Feier des Aufbruchs 1. Lesung: Ex 12,1-8.11-14|2. Lesung: 1 Kor 11,23-26 |Evangelium: Joh 13,1-16
Es ist ein Pessach für den Herrn – das heißt: der Vorübergang des Herrn. So hörten wir es in der Lesung. Beim letzten Abendmahl hat Jesus mit den Jüngerinnen und Jüngern das Pessachmahl gefeiert, deshalb die Lesung. Dazu einige Gedanken:
Pessach heißt zu Deutsch: Vorübergang. Es ist ein Übergang. Israel erlebte über Jahre Knechtschaft und Fronarbeit. Zuletzt besteht die Absicht der Ägypter, die Israeliten auszulöschen, sie zu vernichten. Es gibt den Befehl, dass jede männliche Geburt der Israeliten getötet werden soll. Damit ist Israel jegliche Zukunft genommen.
Vorübergang, Übergang – es sind Stichworte, die wir gegenwärtig aus den Nachrichten kennen. Sie werden immer wieder von Politikerinnen und Politikern in den Mund genommen. Es wird davon gesprochen, dass eine für uns bestimmte Welt- und Sicherheitsordnung vorüber ist. Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Klimakrise u.a. Themen führen uns in einen Übergang hinein. Den Ausgang kennen wir nicht.
Die Unmenschlichkeit und das Unrecht ruft Gott auf den Plan, so ist eine erste Botschaft der Lesung. Er spricht zum Volk. Er bereitet das Volk auf die Flucht, auf die Migration vor. Er sorgt dafür, dass das Volk Zukunft hat.
Es ist zunächst einmal interessant, dass es in dieser prekären Situation eine doch recht ausführliche Beschreibung zur Vorbereitung des „Aufbruchmahles“ gibt. Man mag fragen: Ist denn das so wichtig? Es verbirgt sich hier viel Weisheit (Lebensweisheit).
Das Gelingen eines Überganges hat verschiedene Voraussetzungen. Es werden mehrere Aspekte angedeutet: Es geht um Planung und Koordination. Es wird die Zeit, der Tag festgelegt, an dem der Aufbruch stattfinden soll. Es gilt sich ein Ziel zu geben und den richtigen Zeitpunkt zu nützen. Es geht ferner um ein Miteinander. In herausfordernden Zeiten ist Einzelgängertum fehl am Platz. Die Familien, Gruppen, Sippen sollen sich zusammentun und schauen, wer, wie viel zum Essen braucht? Ein übervoller Bauch taugt nicht für den Aufbruch. Genauso wenig taugt Hunger für den Aufbruch. Israel soll gestärkt und gesättigt in den Aufbruch gehen. Es ist dann noch angeführt, dass mögliche Reste verbrannt werden sollen. Wenn sie weggehen, sollen sie kein Chaos, keinen unnötigen Müll oder Abfall hinterlassen.
Mose und Aaron machen auch noch Angaben zum Marschgepäck. Gegürtete Hüften, Schuhe an den Füssen und einen Stab in der Hand. Ein Gurt, an dem Lebenswichtiges angebunden werden kann: Brot und Wasser, ein Messer und vielleicht auch Feuer. Schuhe an den Füssen für einen Weg, der manchmal steinig und dornig ist. Einen Stab zur Stütze und als Wehr gegen Schlangen und wilde Tiere.
Wir haben noch einen zweiten Teil der Lesung, mit dem sich manche vielleicht schwertun und den es ebenso zu verstehen gilt: Die Lesung erzählt, dass bei den Ägyptern jede Erstgeburt bei Mensch und Vieh umkommt. Zu bedenken ist dabei, dass es sich nicht um einen historischen Bericht, sondern um eine Lehrerzählung handelt. Der Hörende oder Lesende möge lernen. Die Gewalt, die die Ägypter gegenüber Israel anwenden, beginnt zurückzuschlagen. Die Ägypter töten jede männliche Geburt. Sie erleben den Tod der Erstgeburt bei Mensch und Tier.
Eine solche Erzählung gilt für alle, auch für das Volk Israel. Die Anwendung von Gewalt beginnt zurückzuschlagen. Es ist dabei zu beachten, dass es keinen Auftrag an Israel gibt, selbst Gewalt anzuwenden. Es bleibt der Hand Gottes überlassen. Er – Gott – sieht das Blut an den Türpfosten und wird vorübergehen. Gott sieht und weiß um das Blut der Opfer, der Märtyrer, der Gepeinigten und Verfolgten.
Gott hält Gericht über die Götter Ägyptens, über die Götzen. Menschen, die Gewalt anwenden oder Gewalt bejahen, die Menschen opfern und den Tod vieler in Kauf nehmen, stehen im Dienste von unmenschlichen Götzen. Sie haben keine Zukunft. Sie werden von Gott, dem Lebendigen gerichtet.
Wir feiern Pessach – Vorübergang, Übergang. Es ist ein Aufbruch aus Knechtschaft und Gewalt. Es ist ein Aufbruch – wir mögen das nicht vergessen – Richtung gelobtes Land. Auf diesen Weg konnte Israel keinen Tempel und keine Synagoge mitnehmen. Mit anderen Worten: Viele religiöse Bräuche und Sitten waren unmöglich. Sie lebten auf dem Weg auf religiöser Sparflamme. Das Wort der Schrift und das Gebet hat sie in dieser herausfordernden Zeit vor allem getragen.
Die Eucharistie, die heute im Mittelpunkt unserer Feier steht, gründet im Pessachmahl. Jesus hat es mit den Jüngerinnen und Jüngern beim letzten Abendmahl gefeiert. Er hat die Feier als Aufbruch ins gelobte Land verstanden.
Wir feiern die Eucharistie, die Fußwaschung. Es sind jene Zeichen, mit denen Christen in den Übergang gehen und von denen sie sich im Übergang inspirieren und tragen lassen können und sollen.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Exodus anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten: