Das Leben siegt 1. Lesung: Gen 1,1-2,2|2. Lesung: Gen 1,1.26-31a|3. Lesung: Ex 14,15-15,1|4. Lesung: Jes 54,5-14|5. Lesung: Jes 55,1-11|6. Lesung: Bar 3,9-15.32-4,4|7. Lesung: Ez 36,16-17a18-28|Epistel: Röm 6,3-11|Evangelium: Mk 16,1-7
Ostern ist ein Fest der Freude und Dankbarkeit. Das Leben siegt. Wir singen Halleluja-Rufe und „Christus ist erstanden“. Auf Grund von Corona bleibt das Singen bei den Kantoren. Wenn wir allerdings auf den Osterbericht des Markus schauen, drängt sich die Frage auf: Ist der Jubel schon berechtigt? Dürfen wir nach den Erfahrungen des Karfreitags so schnell in den Jubel übergehen? Möglicherweise wirft Markus mit seiner Art und Weise das Ostergeschehen zu zeichnen, ein besonderes Licht auf diese unsere Zeit?
Ich beziehe mich auf den letzten Satz des Evangeliums: „Da verließen sie (die Frauen) das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemanden etwas davon; denn sie fürchteten sich“ (Mk16,8). Es ist einer jener Sätze, der von der Bibelkommission weggelassen wurde, aber so endete Markus. Erst später wurde das Evangelium mit Erscheinungen des Auferstandenen ergänzt. Friedolin Stier, ein Neutestamentler hat den Satz wie folgt übersetzt: „Und hinaus gingen sie, flohen vom Grab. Noch zitterten sie und waren außer sich. Und mit niemand sprachen sie etwas – voll Furcht wie sie waren“.
Was soll an diesem Schluss österlich sein? Welche Botschaft hält Markus bereit?
Man bedenke zunächst die Situation der Frauen. Sie erleben den Tod Jesu, den Tod des Freundes, den Tod jenes Menschen, mit dem sie alle ihre Hoffnungen verbanden. Sie kommen zum Grab und sie finden es leer. Sogar der Leichnam fehlt. Dieses Nichts lässt sie ohnmächtig sprachlos werden.
Es erinnert mich an verschiedene Situationen, in denen es Menschen ähnlich ergehen mag: Wenn sie z.B. von einem Arzt über eine schwerwiegende Erkrankung informiert werden; ihnen der Boden unter den Füßen entzogen scheint. Schrecken und Entsetzen packt sie, kaum fähig noch eine Frage zu stellen oder zu hören, was der Arzt wirklich sagt. Oder: Wenn ein unerwarteter Tod eines nahen Angehörigen erlebt wird und die Vorstellung fehlt, wie es weitergehen könnte. Oder wenn jetzt Menschen erleben müssen, dass ihnen durch die Pandemie die Existenz, das über Jahre Aufgebaute gefährdet oder gar zerstört wird. Sprachloses Entsetzen und Erschrecken.
Es erinnert mich ebenso an Menschen, die das unerwartete Ende der Liebe, der Ehe oder Partnerschaft, beziehungsweise der Familie erleben. Oder: Wenn ein Kind einer Sucht verfällt, beziehungsweise das Leben einfach nicht auf die Reihe bringt. Es gibt dieses sprachlos machende Erschrecken und Entsetzen. Niemand wird sagen können, mich wird oder kann es nicht treffen.
Der Evangelist Markus vermittelt die Botschaft, da wo die Menschen sprachlos am Ende, vom Schrecken und Entsetzen ergriffen sind, sie vor dem Nichts stehen und ihnen eine Perspektive auf die Zukunft fehlt, da ist mit Gott zu rechnen, da beginnt sein österliches Werk. Diese Not ruft ihn auf den Plan.
Markus mit seinem Osterevangelium mutet uns die dunklen Seiten Gottes zu. Es gibt noch keine Erscheinung des Auferstandenen, keine Gewissheit, dass ER lebt. Er gibt noch keine Antwort auf die Frage: Warum das Nichts? Im ersten Schluss ist auch keine Erwähnung, dass der Karfreitag sofort vorbei sei. Sie haben einen Weg zu gehen, erst in Galiläa werden sie IHN erleben. Manchmal können oder müssen wir mit mehr oder weniger Vertrauen einen Weg gehen, ehe uns aufgeht, ja er ist da, bzw. er geht mit uns oder kommt uns entgegen.
Von den Frauen am Grab heißt es, sie erzählten niemand davon. Die Frage ergibt sich: Wie kommt es zur Osterbotschaft? Eine mögliche Deutung ist, dass Markus den Lesenden und Hörenden sagen will, es kommt auf dich an. Du bist es, der Ostern – die Auferstehungserfahrungen – erzählen soll. Erzähle davon, was dich aufrichtet, Kraft schenkt, Mut und Vertrauen gibt; erzähle davon, was dich aus dem Schrecken und Entsetzen herausgeführt hat; was dir half, deine Sprachlosigkeit zu überwinden. Beim gegenseitigen Erzählen ereignet sich Ostern.
Ein letzter Hinweis: Am Beginn des Evangeliums wird erzählt, dass die Frauen in aller Frühe zum Grab kommen als die Sonne aufging. Es ist mehr als eine Zeitangabe zum Tag. Es sind biblische Anspielungen, die dem Text eine besondere Tiefe und Aussagekraft verleihen. Wir sind erinnert an die sogenannte Sündenfallerzählung und an den Brudermord des Kain. Die Erzählungen gipfeln in den Aussagen, dass Gott den Menschen östlich des Gartens Eden wohnen lässt. Gott stellt den Menschen in die aufgehende Sonne, ins Licht. Es ist der barmherzige Gott, der die Sonne aufgehen lässt über Bösen und Guten und der es regnen lässt über Gerechte und Ungerechte (Mt 5,45). Es ist der barmherzige Gott, der den Menschen nicht im Dunkeln lässt, sondern für ihn das Licht und das Leben will. An Ostern wirkt der vergebende und versöhnende Gott.
Der österliche Mensch stellt niemanden ins Dunkel, sondern wie Gott ins Licht, in die Sonne.
Wenn Sie die gesamten Texte der Osternacht und die Texte des Ostersonntages anhören möchten sind die hier richtig.
Die Texte der Osternacht
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Génesis anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Buch Génesis anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 3. Lesung aus dem Buch Exodus anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 4. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 5. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 6. Lesung aus dem Buch Baruch anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 7. Lesung aus dem Buch Ezéchiel anhören möchten:
Wenn Sie den Text der Epistel aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Markus anhören möchten:
Die Texte des Ostersonntages:
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Kolóssä anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten: