Menschen der Güte verändern 1.Lesung: Zef 3,14-18a| 2.Lesung: Phil 4,4-7| Evangelium: Lk 3,10-18
Bereits letzten Sonntag bin ich auf den Brief des Apostel Paulus an die Philipper eingegangen. Der Brief bietet einen Einblick in das Lebensverständnis und den Glauben des Paulus. Er schreibt den Brief aus dem Gefängnis. Er weiß nicht, wie es ausgehen wird? Wird er verurteilt, womöglich zum Tod oder nicht? Obwohl es um viel geht, zeigt Paulus weder Angst noch könnten wir eine depressive Stimmung erkennen. Er versichert vielmehr den Menschen in Philippi: Wenn ich an euch denke, bete ich mit Freude. Soviel zur Lesung am letzten Sonntag.
Heute haben wir einige Verse aus dem letzten Kapitel, vom Schluss des Briefes gehört. Er schreibt hier: Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Nochmals sage ich euch: Freut euch!
Man kann und darf fragen: Was ist das für eine Freude? Wo gründet sie? Was ist die Botschaft des Paulus an die Gemeinde? Die Antwort auf diese Frage liegt, ganz wörtlich, „im Herrn“, also in Jesus Christus. Allein in den wenigen Versen unserer Lesung weist Paulus drei Mal auf den Herrn hin.
Erstens: Die Freude, zu der er aufruft, ist keine oberflächliche Gefühlsduselei, sondern hat ihren Grund „im Herrn“. Freut euch im Herrn! Es geht Paulus nicht darum, eine andauernde Fröhlichkeit zur Schau zu tragen, sondern darum, durch das Verbunden sein mit Jesus Christus eine Einstellung der guten Zuversicht, der ausstrahlenden Hoffnung zu haben.
Paulus fügt hinzu: Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Lebt Menschlichkeit. Seid den Menschen zugewandt. Seid ihnen gut! Seid ihnen zum Segen! Es ist eine gelebte Güte, die sehr wohl überlegt, geprüft und nicht einfach tollpatschig, anbiedernd und naiv ist. Es ist eine Güte, die in besonderer Weise jene in den Blick nimmt, die es nicht zurückgeben können (Vgl. Mt 6,1-4).
Mir scheint, dass dieser Aspekt, den Paulus mit Güte benennt, zu beachten ist. Viele erleben es heute, dass von ihnen – sei es privat oder beruflich – sehr viel abverlangt wird. Der Mangel an Arbeitskräften in unzähligen Bereichen verschärft die Problematik. Es führt zu gereizten Stimmungen, Vorwürfen, unerfüllbaren Erwartungen, Überreaktionen und Verletzungen. Menschen mit Güte verändern das Klima. Sie mühen sich um Verständnis, helfen so gut es geht aus, wenn Not am Mann oder Frau ist. Sie treffen keine vorschnellen Urteile oder Verurteilungen. Es ist jene gelebte Güte, die für Menschlichkeit sorgt.
Zweitens: Der Herr ist nahe. Mit diesem Bezug macht Paulus den tiefsten Grund der Freude deutlich. Jesus ist euch nahe. Wir dürfen es zeitlich und räumlich verstehen. Er lässt euch, er lässt dich nicht alleine. Er ist dir nahe in dunklen Stunden oder schwierigen, herausfordernden Zeiten. Er ist dir nahe, wenn du dich unverstanden erlebst, zum Außenseiter, zur Außenseiterin geworden bist. Er ist dir nahe und bleibt dir nahe. Das Festhalten am Vertrauen, von ihm Nicht-allein-gelassen zu sein, selbst wenn ich davon nichts spüre, trägt in schwierigen und dunklen Zeiten.
Der Herr ist dir nahe. Nochmals, es ist der tiefste Grund der Freude. Ein Gebet aus Frankreich gibt in meinen Augen gut wieder, welche Haltung bei Paulus angesprochen ist (Gotteslob 19,4): „Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer sich hingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen; und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.“
Wir finden einen dritten Verweis auf den Herrn: Der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren. Paulus bringt seine Gewissheit zum Ausdruck, dass das umfassende Heil Gottes, das Gute, das jedem Menschen von Gott zugedacht ist, auch von Gott verwirklicht wird, nämlich in und durch Jesus Christus. Weil Gott allen Menschen das Gute will, so auch uns oder mir, werde ich niemals leer ausgehen, wenn ich Menschen gut bin. Wenn also Paulus zur Freude auffordert, so ist das weniger ein Befehl als vielmehr eine Erinnerung. Eine Erinnerung, dass wir gute Gründe haben, uns zu freuen.
Den Menschen gut sein. Wir werden enttäuscht sein, wenn wir hofften, sie würden uns das unmittelbar lohnen. Von manchen werden wir nie etwas zurückbekommen. Aber wir werden die Erfahrung machen dürfen, dass ein ANDERER in unseren Herzen und Gedanken Frieden, Zufriedenheit wachsen lässt. Selbst Paulus sagt, es übersteigt sein Verstehen. Friede, beziehungsweise Zufriedenheit sind der Lohn, der vom Herrn kommen wird. Er wird vor allem jenen gewährt, die die Güte und die Mitmenschlichkeit leben.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Zefánja anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philíppi anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.