Begegnungen mit Respekt und Hochachtung 1.Lesung: Jes 62,1-5| 2.Lesung: 1 Kor 12,4-11| Evangelium: Joh 2,1-11
Der Hl. Sebastian wurde wegen seines guten Benehmens zum Offizier der Leibwache der beiden Kaiser Diokletian und Maximian ernannt. Der Überlieferung zufolge hatte sich Sebastian als Hauptmann am kaiserlichen Hof öffentlich zum Christentum bekannt und Notleidenden geholfen, woraufhin ihn Diokletian zum Tode verurteilte und von Bogenschützen erschießen ließ. Im Glauben, er sei tot, ließ man ihn danach liegen. Sebastian war jedoch nicht tot, sondern wurde von einer Witwe namens Irene gesundgepflegt. Nach seiner Genesung kehrte er zu Diokletian zurück und bekannte sich erneut zum Christentum. Diokletian befahl daraufhin, ihn mit Keulen im Circus zu erschlagen. Sebastians Leichnam warf man in einen städtischen Abflussgraben in der Nähe des Tiber. Er wurde in der Sebastian-Katakombe beerdigt.
Zu bedenken ist, dass er in den Augen der Verurteilenden ein Ungläubiger war. Denn als Christ weigerte er sich den Kaiser als Gott zu verehren und ihm zu opfern. Es gab auch im Christentum Zeiten, in den Menschen getötet wurden, weil sie für ungläubig gehalten wurden. Es ist ein Riesenschritt, den die Römisch-Katholische Kirche mit dem II. Vatikanischen Konzil vollzog. Sie formulierte die Religionsfreiheit als logische Konsequenz der Gewissensfreiheit, die jedem Menschen zugestanden wird. Wer dies damals nicht mitvollziehen konnte, war Marcel Lefebvre und seine Bewegung. Sie trennte sich ab.
Das Dokument des Konzils trägt den Namen: „Nostra aetate“. Es behandelt das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. Wesentlich zum Schreiben haben Kardinal Franz König und Jesuit Karl Rahner SJ beigetragen. Wir sind die einzige Religionsgemeinschaft, die das Verhältnis zu anderen Religionen beschreibt. Wir dürfen als Katholische Kirche darauf stolz sein.
Ich möchte heute in besonderer Weise auf die Muslime eingehen und vortragen, was die Väter des Konzils formuliert haben: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten“.
Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslimen kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen“ (NAE 3).
Das Konzil formuliert das Verbindende und wertschätzt den Glauben der Muslime. Sie verhehlt nicht die teilweise konfliktbeladene Geschichte. Zugleich trägt das Konzil die Gläubigen auf, sich aufrichtig zu bemühen um das gegenseitige Verstehen, um den Schutz und die soziale Gerechtigkeit und um den Frieden und die Freiheit aller Menschen.
Christliche Integration ist keine einseitige Angelegenheit, bei der wir einfach die Anpassung an unsere Lebensform und Kultur fordern können und sollen. Es ist ein beiderseitiges Mühen und Kennenlernen. Es ist ein Begegnen mit Respekt und Achtung. Tomas Halik, Professor in Prag, stellt in Bezug auf das II. Vatikanische Konzil fest, dass die Kirche die Beziehungen zwischen Katholiken und Andersgläubigen mit dem Wort „Dialog“ bezeichnete, ein Geschehen zwischen Partnerinnen und Partnern (Tomas Halik, Traum vom neuen Morgen, S 111). Es sind Prozesse, die Zeit und Geduld brauchen und die manchmal mühsam sind.
Nur zu einem kleinen Detail in den vielen Diskussionen, das Thema Kopftuch: Im Kulturraum des Nahen Ostens war in der Antike das Kopftuch das Zeichen der freien Frau als Schutz vor der Sonne. Den Sklavinnen war es verboten ein Kopftuch zu tragen. Aus dieser Tradition stammt das Kopftuch.
Dieser Dialog ist in großer Breite zu verstehen. Er beginnt mit dem Grüßen, dem Interesse aneinander, das Einladen, Mitmachen und Mitgestalten in und von Vereinen, gemeinsame Feiern von Festen bis hin zum gemeinsamen Gebet. Es gibt schon tolle Erfahrungen im Land. Doch manchmal müssen wir feststellen, dass wir erst in den Anfängen stecken oder nicht einmal das.
Was von uns Christen auf alle Fälle zu meiden ist, sind Pauschalierungen. Wenn ganze Gruppen oder Gemeinschaften der Unwilligkeit verdächtigt werden, entmutigt es jene, die sich redlich Mühe geben und Teil unserer Gesellschaft sind oder sein wollen.
Wir haben als Evangelium vom Weinwunder zu Kana gehört. Wir dürfen den Dialog mit Andersgläubigen, mit Migranten, der manchmal mühsam sein mag, als ein Füllen der Krüge mit Wasser verstehen. Es wird ein ANDERER sein, der es in guten, besseren Wein verwandelt und ein gemeinsames Feiern einer erneuerten Gesellschaft ermöglicht.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korínth anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.
Ein Kommentar zu “Begegnungen mit Respekt und Hochachtung 1.Lesung: Jes 62,1-5| 2.Lesung: 1 Kor 12,4-11| Evangelium: Joh 2,1-11”
Auf was kommt es an?
Im Rahmen meiner Hüftprobleme lernte ich zwei Therapeuten kennen.
Der Eine, ein Sportwissenschaftler und ein ehemaliger Fußball-Regionalspieler. Er erzählte mir, dass ich keine Operation brauche, seiner Meinung helfen schon einige Übungen -regelmäßig durchgeführt-.
Ergebnis: Bei 6 Therapiestunden bei ihm verschob er 6 mal den Termin. Einmal kam er überhaupt nicht. Es gab keine Veränderung meiner Beschwerden.
Ich entschied mich die Therapie abzubrechen.
Nach meiner OP entschied ich mich für einen jungen Physiotherapeuten.
Mein Vertrauen wurde belohnt. Meine Beweglichkeit nahm zu -nach 5 Behandlungen- und der Schmerz ließ nach. Seine Bescheidenheit und seine Wertschätzung taten mir gut. Ich erlebte, wie ich durch mein Vertrauen beschenkt wurde und wie ich durch Respektlosigkeit vergeben durfte. Das sind wunderbare Erfahrungen für mein Leben. Gesegnete Grüße