Ehre sei Gott in der Höhe 1.Lesung: Jes 9,1-6| 2.Lesung: Tit 2,11-14| Evangelium: Lk 2,1-14
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ Den Hirten erschallt dieses Lied aus dem Mund des Engels des Herrn und das himmlische Heer stimmt in ihren Gesang ein. Es ist ein wichtiger Teil der weihnachtlichen Botschaft und ist zugleich Teil der Liturgie als Glorialied. Es ist wohl angebracht, dem Lied besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Hirten lagern auf freiem Feld. Es ist Nacht. Sie erschrecken zunächst, ähnlich wie Maria als ihr die Geburt eines Kindes angekündigt wurde. Ja, die Hirten fürchteten sich sehr als sie von der Herrlichkeit Gottes umstrahlt werden und ein Engel mit ihnen zu sprechen beginnt. Wenn Gott in das Leben von Menschen tritt, so kann das Furcht auslösen, beziehungsweise die weihnachtliche Botschaft legt uns nahe, wann immer wir erschrecken oder Furcht erleben vor dem, was kommen mag, dann ist zu fragen: Hat es mit Gott zu tun? Spricht er zu uns? Ist es mit seinem Kommen zu verbinden?
Es ist ein Engel, der Gott lobt und sagt: Fürchtet euch nicht. Es ist eine Botschaft, die den Hirten zuteilwird, nicht der Priesterschaft des Tempels, nicht den Noblen mit einer gesicherten Existenz. Es ist eine Botschaft an die Hirten, an notorische Sünder, an Menschen der Nacht.
Zur Stimme des Engels gesellt sich das himmlische Heer, das Gott lobt. Es ist das Heer der Erlösten und Befreiten. Dieses himmlische Heer bilden die Opfer von Gewalt, Krieg, Hunger und Elend. Sie loben die Herrlichkeit Gottes. Sie leben und kommen aus der aufrichtenden Macht der Liebe Gottes. Die Hirten, die in der Nacht wachen, weil sie Bedrohliches für sich, die Tiere, Hab und Gut abwehren, hören diesen Lobgesang, der sie aus einer anderen Welt erreicht.
Das, was die Hirten damals hörten, ist Botschaft bis in unsere Zeit: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, den Menschen seines Wohlgefallens. Der Engelsgesang lehnt sich an Psalm 29 an.
In die Nacht dieser Welt ertönen die sanften Stimmen des himmlischen Heeres. Sie behalten die Oberhand über das Getrampel von Stiefeln, Befehlsgeschrei und Kanonenlärm. Sie behalten die Oberhand in einer geschäftigen Welt, die sich oftmals mit allen möglichen Mitteln betäubt, zu dröhnt oder ablenkt. Die Liturgie greift den Gesang glaubend im Glorialied auf, den Gesang des himmlischen Heeres: Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Frieden den Menschen. Mag der Gesang hin und wieder schwächeln und in der Harmonie mangelhaft sein, das Gottloben bleibt hörbar im Dunkel der Nacht.
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, Friede den Menschen. Gott ehren – es ist verbunden mit dem Ehren alles dessen, was er geschaffen hat: im Ehren des Mitmenschen, meiner selbst und der Schöpfung, der Mitwelt. Es ist kein Ehren Gottes, wenn Mitmenschen – die Eben- und Abbilder Gottes sind – ausgebeutet, gekränkt, entwürdigt werden und sie nicht als Schwestern oder Brüder gelten. Es ist kein Ehren Gottes, wenn ich ohne Liebe zu mir selbst, ohne Annehmen der Stärken und Schwächen lebe. Es ist kein Ehren Gottes, wenn der Umgang mit der Schöpfung verantwortungslos oder verschwenderisch ist. Das Gottehren geschieht in der der Achtung allem Geschaffenen gegenüber. Das Gottehren ist ein Weg auf dem Frieden geschenkt wird.
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen. Gott in der Höhe ist zu ehren. Psalm 29 spricht es mehrmals an, dass der Stimme Gottes Macht und Kraft zukommt, dass er über der Chaosflut thront und ein König in Ewigkeit ist. Wir sind eingeladen glaubend aufzuschauen, nicht, weil er uns damit kleinhält, sondern weil wir im Blick auf ihn aufgerichtet werden und frei atmen können.
Psalm 29 hebt zudem hervor, dass wir Gott ehren und ihm zugleich Macht entgegenbringen sollen (vgl. Ps 29,1). Vielleicht fragen wir: Gott ist doch allmächtig, braucht er von uns Macht? Unser Vertrauen in ihn wird zu seiner Macht, zum Raum, in dem er zu wirken und handeln beginnt, und die Menschen davor bewahrt, sich auf das Niveau dunkler Machenschaften einzulassen. Und weiter: Die Macht, die einzelne Gott geben, gibt Gott zurück an das Volk (vgl. Ps 29,1.11). Es gibt Kraft zur Resilienz und zum Widerstand.
Gott ehren ist eine Quelle der Kraft gegen die dunklen Kräfte und Mächte der Menschen und der Welt. Ja, das Spiel scheinbar Mächtiger, die sich an keine Regel halten, die mit Deals die eigenen Taschen füllen, für die allein das Gesetz der Stärke die Beziehungen bestimmt, ist begrenzt. Sie übersehen den, der über allem als König thront (vgl. Ps 29,10) und zu dessen Wesen das Recht und die Gerechtigkeit zählt.
Das Ehren Gottes schafft eine Atmosphäre der Lebendigkeit, der Freude und Zuversicht. Es erfüllt die Hirten so sehr, dass sie aufbrechen und sich auf die Suche nach dem Kind, nach dem Grund der Hoffnung machen – noch in der Nacht!
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.