Er heißt auch nicht den König oder die Regierung, sie solle damit beginnen. Er traut es dem Mann selbst zu. Er soll die Erfahrung machen dürfen, dass aus seinem Tun Unerwartetes erwächst, dass seine Gabe an das Volk letztlich zum Geschenk für ihn selbst wird.
Es schwingt mit dem Wochenfest ein weiterer Aspekt mit: Am Ende des Wochenfestes ist das jüdische Pfingstfest, die Feier, dass dem Volk am Sinai die Tora gegeben wurde. Es ist die Erinnerung an das Wort: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht“ (Dtn 8,3). Damit ist das „Fest der Erstlingsfrüchte“ auch ein Fest des Wortes Gottes. Nach jüdischer Tradition wird während dieses Festes eine ganze Nacht dem Schriftstudium gewidmet.
Es weist darauf hin, dass der Hunger viele Gesichter hat: Es gibt den Hunger nach Brot, aber ebenso den Hunger nach Bildung, Gemeinschaft, Solidarität, Kunst, … nicht zuletzt nach Spiritualität.
Ebenso wird hier angedeutet, dass man den Hunger nicht allein mit Brot, Geld und materiellen Mitteln bekämpfen kann. Um den Hunger nachhaltig zu bekämpfen bedarf es neben dem vielleicht akuten Handeln auch der Bildung und der Pflege von Spiritualität, Feste und Feiern.
Es ist ein Wissen, dass bereits im 8. Jht. v. Chr. gegeben ist, biblisch-prophetische Weisheit.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem zweiten Buch der Könige anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Éphesus anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.
2 Kommentare zu “Der Kampf gegen Hunger als prophetische Weisheit 1. Lesung: 2 Kön 4,42-44| 2. Lesung: Eph 4,1-6| Evangelium: Joh 6,1-1517.”
Wenn ich im Alltag in Not komme, wünsche ich mir die Kraft und die Weisheit um mit der jeweiligen Situation umzugehen. Ich meine damit, ich halte Angriffe aus,
durchlebe den Anfangsschock, meine Wut, meine Unsicherheit, meine Traurigkeit
und bin damit einverstanden meine Hilflosigkeit an Gott abzugeben. Nach dieser durchlebten Zeit nähere ich mich wieder der Vergebungsbereitschaft um mit friedvoller Einstellung auf den Angreifer zuzugehen.
Gesegnete Grüße
Frommer Wunsch:
Der Hunger in der Welt könnte signifikant reduziert werden, wenn allein die 2,5 Milliarden Christen Jesu Worte konsequent umsetzen würden:
„Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“ oder
„Ich war hungrig….. Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Es wäre auf jeden Fall eine Win-Win-Situation.
Also packen wir’s an!