Wege der Gewaltlosigkeit 1.Lesung: Weish 2,1a.12.17-20| 2.Lesung: Jak 3,16-4,3| Evangelium: Mk 9,30-37
Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Zum zweiten Mal spricht er bei den Jüngern davon, dass er Leiden wird müssen, dass ihm sogar der Tod droht, er aber nach drei Tagen auferstehen wird. Wir haben gehört, dass es die Jünger nicht verstanden haben. Es ist ein zweifaches Nichtverstehen:
Sie verstehen Jesus nicht, dass sein Weg ein gewaltsames Ende haben muss oder wird. Sie verstehen nicht, was mit Auferstehung gemeint ist. Dazu die Gedanken:
Als Jesus wirkt, ist das Land von den Römern besetzt. Es gilt die sogenannte „Pax Romana“, das heißt, das Land wurde befriedet. Soldaten aus anderen Ländern sorgten für Ruhe. Aufruhr oder Aufstände werden mit Gewalt im Keim erstickt. Man ließ den Völkern ihre Götter und fügte diesen aber weitere Gottheiten hinzu. Es ließen sich unter anderem auch die Kaiser von Rom als Götter oder Halbgottheiten verehren. Diesen Göttern musste geopfert werden. Dazu kam eine enorme Steuerlast für das Volk. Es führte zu viel Not und Elend, Gewalt und Krankheiten.
Es ist mit dem Glauben Israels nicht vereinbar, einen Menschen und sei es der Kaiser als Gott zu verehren, die Ungerechtigkeiten von Arm und Reich als Schicksal hinzunehmen und mit Gewalt Frieden schaffen zu wollen. Jesus kündet das Reich Gottes. Es ist ein Friede, der in Beziehung zu Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit steht, ein Friede, der vor allem die Würde der Menschen achtet. Es ist weder ein verordneter noch ein fauler Friede, für den der Gott Israels steht.
Jesus tritt für diesen Frieden, den „Schalom“ ein. Es ist ein umfassender Friede und umfasst den Frieden mit Gott, mit sich selbst, mit dem Nächsten, mit der Gemeinschaft und mit der ganzen Schöpfung. Jesus sieht sich im Dienst dieses Friedens, muss aber feststellen, dass er mehr und mehr auf Widerstand stößt, sich Menschen von ihm abwenden, ja er selbst von seinen Nächsten nicht verstanden wird.
Er macht sie, die Jünger nochmals darauf aufmerksam, was ihn erwarten und dass sein Weg im Leiden, im Tod enden wird.
Jesus geht den Weg der Gewaltlosigkeit. Der Weg der Gewaltlosigkeit ist kein Weg der Feigheit oder ein Ausweichen von möglichen Unannehmlichkeiten. Simone Weil oder Mahatma Gandhi, die die Gewaltlosigkeit als politischen Weg vertreten haben, sprechen davon, dass Friedensarbeiterinnen und -arbeiter wie Soldaten oder Soldatinnen bereit sein müssen, ihr Leben zu riskieren, wenn sie zu einem gerechten Frieden beitragen wollen. Gandhi soll einmal gesagt haben, sollte jemand aus Feigheit den Weg der Gewaltlosigkeit gehen, wäre die Gewalt als Handlungsweg vorzuziehen.
Wer für den gerechten Frieden eintritt, wird damit rechnen müssen, dass er oder sie verunglimpft und bekämpft wird, dass es mit dem Risiko, das eigene Leben zu verlieren, verbunden ist. Der Weg der Gewaltlosigkeit ist der Verzicht auf das Zerstören der Würde anderer und das Töten anderer.
Nochmals: Bis dahin haben die Jünger Jesus nicht verstanden. Sie diskutierten darüber, wer der Größte von ihnen sei? Unverstanden bleibt für sie ferner, was Jesus mit der Auferstehung meint.
Der Glaube an die Auferstehung ist mehr als nur der Glaube, dass das Leben weitergeht. Ein Aspekt des Auferstehungsglauben gründet in der Zusage, die Gott an Abram bei seiner Berufung gibt. Er sagt zu ihm: „Ich werde deinen Namen groß machen“ (Gen 12,2b). Wer auf Gott hört, in und aus seinem Geist lebt, dessen Name wird von Gott großgemacht. Sollte ein Mensch in seinem Einsatz für Frieden und die Würde von Menschen verletzt, beschämt, herabgesetzt oder gedemütigt werden, so darf er wissen (glauben), dass Gott den Seinen den Namen groß macht und ihn nicht vergisst.
Das Ringen um Anerkennung, Größe und um Großmacht ist eine Quelle von Konflikten, Zerwürfnissen, Verachtung bis hin zu Kriegen. Bei Gott bleibt mein Name großgeschrieben ist ein Teil des Auferstehungsglauben.
Drei Tage nach dem Tod wird er auferstehen. Der Evangelist hält fest, dass die Jünger das Wort nicht verstanden, sich aber fürchteten nachzufragen. Vermutlich geht es dem Evangelisten weniger darum die Jünger als dumm oder schwach im Glauben zu beschreiben, sondern er schlägt damit eine Brücke zu den Adressaten, Adressatinnen, die in der Auseinandersetzung mit dem Römischen Reich selbst um ihr Leben fürchten und Mühe haben die Auferstehung zu glauben. Nach drei Tagen wird er auferstehen, so sagt Jesus.
Die Zahl drei weist auf Gott hin. Die Auferstehung ist das Werk Gottes. Die Feinde, die Gegner können dir Leid zufügen, sie können den Leib töten, doch Gott tritt für dein Leben ein. Du bleibst mit Namen, mit großem Namen. Die Auferstehung ist das Geheimnis des Glaubens und wer kann schon sagen: Ich habe begriffen, was mit Auferstehung gemeint ist?
Jemand befindet sich auf dem Weg des Begreifens, wenn er oder sie andere Menschen groß sein lässt oder sie groß macht, wenn er oder sie sich in den Dienst jener stellt, die gesellschaftlich nicht zählen, Letzte sind oder wer in den Kleinen Gott sehen kann. Jesus nimmt die Jüngerinnen und Jünger auf diesem Weg mit.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch der Weisheit anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Jakobusbrief anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Markus anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.
Ein Kommentar zu “Wege der Gewaltlosigkeit 1.Lesung: Weish 2,1a.12.17-20| 2.Lesung: Jak 3,16-4,3| Evangelium: Mk 9,30-37”
In dieser Woche war der Tag des Kindes, in jedem Menschen ist auch ein inneres Kind vorhanden. Es entwickelt die Verspieltheit und Freude in uns. Meiner Meinung wäre es nötig das äußere Kind und das innere Kind gleichermaßen zu fördern. Es könnten dadurch der Welt viele Talente und Reserven zur Verfügung stehen.
Ehrenamtliche Helfer oder Missionare leisten dabei eine wertvolle Arbeit, sie dienen Gott in Ihrem Tun. Demütig sein fördert ein friedvolles Miteinander der Menschheit. Unterdrückung, ausgelöst durch Geldgier, Machtbesessenheit und Anerkennungsbedürfnis ermöglicht Feindschaften und Kriege (Zerstörung ist die Folge).
Jesus hat uns gezeigt, welche Möglichkeiten sich durch eine sinnvolle Einstellung zum Leben ergeben. Ein Weg zum gewaltlosen Miteinander. Vergebung ist die Voraussetzung.
Gesegnete Grüße