Gott baut seinen Weinberg 1. Lesung: Jes 5,1-7| 2. Lesung: Phil 4,,6-9| Evangelium: Mt 21,33-42.44.43
Der Gutsherr riskiert und setzt alles auf eine Karte. Er verliert. Sie bringen seine Knechte und den Sohn ohne jede Achtung um. War der Gutsherr naiv? Hätte er nicht mit der Reaktion der Winzer rechnen müssen?
Nach diesem Fauxpas der Winzer die Frage: Welche Reaktion ist vom Gutsherrn zu erwarten? Was ist die normale menschliche Reaktion. Es ist den Hohepriestern und Ältesten in den Mund gelegt: Er wird den Bösen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere verpachten.
Es ist nicht die Logik Gottes: Jesus sagt nicht Ja dazu, oder macht ein Statement im Sinne von Aug um Aug, Zahn um Zahn. Gott lässt nicht ab vom Vorhaben, sein Reich zu bauen. Das, was verworfen wird, wird zum Eckstein des Neuen. Das, was die Winzer verworfen haben, wird zum Grundstein der heilsamen, neuen Wirklichkeit. Das Kind, für das es keine Herberge gab, wird zur Heimat der Hoffenden, wird zu einem Heil-Land. Jesus, der verworfen wird und am Kreuz stirbt, wird zur Quelle neuen Lebens, zum Ursprung einer neuen Gerechtigkeit und des Friedens.
Es mag manchmal der Wunsch von Menschen geben, dass Gott doch jene bestrafen oder gar vernichten möge, die mir oder anderen übel mitgespielt haben. Was Gott geschaffen hat, kann oder will er nicht zerstören. Er will es in sein Reich hineinführen.
Mit dem von Menschen Verworfenen baut Gott „seinen Weinberg“, sein Reich. Er macht das Verworfene zum Eckstein, an dem Hartherzigkeit, Gier und Hass zerschellen. Der Wunsch, Gott möge den Bösen ein böses Ende bereiten, liegt nicht in seiner Logik. Er bleibt beim Plan des Heils.
Wir dürfen das Gleichnis vermutlich auch psychologisch deuten: Menschen sind manchmal versucht, bei sich das eine oder andere zu verwerfen, abzuwerten oder zu leugnen. Alles, was mich als Mensch ausmacht, bedarf seines gebührenden Platzes. Vielleicht ist gerade das, was ich am liebsten verwerfen oder verdrängen möchte, der Weg zur Menschlichkeit, bzw. jener Weg, der mich vor Überheblichkeit und falschem Stolz bewahrt.
Das Gleichnis greift ein weiteres Thema auf. Es betrifft das Besitzdenken, das Streben nach Besitz mit allen Mitteln. Die Winzer wollen den Weinberg, der ihnen anvertraut ist und von denen der Gutsherr seine Früchte erwartet, in ihren Besitz bringen und scheuen dabei vor nichts zurück. Sie töten sogar den Sohn.
Jede und jeder hat Besitz. Dazu der Hinweis, dass etwas als Besitz zu haben, noch nichts Verwerfliches ist. Es wird hier allerdings eine Haltung angesprochen, die das Reich Gottes in Gefahr bringt.
Wie sehr können Erbstreitigkeiten Familien zerreißen. Wie sehr kann das friedliche Zusammenleben unter Nachbarn durch Uneinigkeiten über den Besitz gefährdet sein. Das Streben nach Besitz, nach Rohstoffen und Bodenschätzen führt immer wieder zu Gewalt zwischen Menschen und Völkern. Das Reich Gottes ist in Gefahr.
In unserem Gleichnis schwingt die Frage nach einem besonderen Besitz eine Rolle, nämlich: Wer besitzt den richtigen Glauben? Den haben doch wir? Auch der Glaube – das Christsein – ist nicht ein Besitz, sondern ein anvertrautes Gut. Weil wir uns Christen nennen, sind wir nicht bessere Menschen als Muslime, Juden, Hindu oder Buddhisten. Was der Gutsherr erwartet, sind Früchte. Aus dem Christsein erwachsen Früchte, die können wir Gott geben. Das Christsein ist uns geschenkt und wir sind eingeladen, verantwortungsvoll damit umzugehen. Es so zu leben, dass es Früchte trägt, dass das Miteinander tragfähig wird, dass jede und jeder das zum Leben Notwendige hat und auch gemeinsam gefeiert wird. Dieser Aspekt des Feierns sei mitbedacht. Ein Weinberg soll ja dazu dienen, dass es Wein gibt und gemeinsam gefeiert werden kann. Es wäre gut, wenn wir z.B. mit den Muslimen zusammen an einem bestimmten Tag ein Gedenken an Abraham feiern würden, den wir als gemeinsamen Vater des Glaubens haben. Es wäre auch denkbar den Dank der Ernte gemeinsam zu begehen.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; vom Herrn ist das geschehen und es ist wunderbar in unseren Augen. Es ist ein Gedanke, der die Osterbotschaft trägt. Der Verworfene – Jesus Christus – lebt und wirkt weiter. Manche Menschen sind heute versucht die Religion und den Glauben zu verdrängen oder gar zu verwerfen.
Man möge bedenken: Was wir verwerfen, das verwendet Gott als Eckstein, um Neues zu bauen.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philíppi anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus anhören möchten: