Wendepunkt 1. Lesung: Jes 50,5-9|2. Lesung: Jak 2,14-18|Evangelium: Mk 8,27-35
Es ist die Mitte des Markusevangeliums. Jesus ist in Cäsaräa Philippi, am nördlichsten Punkt seines Auftretens angekommen. Es wird zu einem Wendepunkt. Es beginnt der Weg nach Jerusalem mit bekanntem Ausgang. Es ist ein Wendepunkt für Jesus, für die Jünger und alle, die ihm folgen wollen. Jesus lernt und sie alle haben zu lernen. Vielleicht können auch wir für unsere gegenwärtige Situation das Eine oder Andere lernen.
Jesus ist angetreten mit der Botschaft: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe (Mk 1,15). Dass das Reich Gottes nahe gekommen ist verstand er als Botschaft für die vielen in Not und Bedrängnis Lebenden. Er hat dazu Jünger als Menschenfischer berufen, das Dasein für Menschen, denen das Wasser bis zum Hals steht. Zum Zeichen dieses anbrechenden Reiches heilt Jesus Kranke. Er hat ermöglicht, dass viele satt wurden. Er befreit in den Begegnungen die Menschen von den Dämonen des Neids, Hasses, der Gier und Rachsucht.Er muss aber zusehends feststellen, dass er mit seiner Botschaft an Grenzen stößt. Es formiert sich Widerstand aus unterschiedlichen Gründen. Der größte Widerstand, ein Phänomen das beachtenswert ist, kommt vom religiösen Establishment: den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten. Gruppen wie die Pharisäer, Zeloten oder Essener sind z.B. hier nicht erwähnt. Es gibt den Vorwurf, er und die Jünger halten sich nicht an die Gebote. Mit seinem Tun gefährde er den Frieden. Menschen, die ihm bisher nachgefolgt sind, verlassen ihn. Jesus muss erkennen, dass es nicht so läuft, wie er sich seine Verkündigung vorgestellt hat. Er muss lernen – umdenken – und mit ihm auch jene, die ihm nachfolgen.
Obwohl die Menschen immer wieder ins Staunen kommen – etwa nach Heilungen, nach der Brotvermehrung, nach dem Austreiben von dämonischen Kräften – wird es für ihn kein Triumphzug. Es wächst die Erkenntnis, dass es ein Leidensweg wird, vor allem wenn er seiner Botschaft treu bleiben will; das Martyrium eingeschlossen.
Die Erkenntnis ist unter anderem genährt vom Propheten Jesaia und seinen Gottesknechtsliedern. Die Lesung ist ein Ausschnitt aus dem dritten. Hinter dem Gottesknecht dürfte das Schicksal des Volkes Israel gezeichnet sein. Das Volk, das sich dem Leiden gestellt hatte und erfuhr, Gott bleibt ihnen treu. Letztlich straucheln nicht die Leidenden und Gedemütigten, sondern die Gewalttätigen und Unterdrücker. Petrus will es nicht akzeptieren. Er will Jesus nicht verlieren. Doch Jesus weist ihn mit scharfen Worten zurecht: Tritt hinter mich, du Satan! Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Der griechische Text ist in der Weise zu deuten, dass Jesus Petrus anweist, er soll ihm nicht seinen Weg verstellen. Vielmehr soll er hinter ihm hergehen. Zugleich wendet sich Jesus an die ganze Volksmenge: Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.
Zu diesen Worten an die Volksmenge, die sich also an alle – auch an uns heute richten – zwei Anmerkungen:
Dass dieser Gedanke völlig diametral zu Mottos steht, wie: „america first“, Europa zuerst, Österreich zuerst oder ich zuerst ist offensichtlich. Gerade jene, die nur ihre Interessen oder das eigene Leben in den Vordergrund stellen, werden es verlieren.
Eine weitere Anmerkung: Jesus geht seinen Weg trotz des religiösen Establishments. Er sagt zum Volk: Wer das Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es gewinnen. Jesus und das Evangelium sind das Fundament der Verkündigung. Darin gilt es sich zu vertiefen, bzw. darin die Freude am Leben und fürs Leben zu finden.
Liebe Gläubige, erwartet nicht zu viel vom religiösen Establishment. Macht euch vor allem nicht von ihnen im Glaubensverständnis abhängig. Es gilt diese Zusage zu bedenken, wer um Jesu willen und um des Evangeliums willen das Leben verliert, wird es gewinnen.
Christen der Zukunft werden vor allem Menschen sein, die die Freude am Wort Gottes gefunden haben, beziehungsweise die aus den Verheißungen und der Kraft des Wortes Gottes Leben; die das Wort Gottes als „Brot“ entdeckt haben.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Jakobusbrief anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Markus anhören möchten:
Ein Kommentar zu “Wendepunkt 1. Lesung: Jes 50,5-9|2. Lesung: Jak 2,14-18|Evangelium: Mk 8,27-35”
Obiger Beitrag kulminiert im letzten Satz vom Wort Gottes als „tägliches Brot“, das nicht dem Wert einer facettenreichen, doch zu entsorgenden Zeitung entspricht, sondern nach dem man hungert wie nach einem „Liebesbrief“.
Wenn zudem Jesus Christus das „Wort“ (Logos) Gottes ist, dann kommt alles auf die Beziehung zu ihm an, weil er als die Offenbarung Gottes uns mit hineinnimmt in das liebende Wesen Gottes, was nicht heißt, dass wir mit unserem Verstand ein unfassbares Wesen durchleuchten oder erfassen könnten, wie Paulus schreibt.
Und wenn Karl Rahner, einer der großen Theologen des 20. Jahrhunderts, sagt, dass der „Christ der Zukunft ein Mystiker sein wird oder er wird nicht mehr sein“, dann meint er wohl, dass es nicht auf eine durchorganisierte Institution ankommen wird, sondern dass Gott „erfahrbar/erlebbar“ wird, was mit dem Ausdruck „mystisch“ eigentlich gemeint ist.
Dazu bedarf es auch nicht unbedingt eines Universitätsstudiums, sondern nur der brennenden Herzen von Emmaus-Jüngern, denn Gottes Hl. Geist kann jeden Uni-Prof ersetzen.
Dass Sie eine „Emmaus-Werkstatt“ einrichten, ist deshalb eine mehr als empfehlenswerte Idee und kann hoffentlich fruchtbringend umgesetzt werden. – Gottes Segen dazu!