Dankbares Teilen 1. Lesung: Ex 12,1-8.11-14| 2. Lesung: 1 Kor 11,23-26| Evangelium: Joh 13,1-15
Wir gedenken des letzten Abendmahles Jesu mit seinen Jüngern. Die Situation um Jesus spitzt sich zu. Er ahnt sein Ende. Die Frage: Was tue ich mit den Anvertrauten? Was ist noch zu sagen? Vielleicht haben manche schon einmal überlegt, was sie tun würden, wenn heute ihr letzter Tag wäre. Was gebe ich meinen Nächsten mit?
Paulus überliefert als erster schriftlich in seinem Brief an die Korinther von dem, was bei diesem Abendmahl geschehen ist. Das Ereignis geht den Anwesenden so tief, dass sie es regelmäßig, Woche für Woche in Erinnerung an das Geschehene bedenken und feiern. Es werden dabei die Worte wiederholt, die Jesus zum Brot und zum Kelch spricht.
In der Folge wurde die Feier von den Anhängern Jesu Herrenmahl genannt. Jede und jeder erhielt von dem einen Brot und dem einen Kelch. Jede und jeder wurde Teil des Neuen Bundes. Jesus hinterlässt damit zwei wichtige Aspekte als Vermächtnis:
Ein erster betrifft die Einheit. Jesus gibt sich im Brot. Er eint uns durch das Brot. Alle leben von dem Brot und sind Teil des einen Brotes. Wie Jesus im Brot sich gibt, so ist jede und jeder eingeladen, den anderen zum Brot zu sein. Es ist ein wichtiger Grundgedanke, den Jesus den Jüngerinnen und Jüngern mit auf den Weg gibt: Das Eins sein in Jesus. Die christliche Gemeinschaft hat Zukunft, wenn sie sich von Jesus immer wieder einen lässt, aus seinem Wort, aus seinem Geist lebt und wirkt.
Ein zweiter Aspekt betrifft den Neuen Bund. Dieser Neue Bund ist ein Rückgriff auf den Propheten Jeremia (Jer 31). Nachdem Israel die vorangehenden Bünde gebrochen hatte, lässt Gott durch den Propheten einen Neuen Bund ankündigen, dem das Erbarmen Gottes vorausgeht, der den Menschen ins Herz gelegt ist, der dazu führt, dass die Menschen Gott erkennen und niemand mehr nötig hat, sich über Gott belehren zu lassen. Dieser Neue Bund kommt zum Tragen im dankbaren Teilen. Wer dankbares Teilen lebt, mit dem oder mit der verbindet sich Gott. Wer dankbares Teilen beginnt, erfährt Gottes Nähe, jene Menschen sind in Gottes Gegenwart.
Dem Paulus wird nun berichtet, dass die Praxis des Herrenmahls in Korinth diesen Aspekten völlig zuwiderläuft. Es gab Spaltungen. Dann war das Herrenmahl in der frühen Kirche verbunden mit einem Sättigungsmahl, d.h. für viele Gläubige war es im Laufe der Woche das einzige Mal, dass sie sich satt essen konnten. Alle brachten etwas zu diesem gemeinsamen Mahl mit. Natürlich trugen die Wohlhabenden mehr als die Sklaven oder Tagelöhner bei. Es schlich sich in Korinth die Praxis ein, dass die Wohlhabenden nicht mehr auf die Sklaven und Tagelöhner warteten, die notgedrungen oft länger arbeiten mussten. Die Reichen aßen sich satt und die Sklaven und Tagelöhner gingen leer aus. Eine Demütigung.
Davon hört Paulus. Seine Antwort lautet, dass das, was in Korinth geschieht, nicht mehr den Namen Herrenmahl verdient. Paulus wiederholt dann nochmals die Worte, die Jesus beim Abendmahl gesprochen hat: Er nahm das Brot, dankte, brach es und sagte: Das ist mein Leib. Er nahm den Kelch dankte und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund.
Die Eucharistie ist „Quelle und Höhepunkt christlichen Lebens“ (LG 11), formuliert das II. Vatikanische Konzil. Das Essen des Heiligen Brotes ist verbunden mit der Bereitschaft, sich von Jesus, seinem Wort und seinem Geist einen zu lassen. Nicht ich bin die Mitte, sondern ER ist die Mitte.
Die Eucharistie führt uns zugleich vor Augen, dass Christen sich als Gemeinschaft verstehen, für die es ein Skandal ist oder sein müsste, wenn Menschen in ihrer Existenz gefährdet sind oder gar zu wenig zum Leben haben. Wenn wir solches zulassen, so würde uns Paulus antworten, verdient es nicht mehr Herrenmahl genannt zu werden. Das Feiern der Eucharistie ist dankbares Teilen.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Éxodus anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korínth anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.