Gemeinschaft ist mehr als Menschenwerk 1.Lesung: Sir 24,1-16| 2.Lesung: Eph 1,3-6.15-18| Evangelium: Joh 1-18
Vor 1700 Jahren gab es zwei Ereignisse, die für die Kirche von Bedeutung waren und sind. Vor 1700 Jahren erfolgte der erste Bau einer Kirche über der Geburtsgrotte von Betlehem. Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, war die treibende Kraft. Wir haben heute als Evangelium den Johannesprolog gehört. Johannes hat keine Geschichte wie Lukas, um das Geheimnis von Weihnachten zu erzählen. Er verwendet starke Worte und Bilder, um Gottes Heilswirken aufleuchten zu lassen.
Seien wir daran erinnert, dass diese Worte und Bilder einer Welt gelten, in der das Leben der Menschen nicht zählt, besonders das Leben der kleinen Leute nicht; in der Hunger, Not und Gewalt alltäglich sind und aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. In diese Welt sind die Worte geschrieben: „In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. … Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“.
Es ist ein Licht in der Welt, gegen das keine dunkle Macht ankommt, nicht einmal der Tod. Wenn hier von Licht die Rede ist, dann sind wir an die erste Schöpfungserzählung erinnert. Da wird uns geschildert, dass Gottes erste Werk das Licht ist (Vgl. Gen 1,3). Es ist nicht das Licht der Sonne, des Mondes oder der Sterne. Diese werden erst am vierten Tag geschaffen. Das Licht am Beginn ist das Licht der Hoffnung. In alltäglichen Sprachgebrauch ist uns dieses Licht zugänglich, wenn wir z.B. sagen: Ich sehe wieder ein Licht. Ich sehe Licht am Ende des Tunnels. Mir ist ein Licht aufgegangen. In Jesus Christus ist dieses Licht, das jeder Finsternis wehrt. Er ist Träger der Hoffnung.
Vor 1700 Jahren fand das erste Konzil der Kirche statt, in Nizäa. Der Ort heißt heute Iznik und liegt in der Türkei. Das Konfliktthema war Jesus Christus selbst. Der Priester Arius aus Alexandrien leugnete die Gottheit Jesu. Er war der Überzeugung, dass Jesus nicht Gott, sondern allein ein vorbildlicher Mensch sei. Es drohte eine Kirchenspaltung. Kaiser Konstantin hatte die Bischöfe zusammengerufen. Beim Streit ging es um einen einzigen Buchstaben, um ein winziges Jota: Ist Jesus Gott „ähnlich“ (homoi-usios) oder Gott „gleich“ (homo-usios)?
Es erfolgte eine Absage an die Betrachtungsweise des Arius. Es wurde formuliert: Nein, Jesus Christus ist nicht bloß ein besonders ausgezeichneter Mensch. Er ist „Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“ (homo-usios). Für diese Formulierung setzte sich damals vor allem der heilige Athanasius ein. Wir entdecken dabei die Bezüge zum Prolog des Johannes.
Nun zur Lesung, zum Brief an die Epheser. Der erste Teil des Briefes ist vom Gedanken der Zusammenführung von Juden und Griechen in einer Gemeinschaft – der Kirche – geleitet. Jesus Christus ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile und riss die trennende Wand der Feindschaft in seinem Fleisch nieder. … Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib (Vgl. Eph 2,14-16).
Als der Brief geschrieben wurde, war es nicht so, dass zwischen diesen beiden Gruppen bereits eitle Wonne geherrscht hätte und sie sich in den Armen gelegen wären. Was Paulus mit seiner Verkündigung und Arbeit in die Wege leitete – die Öffnung dieser beiden Gruppen aufeinander zu –, löste Diskussionen und Verdächtigungen aus, teilweise wurde die Lehre des Paulus bekämpft. Und im zweiten Teil des Briefes folgen Anweisungen, woran sie in der Gemeinde zu arbeiten haben, damit diese Gemeinschaft sich finden und weiterwachsen kann.
Welcher Lösungsansatz im Umgang mit diesem Konflikt zeigt sich im Brief? Da hören wir zunächst einen Lobpreis auf Gott. Es ist nicht die Idee des Paulus und seiner Mitarbeiter:Innen. Gott sei gepriesen, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. ER hat uns erwählt untadelig und heilig vor ihm zu leben. Diese neue Gemeinschaft entspringt seiner Gnade und ist zu seinem Lob.
Das heißt, diese neue Gemeinschaft ist mehr als ein Menschenwerk. Sie ist das Werk Gottes selbst. Es wird daher Gott gelobt und gepriesen. Diese politisch, gesellschaftlich, religiöse Grenzen überwindende neue Gemeinschaft gründet in der Liturgie. Die Liturgie ist zugleich Quelle und Halt der Gemeinschaft.
Zwei Gedanken möchte ich dazu mitgeben:
Ein erster: Wir werden in der Kirche, auch nicht in einer Gemeinde immer Übereinstimmung haben. Es wird unterschiedliche Meinungen, Vorstellungen und daher Diskussionsbedarf geben. Wichtig bleibt das gemeinsame Feiern, das gemeinsame Loben und Preisen Gottes, das gemeinsame Sein vor Gott.
Ein zweiter: Das miteinander Gott loben und preisen ist auch der Weg für die Religionsgemeinschaften. Ich begrüße es, dass es an unseren Schulen interreligiöse Gebete gibt. Das miteinander Gott feiern lässt uns gemeinsam in die Zukunft gehen, nicht das Ausdiskutieren von Vorbehalten oder Meinungsverschiedenheiten. Gott sei gepriesen.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesus Sirach anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Éphesus anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.
Ein Kommentar zu “Gemeinschaft ist mehr als Menschenwerk 1.Lesung: Sir 24,1-16| 2.Lesung: Eph 1,3-6.15-18| Evangelium: Joh 1-18”
Wofür bin ich dankbar?
Vor 3 1/2 Wochen hatte ich eine Hüft-OP. Ich kann mich erinnern, wie eine Ärztin zu mir sagte, die OP ist vorbei, ich sollte wieder selbst atmen. Für mich waren diese Worte sehr befreiend. Ich spürte das Licht Gottes in mir und ich konnte wieder bewusst am Leben teilnehmen. Meine großen Schmerzen wurden durch Tabletten besänftigt.
Mich beeindruckte im Krankenhaus, wie Menschen aus verschiedenen Ländern
-Reinigungskräfte, Pflegepersonal und Ärzte- eine große Gemeinschaft bildeten, zum Wohle der Patienten und im Sinne des Lebens.
Ähnliche Gemeinschaften würde ich mir in der Politik, bei den Religionen und
grundsätzlich unter den Menschen wünschen.
Ich habe die Hoffnung, dass im Heiligen Jahr 2025 viele Menschen eine innere Umkehr erreichen, indem sie durch die heilige Pforte gehen.
Ein gesegnetes Neues Jahr