Königin und König sein 1. Lesung: Jes 50,4-7 | 2. Lesung: Phil 2,6-11 | Evangelium: Mk 11,1-10 od. Joh 12,12-16
Wenn wir verstehen wollen, welches Verständnis dem Königsamt Jesu zu Grunde liegt, dann gilt es auf David zu schauen und zu fragen: Was zeichnet dieses Königtum Davids aus? Wir finden die Schilderung im ersten Buch Samuel ab dem sechzehnten Kapitel. David wird zum König gesalbt nachdem Saul in Ungnade gefallen war. Samuel kommt Isai, einem Betlehemiter und fragt nach einem Sohn, den er im Auftrag des Herrn zum König salben soll. Isai hat mehrere Söhne. Er stellt sie der Reihe nach vor. Die Namen verraten, dass sie teilweise fromm und bigottisch sind. Samuel hört von Gott, dass diese nicht taugen. Es ist der Jüngste, den er erwählt. Er trägt den Namen „David“, d.h. „Geliebter“ bzw. „Liebender“. Diesen salbt Samuel.
In der Folge übt David sein Königsamt aus, zunächst allerdings ohne Palast, ohne Thron und ohne Heer. Er regiert mit der Autorität seiner Person, mit der Autorität, die ihm seine Liebe gebietet. Dass er ein Mensch ist und dies nicht immer durchhält, zeigt seine weitere Geschichte. Dennoch weiß sich David diesem Verständnis verpflichtet und kehrt immer wieder zu ihm zurück. So erlebt er, dass ihm der Vorgänger Saul zum Todfeind geworden ist. Die Freunde raten David, Saul zu töten. Er hatte auch zweimal die Gelegenheit. Doch David weigert sich. Für ihn ist die Anwendung von Gewalt keine Lösung.
An diesem Sonntag feiern wir den Einzug Jesu in Jerusalem. Es ist die Feier, dass Jesus auch heute als König einzieht. Er ist ein König nicht von dieser Welt, der einen Palast, Thron und ein Heer für sich beansprucht, der mehr Polizei fordert, um sicher zu sein. Er regiert mit der Autorität seiner Botschaft, seines Geistes und seiner Liebe – auch heute. Er ist ein König, der die Kranken, die Menschen am Rande der Gesellschaft in den Blick nimmt, um helfend und heilend zu wirken.
In diesem Sinn kann jeder Mensch ein König, eine Königin werden. Und alle, die Verantwortung für andere Menschen tragen – sei es politisch, wirtschaftlich, kulturell oder gesellschaftlich – und nachhaltig einen heilsamen Beitrag einbringen wollen, finden bei David – und natürlich auch bei Jesus – Inspirationen, Impulse und Anleitungen.
Bei der Taufe wird jede und jeder zur Königin, zum König gesalbt. Menschen, die sich von der Liebe leiten lassen, sind die wirklichen Könige der Welt.
Ein Kommentar zu “Königin und König sein 1. Lesung: Jes 50,4-7 | 2. Lesung: Phil 2,6-11 | Evangelium: Mk 11,1-10 od. Joh 12,12-16”
Wir Christen greifen am Palmsonntag eine urjüdische Tradition auf. Auch die Juden kennen Palmzweige. An Sukkot – dem Laubhüttenfest – feiert man das Einfahren der Ernte und zwar eines ursprünglich bodenlosen Nomadenvolkes, das eben keine eigenen Ernteerträge hatte. Das Wahrzeichen von Sukkot ist die Freude. Das Fest wurde so begangen indem man in einer Prozession mit einem Pflanzenstrauß und mit dem Bittgebetsruf „Hoschá ná“ – Hilf bitte“ um die Thorarolle zog. Mit diesem Ritus erfolgte zu Sukkot auch die Einweihung des Salomonischen Tempels. Was will uns der Evangelist Markus damit sagen? Er verfasste den Text sicher vor dem Hintergrund seiner jüdischen Tradition.