Der Hirte als Außenseiter Adventliche Gedanken
Wenn Sie sich mit besinnlicher Musik auf das Lesen der Gedanken einstimmen möchten:
Das Bild des Hirten ist ein wichtiges biblisches und kirchliches Motiv, das uns in der Advents- und Weihnachtszeit begegnet. Was wir mit dem Bild des Hirten verbinden dürfen, wollen kurze Beiträge erschließen
Hirten sind in der Zeit Jesu religiöse Außenseiter. Sie zählen zu den notorischen Sündern. Ihnen ist es z.B. nicht möglich, am Sabbat die vorgeschriebene, tausend schritte Regelung zu halten, wie es das Gesetz fordert. Die Wege mit den Herden zu den Weideplätzen sind weiter.
Sie, die Hirten, sind es, die von den Engeln als erste die Botschaft hören: Heute ist euch der Retter geboren.
Es ist für alle Zeit ein Weckruf des Lukas, der feststellt, dass die Botschaft von Weihnachten an den Schriftgelehrten, Ältesten, Hohepriestern, Wallfahrern oder anderen religiösen Eiferern vorbei geht:
In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr (Lk 2,8-11).
Hirten sind gefordert wachsame Menschen zu sein – gerade in der Nacht. Das Kind, das sie suchen, liegt in einer Krippe, so wird ihnen gesagt. Die alltägliche Krippe wird für sie zum Zeichen des Außergewöhnlichen, zum Zeichen der Gegenwart Gottes und einer neuen Hoffnung.
Sie hören die Botschaft von Engeln. Sie haben einen Sensus für Stimmen und Realitäten, die mehr sind als ihr Gedachtes und selbst Ausgemaltes.
Sie sind zugleich bodenständig und keinesfalls einfältig. Sie machen sich auf den Weg und prüfen, ob das Gehörte wahr ist. Sie sind keine Beute von „fake news“ oder Verschwörungstheorien.
Wenn wir an Weihnachten die Hirten besingen, dann sind wir daran erinnert, dass niemand darüber verfügt, wem sich Gott offenbart und zuwendet. Vielleicht sind es die religiösen „Außenseiter“, die uns heute an jene „Krippen“ führen, in denen wir Gott, den Retter finden?
Wenn Sie die Gedanken mit besinnlicher Musik nachklingen lassen möchten:
Wir bedanken uns herzlich bei Marion Abbrederis (Violine) und Julia Rüf (Orgel), die uns die Aufnahmen aus der Pfarrkirche St. Christoph in Dornbirn Rohrbach zur Verfügung gestellt haben. Am Beginn hören Sie die Sérénité 1 von Josef Bloch und am Ende eine Romanze von Carl Maria von Weber.
Ein Kommentar zu “Der Hirte als Außenseiter Adventliche Gedanken”
Erich
Der heutige Predigttext könnte treffender nicht sein. Ich danke dir für all deine Gedanken zu den Lesungen und Evangelien durch das ganze Jahr.
Ich wünsche dir und deinem Team frohe Weihnachten und Segen im neuen Jahr