Segnend Abschied nehmen 1. Lesung: Apg 1,1-11 |2. Lesung: Hebr 9,24-28;10,19-23|Evangelium: Lk 24,46-53
Das Fest Christi Himmelfahrt ist ein Übergangsfest. Wir feiern, dass Jesus mit seinem Leben und seiner Botschaft ans Ziel gekommen ist, dass sich die Verheißungen Gottes erfüllen, dass an Jesus Wirklichkeit geworden ist, was Glaubende letztlich im Tiefsten erhoffen: Himmel.
Christi Himmelfahrt ist ein Übergangsfest. Wir dürfen an dieser Stelle fragen: Was hinterlässt Jesus? Was ermöglicht sein Abschied?
Wir wissen, dass so mancher Abschied Chaos, verbrannte Erde, Elend und Not hinterlassen, oder dass Menschen mit ihrem Abschied den Hinterbliebenen Ungelöstes und Lasten aufbürden.
Es liegt noch nicht lange zurück, da waren jene, von denen Jesus Abschied nimmt, am Boden zerstört, entmutigt, voller Angst und ohne Perspektive. Teilweise waren sie mit Blindheit geschlagen. Mit ihnen hat er inzwischen die Angst hinter verschlossenen Türen geteilt, geredet, die Schrift erklärt, gebetet, ist mit ihnen Wegstrecken mitgelaufen, hat in Dankbarkeit Brot geteilt u.a.m.
Er hat es ermöglicht, dass diese Gruppe sich neu finden konnte, sich versöhnt und gestärkt erlebt. Er gibt ihnen den Auftrag, in der Stadt zu bleiben, bis sie mit der Kraft aus der Höhe gestärkt werden. Er drängt sie nicht in einen vorschnellen Aktionismus, in ein unmittelbares Agieren zu kommen. Sie dürfen sich Zeit lassen, ja sollen sogar abwarten bis ihnen neue und noch mehr Kraft zuwächst. In der Stadt bleiben bedeutet in der Situation den schützten Rahmen zu nützen.
Es sind noch zwei weitere Dinge, die Jesus an dieser Stelle hinterlässt: Zum Ersten: die Zusage von der Kraft aus der Höhe und zum Zweiten: Segen.
Jesus gibt die Zusage mit der Kraft aus der Höhe. Wir sind vielleicht versucht, schnell über diesen Gedanken hinwegzugehen. Es gilt ihn zu bedenken. Jesus hat erfahren, dass er mit seiner Botschaft nicht das erreicht hat, was seine ursprüngliche Absicht war. Das Reich Gottes wächst anders, wie er sich das zunächst vorstellte und wie vielleicht wir uns das vorstellen. Er hat nicht alles erreicht. Es erweckt sogar den Eindruck, dass mit dem Karfreitag sein Werk gescheitert schien. Es gibt aber diese Kraft aus der Höhe, die über seine Kraft und seine Möglichkeiten hinausreicht. Diese Kraft aus der Höhe wird für das weitere Wachsen sorgen.
Er trägt den Jüngern auf, auf diese Kraft zu warten. Um diese Kraft aus der Höhe zu wissen, ist Grund unserer Hoffnung. Jede und jeder hat Erfahrungen hinter gesteckten Zielen oder Erwartungen zurück zu bleiben, Menschen nicht verändern zu können, oder mit Unfähigkeit und Unverständnis konfrontiert zu sein. Manches wird erst möglich mit der Kraft aus der Höhe, auf die es zu warten gilt.
Ein letzter Aspekt, den Jesus hinterlässt sei angesprochen, – in meinen Augen ein wichtiger: Er erhob seine Hände und segnete sie. Er verlässt die Welt und die Menschen segnend.
Segnen meint: Gutes zusagen. Ich will dir/euch gut sein. Ich bin dir gut und du bist mir gut.
Zum Abschied segnen bedeutet für einen guten Übergang zu sorgen und es kommen dabei verschiedene Akzente zum Tragen: Es ist das Zutrauen, dass es gut weitergeht – auch ohne ihn. Es ist das Zutrauen, dass die Jünger sein Werk und seine Botschaft gut weitermachen werden.
Segnen heißt, ich trage dir nichts nach, du darfst befreit dein Leben leben, ohne Verpflichtungen, Schuldgefühlen oder Ähnliches mir gegenüber.
Ich habe schon manchmal bei Abschieden von Menschen erlebt, dass sie Angehörige gesegnet haben. Es ist eine Kraft aus der Höhe, die eine solche Phase begleitet und eine Atmosphäre der Dankbarkeit wachsen lässt.
Jesus nimmt segnend Abschied. Als Abraham von Gott berufen wurde, gab ihm Gott den Auftrag: sei zum Segen und ich werde dich segnen. Jesus lebt diese Tradition bis in seinen Abschied hinein. Im Anschluss an diesen segnenden Abschied heißt es von den Jüngern: Sie kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Hebräerbrief anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
3 Kommentare zu “Segnend Abschied nehmen 1. Lesung: Apg 1,1-11 |2. Lesung: Hebr 9,24-28;10,19-23|Evangelium: Lk 24,46-53”
Ich denke an Joh 15 und 16.
Es ist vollbracht.
Der Heilige Geist in uns und nicht nur von oben.
Der uns in Alles einführt, wenn wir Beziehung mit ihm Leben.
Eine wichtigere wie jede andere.
Menschen sind untreu. Er nicht.
Danke, Pfarrer Baldauf, dass Sie Jesu Himmelfahrt mit Abschied, Segen und Freude in Verbindung bringen!
Besonders zeigt sich, dass Segen nicht so etwas wie ein „Bestäuben mit Puderzucker“ ist, das auf Menschen oder Dinge (Brot, Auto, Tiere ect.) herabrieselt.
Wenn Segen mit Freude zusammenhängt, dann bedeutet es weit mehr, nämlich, dass sich die GEGENWART GOTTES zwischen den Menschen untereinander und zwischen Menschen und Dingen verdichtet. Durch die Sprache und Gedanken eines Segensgebetes rücken menschliche und die Beziehungen zu Sachen im Alltag in einen „heiligen“ Raum, wo das Herz berührt wird und die im Evangelium genannte Freude hervorruft.
Abschied und Trennung sind dann nur vordergründige Phänomene einer Wirklichkeit, in der alles mit allem verbunden ist, wir aber aktiv in einem Reifeprozess und Verdichtung an Liebe in der Schöpfung mitwirken dürfen.
In diesem Sinne spüre ich dankbar die segnende, freudespendende Kraft der im Bibellabor sich einbringenden Glaubensgeschwister.
Vergelt’s Gott!
Danke, Erich, auch mich haben diese Wort vom segnend Abschied nehmen sehr berührt. Wie oft habe ich meinen Sohn, wenn er aus dem Haus ging, mit Weihwasser gesegnet. Das ist mir heute ganz spontan eingefallen.
Auch heute noch sende ich Segen zu lieben Menschen sei es in Gedanken, Worten oder Gesten.
Das Schwierigste, das mir in der letzten Zeit begegnet ist, ist ein Satz, den jemand geschrieben hat: “Ich will heute die segnen, die jammern und lästern, denen kaum ein freudiges Wort über die Lippen kommt.” Versuchen kann ich es ja, ob ich es schaffe?