Vom Fischer zum Menschenfischer 1. Lesung: Jes 8,23b-9,3| 2. Lesung: 1 Kor 1,10-13-17| Evangelium: Mt 4,12-23
Gegen Ende des 10. Jht. v. Chr. spaltet sich Israel in ein Nord- und Südreich. Die Geschichte dieser beiden Reiche verläuft völlig verschieden. Das Nordreich geht bereits 722 v. Chr. unter und gerät unter Fremdherrschaft. Der Glaube an den Gott Israels gerät unter Druck. Es wird zu einem heidnischen Land, das im Dunkeln lebt. Jesája hat die Vision, dass sich Gott gerade diesem heidnischen Gebiet zuwenden wird. Die Initiative wird bei Gott liegen.
Matthäus zeigt im Evangelium auf, dass Jesus diese Vision aufgreift. Er geht nicht nach Jerusalem ins religiöse Zentrum, auch nicht wie Johannes der Täufer in die Wüste, um sich abzusondern und eine religiöse Elite zu bilden, sondern ins heidnische Galiläa. Er lädt dort zur Umkehr ein, besser wohl: er lädt zum Umdenken ein. Gott wendet sich den Menschen zu, die im Dunkeln leben. Ihnen gilt das Evangelium, die gute Botschaft.
In diesem Zusammenhang bin ich an die erste Enzyklika von Papst Franziskus erinnert: „Evangelii gaudium“, zu Deutsch: „Die Freude am Evangelium“.
Man kann den Grund der Freude nicht stark genug hervorheben: Gott wendet sich den Menschen zu. Gott hat Freude am Menschen, an jeder und jedem. Das erfordert immer wieder ein Umdenken und das ist in erster Linie mit Umkehr gemeint: Zunächst einmal für sich anzunehmen (glauben), dass Gott Freude an mir hat. Und in der Folge auch den Mitmenschen zu verstehen geben, dass Gott Freude an ihnen hat. Menschen, die sich angenommen wissen, werden andere. Sie blühen auf, fassen Mut und Hoffnung und erhalten die Kraft, selbst Träger des Evangeliums zu werden.
Jesus geht am Seeufer entlang und ruft Menschen in seine Nachfolge. Es sind zunächst Fischer, absolut keine frommen, gelehrten und bibelkundigen Männer. Es sind einfache Fischer, die er zu Menschenfischern macht. In der erwähnten Enzyklika schreibt Papst Franziskus: „Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wäre. Die neue Evangelisierung muss ein neues Verständnis der tragenden Rolle eines jeden Getauften einschließen.“
Jesus beruft Fischer, nicht Schriftgelehrte, Pharisäer, Priester oder Hohepriester. Sie sollen Menschenfischer werden. Sie sollen befähigt werden für Menschen da zu sein, denen das Wasser bis zum Hals steht. Jesus bildet keinen selbstgefälligen, sich selbst wärmenden Zirkel um sich. Er lädt zu einer neuen Haltung ein, nämlich Menschenfischer zu sein.
Jeder Beruf kann als Menschenfischer gelebt werden. Es geht um eine innere Haltung:
Ich kann auf der Bank arbeiten und meine Situation nutzen, um Kunden in die Bredouille zu bringen. Ich kann den Beruf nutzen, um ihnen aus der Misere zu helfen oder sie zumindest davor zu warnen.
Ich kann Lehrerin oder Lehrer sein, um Kindern die Überlegenheit zu zeigen. Ich kann den Beruf so anlegen, dass ich gerade jene im Blick habe, die schwach sind oder sich schwertun.
Ich kann Sekretärin oder Sekretär sein, ohne mich Gedanken über das zu machen, was ich schreibe oder tue. Ich kann dabei aber auch viel zur Menschlichkeit beitragen.
Menschenfischer sein: Es ist in erster Linie eine Haltung und keine zusätzliche Aufgabe. Es geht um die innere Entscheidung, wie ich mein Leben ausrichte. Suche ich in meinem Dasein – Familie, Beruf oder auch in den ehrenamtlichen Diensten – mehr den Vorteil für mich selbst, oder verstehe ich es als Dienst, als Hilfe, der Gemeinschaft oder dem Gemeinwohl dienend.
Für jeden Getauften sieht Papst Franziskus diesen Ruf des Menschenfischers. Er lädt ein, dabei kreativ und ideenreich zu sein. Die Dinge ohne Angst und Furcht anzugehen, sondern aus Freude und Dankbarkeit.
Das missionarisch Jüngerin oder Jünger sein schließt ein, dass jede und jeder Lernender bleibt, eben immer wieder umdenkt. Es ist ein sich beschenken und korrigieren lassen, eingeschlossen die Bereitschaft auch von Menschen zu lernen, die uns fern und fremd sind.
Als Jesus sein Wirken beginnt, liegen über dem Volk dunkle Wolken. Johannes der Täufer wird eingesperrt. Ein Großteil der Bevölkerung ist arm. Es lastet politischer und wirtschaftlicher Druck auf den Menschen. Jesus kommt mit der Botschaft: Ihr seid von Gott nicht vergessen. ER – Gott – wendet sich euch zu. Und er ruft und befähigt Menschen zu Menschenfischern zu werden. Jesus macht es nicht allein und er zaubert auch nicht.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostel Paulus an die Gemeine in Korínth anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus anhören möchten:
Ein Kommentar zu “Vom Fischer zum Menschenfischer 1. Lesung: Jes 8,23b-9,3| 2. Lesung: 1 Kor 1,10-13-17| Evangelium: Mt 4,12-23”