Beschenkte werden 1. Lesung: Jes 8,23b-9,3 | 2. Lesung: 1 Kor 1,10-13.17| Evangelium: Mt 4,12-23
Papst Franziskus hat 2017 den „Welttag der Armen“ eingeführt, der jeweils an einem Sonntag im November begangen wird. Anliegen ist ihm, ein besonderes Augenmerk auf jene zu richten, die von irgend einer Form von Not, Armut oder Elend betroffen sind und auf Hilfe warten. Es ist ein Schwerpunkt seines Pontifikats, diese Hinwendung zu jenen Menschen, die marginalisiert, ausgegrenzt oder am Rand leben. Er bezeichnet diese Menschen als Schatz der Kirche. Alles Leben ist ein Geben und Nehmen. In der Hinwendung zu den Ärmsten werden wir Beschenkte. Es ist ein Lebensgesetz: Was in Liebe gegeben wird, geht niemals verloren. Im Evangelium hörten wir, dass Jesus die Jünger zu Menschenfischern beruft. Es ist der Ruf bzw. die Berufung, für jene da zu sein, denen das Wasser bis zum Hals steht; dasein für jene, denen das Leben mitspielt, die es selbst nicht mehr schaffen, die unter die Räder zu kommen drohen und auf Hilfe angewiesen sind.
Papst Franziskus hat einen zweiten Schwerpunkt für sein Pontifikat gewählt, den er für unsere Zeit wichtig hält: Gottes Wort. Er hat einen „Sonntag des Wortes Gottes“ ausgerufen, der nun jedes Jahr am dritten Sonntag des Jahreskreises begangen wird, heute zum ersten Mal.
Dazu schreibt Bischof Benno Elbs im Hirtenbrief: „Dieser Sonntag soll dazu beitragen, den großen Reichtum der biblischen Schriften tiefer zu erschließen. Im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes soll das Wort Gottes nicht nur gehört, sondern auch gefeiert werden, z.B. durch sichtbare Platzierung des Lektionars im Kirchenraum (Inthronisation) oder durch die inhaltliche Ausrichtung der Predigt (vgl. Aperuit illis 3).
Dieser Sonntag des Wortes Gottes wird nun in der ganzen Kirche zum ersten Mal gefeiert. Dazu passt sehr gut, dass auch auf österreichischer Ebene biblische Schwerpunkte gesetzt werden. Unter dem Motto „Bibel – Hören.Lesen.Leben“ lädt die Kirche in Österreich ein, die Zeit bis 2021 als „Jahre der Bibel“ zu begehen. Dabei sollen die Menschen in verschiedenen Veranstaltungen mit der Heiligen Schrift in Kontakt gebracht werden.
Auch in unserer Diözese gibt es dazu einige Initiativen. So möchte auch ich Euch einladen, immer wieder Eure Bibel zur Hand zu nehmen und z.B. einen Psalm, einen Abschnitt aus dem Evangelium oder die Texte des Sonntagsgottesdienstes zu lesen und Euch zu fragen: Was sagen mir diese Texte für mein Leben?“ soweit Bischof Elbs. Vielleicht lässt sich beim letzten Satz ergänzen: Was will mir Gott mit seinem Wort fürs Leben schenken?
Wir gehen kirchlich, gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch auf größere Veränderungen zu. Manche werden fragen: Kann uns das Wort Gottes dabei eine Hilfe sein? Die Bibel ist jenes Buch, das einen immensen Schatz von Erfahrungen beherbergt, wie Menschen im Laufe der Geschichte mit schwierigen und schwierigsten Situationen umgegangen sind.
Veränderungen haben das Potential von (großen) Konflikten. Wir müssen keine Fehler früherer Generationen wiederholen. Lernen wir von den Erfahrungen, Inspirationen, Impulsen und Lösungen unserer Vormütter und Vorväter.
Ein kleines Beispiel für uns als Kirche bietet Paulus in seinem Brief an die Korinther an. Er dankt in einem Vorspann Gott für alles, was in der Gemeinde gewachsen ist und hält fest, dass es an „keiner Gnadengabe“ fehlt (1 Kor 1,7). Es fehlt in Korinth an keiner Gnadengabe, damit die Gemeinde gut füreinander sorgen und leben kann. Es fehlt auch nicht an der Gabe der Leitung. Dabei hat ihnen Paulus keine Leitung von Außen zur Verfügung gestellt. Menschen aus der Gemeinde selbst bilden die Leitung. Vielleicht gilt es Paulus in den Überlegungen der Leitungsfrage zukünftiger Gemeinden mit zu bedenken.
Paulus hat zugleich von Spaltungen in der Gemeinde in Korinth gehört (2. Lesung). Manche hangen einem Apollos an, andere dem Petrus und andere ihm eben ihm selbst. Paulus könnte sich fühlen. Er hat treue Anhänger. Er könnte sie gegen die anderen ausspielen und die Gemeinde spalten. Paulus ruft eindrücklich in Erinnerung, dass er und alle im Dienste des Gekreuzigten stehen. Jedes Amt in der Kirche – angefangen von OrganistInnen, über GärtnerInnen, Sekretär oder Sekretärin, über PastoralassistentInnen bis hin zum Priester oder Bischof ist ein Dienstamt. Jeder Dienst steht für Paulus im Dienste des Zeugnisses für den Gekreuzigten und Auferstandenen. Da haben Machtspiele keinen Platz. Paulus lässt sich von seinen Anhängern nicht für Spaltungen einspannen. Es könnte auch für einen emeritierten Bischof (von Rom) gelten, der die Beratungen der Amazonassynode unterläuft und verhindern will, dass die Neuregelung des Amtes – eventuell mit Priesterinnen und Priestern ohne Zölibat – möglich wird.
Mit diesem „Sonntag des Wortes Gottes“ bekennt sich unsere Kirche dazu, dass wir vom Wort Gottes und von der Eucharistie leben. Bischof Benno schreibt dazu: „Wie Christus in den gewandelten Gaben von Brot und Wein gegenwärtig ist, so ist er es auch in seinem Wort. In den Worten der Heiligen Schrift ist die Gotteserfahrung Israels und der Urkirche lebendig. In ihnen klopft der auferstandene Herr selber an unsere Tür, um in unser Leben zu treten. In der Feier des Wortes Gottes wird seine heilende Nähe spürbar. Aus diesem Grund hat das Zweite Vatikanische Konzil auch gesagt, dass die Kirche die Heiligen Schriften stets so hoch geehrt hat wie die Eucharistie (vgl. Dei Verbum 21). Die Sakramente und die Heilige Schrift sind untrennbar miteinander verbunden. Sie sind wie zwei Lungenflügel, die unseren Glaubensweg beleben. Durch sie erfahren wir: Gott ist da – mitten unter uns.“
Wer mit offenem Herzen das Wort Gottes liest bzw. feiert, erfährt Gottes Gegenwart. Das II. Vatikanische Konzil sagt: in gleicher Weise wie in der Kommunion.
3 Kommentare zu “Beschenkte werden 1. Lesung: Jes 8,23b-9,3 | 2. Lesung: 1 Kor 1,10-13.17| Evangelium: Mt 4,12-23”
Dazu fällt mir spontan ein. Jede und jeder von uns kann nicht alles, aber keine und keiner kann auch nichts. So ist es mit dem angebotenen Wort, das es auch heute gilt auf – und anzunehmen, um es für sich selbst und somit in Liebe auch weiterverschenken zu können. Bisher nahm ich die Bibel zugegebenermaßen äußerst selten in die Hand. Durch diesen Aufruf des “Wortsonntags” fühl ich mich gestärkt, – das Wort – nicht nur am 3. Sonntag im Jahreskreis zu suchen, um ihm nachzuspüren. Um dieses Vorhaben in steter Erinnerung zu halten, will ich ab heute dem Buch der Bücher in meiner Wohnung einen besonderen Platz zuordnen.
Lieber Autor des Beitrags, bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen und der Begriff Bibellabor gefällt mir. Zum Bild der Lungenflügel aus Sakramenten und Schrift möchte ich bemerken, dass sie ohne “Sauerstoffzufuhr” nicht überleben und an den verschiedensten Krankheiten kränkeln oder gar sterben können. Somit gilt: Die Verbindung mit Gottes Atem ist lebensnotwendig; der Geist ist es, er lebendig macht, wie Paulus sagt. – – Mit pfingstlichen Grüßen aus München
Sehr geschätzte Antonie Chebesakunda,
herzlichen Dank für den Kommentar zum Bild der beiden Lungenflügel (Sakrament und Schrift).
Dass alles Leben sich dem “Atem Gottes” verdankt, da kann ich Ihnen nur zustimmen.
Ihnen wünsche ich alles, alles Gute und in dieser Zeit in besonderer Weise auch die Gesundheit.
Erich Baldauf