Aus einem besonderen Stoff – “Die Arche” Impulse zur Fastenzeit
Die Sintfluterzählung ist eine der vielen Rettungsgeschichten der Bibel. Sie greift Situationen auf, in denen die gesamte Menschheit in großer Gefahr ist. Sie ist reich an Bildern. Darin spiegeln sich die Ängste, Erfahrungen, Handlungsweisen und Hoffnungen der Menschen. Eine Reihe zur Fastenzeit mit Abschnitten aus der Erzählung will versuchen einige dieser Bilder zu erschließen:
Gott sprach zu Noach:
„Mach dir eine Arche aus Goferholz! Statte sie mit Kammern aus und
dichte sie innen und außen mit Pech ab!
So sollst du sie machen:
Dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch soll sie sein.
Mache der Arche ein Dach und hebe es genau um eine Elle nach oben an!
Den Eingang der Arche bringe an der Seite an!
Richte ein unteres, ein zweites und ein drittes Stockwerk ein“
(Gen 6,14-16).
Stimmen aus der Natur
Für manche mag ein solches Zitat mit so detaillierten Angaben aus der Bibel lächerlich wirken. Die Bedeutung beginnt zu wachsen, wenn wir die dahinter stehenden Bilder zu verstehen suchen.
Da ist der Hinweis, dass die Arche aus Goferholz gebaut werden soll. Der Begriff Goferholz ist in der Bibel einmalig und kommt nur hier vor. Die Übersetzungen setzen die unterschiedlichsten Holzarten ein: Zedernholz, Kantholz, Zypressenholz u.a. Für den biblischen Menschen wird aber klar, dass die Arche etwas Einmaliges und Einzigartiges ist. Sie ist aus einem besonderen Material geschaffen und kann verschiedene Bedeutungen annehmen. So könnte z.B. für das Goferholz in unserer Pandemiekrise der Impfstoff als Arche gelten.
Die Arche ist zugleich ein Bild für die Quarantäne. Der Lebens- und Bewegungsraum ist eingeschränkt. Er ist sogar sehr, sehr beengt. Man mache sich keine Illusionen. Es bedeutet für alle Stress, für Mensch und Tier. Es fehlen satte Wiesen. Es fehlen die Höhlen zum Rückzug. Es fehlt an vielem. Es ist eine Ausnahmesituation. Es geht ums Überleben. Niemand kann sich diesem begrenzten Leben entziehen, das Konflikte zur Folge hat. Es gilt es irgendwie durchzustehen.
Die Arche hat Stockwerke und Räume. Weil das Leben beengt ist, braucht es eine Ordnung, braucht es Zuteilung und gesicherte Plätze. Ohne unterschiedliche Räume und Regeln entstünde ein tödliches Chaos. Die Maßnahmen und Einschränkungen mögen manchen als Zumutung erscheinen, aber sie sichern letztlich das Überleben.
Die Maße der Arche erinnern an den Tempel und spiegeln die Maße des Allerheiligsten. Während der Flut sind keine großen Gottesdienste möglich. Doch deutet diese Parallele an, dass Gott gerade in dieser prekären Situation zugegen und mit seiner Hilfe zu rechnen ist. Das prekäre Leben wird zum Gottesdienst – zum Dienst Gottes an den Menschen.