Gott schenkt das Wachsen des Glaubens 1. Lesung: Apg 8,5-8.14-17| 2. Lesung: 1 Petr 3,15-18| Evangelium: Joh 14,15-21
Als Lesung haben wir einen Abschnitt aus der Apostelgeschichte gehört. Er befasst sich mit einer missionarischen Kirche in Zeiten der Verfolgung. Ein Kerngedanke dabei: Es ist Gott, der das Wachsen des Glaubens schenkt.
Es wird berichtet, dass Philippus in Samarien Christus verkündigt. Unmittelbar davor wird von einer schweren Verfolgung in Jerusalem berichtet. Der Diakon Stephanus wurde gesteinigt. Saulus – der spätere Paulus – ist federführend dabei. Die Gläubigen wurden vor allem aus Jerusalem vertrieben, nicht die Apostel. Wohlgemerkt: Es sind die Apostel, die in Jerusalem bleiben. Die einfach Glaubenden – heute würde man vermutlich von „Lai*innen“ sprechen – wurden vertrieben. Diese Vertriebenen könnten es leicht zum Anlass nehmen, über die Situation zu lamentieren und zu resignieren: jetzt ist alles vorbei. Wir geben auf. Es gibt auch keinen Ruf nach den Aposteln.
Nein! Philippus nützt die sich ihm bietende Situation und beginnt von Christus zu erzählen. Und siehe da: Menschen hören ihm zu. Gleichzeitig sehen sie das Heilsame, das von ihm ausgeht.
Wir sehen, wie flexibel die junge Kirche mit veränderten Situationen und Herausforderungen umgeht. Vielleicht war es sogar notwendig, um überhaupt die Chance einer Zukunft zu haben. Da gibt es eine massive Verfolgung. Man will die Bewegung zerstören, vertreibt die Anhänger und nimmt ihnen die Leitpersonen, die Apostel weg. Doch gerade diese zerstörerisch gedachte Aktion trägt zum Wachstum des Glaubens bei.
Durch die Initiative des vertriebenen Philippus fasst das Evangelium Fuß in einem neuen Gebiet. Christus wird bekannt und die Menschen mit dem Evangelium konfrontiert.
Wie reagiert die Leitung in Jerusalem, die Apostel darauf? Als sie davon hören, freuen sie sich. Petrus und Johannes gehen auf Besuch. Sie zeigen ihre Solidarität. Sie kommen, um diesen Anfang zu stärken, nicht zur Kontrolle oder Reglementierung. Sie beten für sie, d.h. sie vertrauen die Gemeinde Gott an mit der Bitte, sie möchten den Hl. Geist empfangen, weil er noch auf keinen von ihnen herabgekommen war. Wenn man diesen Hinweis ein wenig wirken lässt, kann man erahnen, dass dieser Gemeinde noch einiges gefehlt hat.
Sie waren auf den Namen Jesus getauft, aber es fehlt allen der Heilige Geist. Sie leben das Christsein als Gemeinde äußerst rudimentär, bruchstückhaft. Petrus und Johannes legen ihnen die Hände auf. Unter Hände auflegen dürfen wir mehr als einen schnellen Ritus verstehen. Es geht einher mit einer Unterweisung, was den neuen Geist des Evangeliums ausmacht, mit Zusprechen von Mut, mit Bekräftigung dessen, was sie bereits gehört haben. Hand auflegen besagt ferner, sie haben ihren Rückhalt.
Es sind drei Aspekte, die ich hervorheben möchte:
1. Es sind die Gläubigen, die in dieser neuen Situation Christus verkündigen, nicht die Apostel. In unserer mitteleuropäischen Kirche ist die Verkündigung überwiegend an Hauptamtliche delegiert. Da wird sich in der Zukunft einiges ändern. Verkündigung kann und wird vermehrt Aufgabe von Menschen sein, die kein abgeschlossenes Theologiestudium haben. Wir haben bei uns Taufteams, Ehepaare, die junge Eltern in den Glauben einführen und begleiten. Sie tun dies in einer glaubwürdigen, authentischen Art und Weise.
Es bereiten sich andere in der Pfarre darauf vor Beerdigungen zu leiten. Wir gehen einer kirchlichen Zeit entgegen, da werden die Priester und Pastoralassistent*innen diesen Dienst nicht mehr leisten können. Es soll uns nicht mutlos machen, denn darin liegt auch eine Chance. In der jungen Kirche haben die Apostel das gestärkt, was die Gläubigen grundgelegt haben.
2. Eine missionarisch wachsende Kirche weiß um das Vorläufige und Unfertige. Die Apostel sind nach Samaria gekommen, nicht um den Menschen die Mängel im Glauben vorzuhalten, sondern um sie zu stärken und zu ermutigen. Einander im Glauben bestärken. Ich möchte zu Gesprächen des Glaubens und des Lebens ermutigen: Mütter, Väter, Freund*innen, Mitarbeiter*innen. Gespräche ohne Anspruch zum Perfektionismus. Solche Gespräche bergen die Chance, dass Beziehungen weit intensiver und tragender werden, besonders wenn das gegenseitige Ermutigen im Vordergrund steht. Die Apostel haben sich gefreut, dass es neue Christ*innen gibt. Sie sind zu ihnen gegangen, haben sie ermutigt und gestärkt und die Hände aufgelegt.
3. Ein letzter Hinweis: Die Apostelgeschichte erzählt, dass unreine Geister unter Geschrei aus den Menschen ausgefahren sind. Wir dürfen dahinter heftigste Diskussionen sehen. Es geht um einen neuen Geist und um neue Haltungen bei Christ*innen. Wer das Evangelium verkünden will, wird an heftigen Diskussionen und Konflikten nicht vorbeikommen. Themen wie: Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Versöhnung, Frieden, Rechte für Benachteiligte, Außenseiter und Unterdrückte … haben das Potential fürs Lautwerden.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten: