Leben und Glauben sind eine Einheit 1. Lesung: Mal 1,14b-2, 2b.8-10| 2. Lesung: 1 Thess 2,7b-9.13| Evangelium: Mt 23,1-12
Es war nicht Jesu Absicht eine neue Religion zu gründen. Er wollte reformieren, dem Glauben eine besondere Perspektive geben. Aspekte, worauf er besonderes Gewicht legt, macht er mit dem heutigen Evangelium deutlich. Seine starken Worte gegen die damals führenden religiösen Autoritäten zeigen sein Anliegen.
Ein erster: Leben und Glauben sind eine Einheit. Der Glaube erschöpft sich nicht im Wissen um richtige Formeln, Gebote und Bekenntnisse. Der Glaube zeigt sich im Leben, im konkreten Tun. Es besteht die Gefahr, Leben und Glauben zu trennen. Der Glaube wird von manchen als eigener Bereich des Lebens, als etwas Zusätzliches angesehen. Wenn es leicht geht, kommt der Glaube dazu. An unserem Leben und Zusammenleben wird der Glaube ablesbar. Es geht nicht um ein perfektes Christsein. Je perfekter jemand sein will, umso selbstkritischer und hinterfragbarer sollte er oder sie sein. Christsein gelingt immer nur annäherungsweise. Nicht die Schwächen und Fehler machen uns unglaubwürdig, auch nicht die der Kirche, sondern mehr die Art und Weise, wie mit den Fehlern und Schwächen umgegangen wird. Wenn von anderem Dinge gefordert werden, die man selbst nicht halten kann oder muss, dann ergibt sich ein Problem.
Bei Jesus fällt eine besondere Unterscheidung auf. So sagt er den Zuhörenden: „Tut und befolgt also alles, was sie (gemeint die Pharisäer und Schriftgelehrten) euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun…“ Mit anderen Worten: Wenn ihr das Leben der Autoritäten hinterfragt und vielleicht sogar ablehnt, dann ist noch nicht gesagt, dass ihre Botschaft falsch ist.
Ein zweiter Aspekt den Jesus anspricht: Sorgt für die Entlastung der Menschen.
Das ist ein Grundanliegen Jesu: Er nimmt die damals geltenden Gesetze und Rechtsvorschriften ernst, aber sie sind für ihn nicht Letztes. Wir kennen ein anderes Wort von ihm: „Ich bin nicht gekommen um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“ Es braucht Regeln, Gesetze und Gebote – sie sind Vorgabe und Entscheidungshilfe. Das Leben der Menschen aber ist bunt und vielfältig und es gibt unterschiedliche Umstände und Situation. Da ist es möglich, dass Gesetze oder Gebote einzelnen nicht gerecht werden. Sie können sich sogar gegen die Menschlichkeit stellen, Leben verhindern, Reifungsschritte abbrechen und eine Zukunft verbauen.
Jesus hat in Begegnungen mit einzelnen Menschen dafür gesorgt, dass sie aufatmen können, neues Vertrauen ins Lebens gewinnen oder dafür gesorgt, dass Abgeschriebene, Außenseiter*innen neu einen Platz in der Gemeinschaft finden konnten.
Was lässt Menschen aufatmen? Was nimmt Menschen Lasten ab? Wer mit solchen Fragen den Menschen begegnet, wird zu einer neuen Haltung finden, die auch eine neue Qualität von Beziehung(en) ermöglicht.
Ein dritter Aspekt: Die Zukunft der Kirche wird geschwisterlich sein.
Das Vermächtnis Jesu ist klar und eindeutig: „Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Schwestern und Brüder“. Wir wissen, dass so manches in der Struktur unserer Kirche im Widerspruch zu diesem Evangelium steht. Es gibt nach wie vor das Pochen auf ein Oben und Unten, auf das „Wir haben es“ und ihr nicht, ohne ein echtes Hören aufeinander und gegenseitiges Ernstnehmen. Aber wir machen es uns zu leicht, würden wir mit dem Finger nur auf andere und die da oben zeigen. Jesus richtet sein Wort an das Volk und an seine Jünger, an seine zukünftige Gemeinde.
Mir scheint, dass es in unserer Kirche viel ehrliches Bemühen um eine geschwisterliche Kirche gibt. Man sieht Fehler nach. Es werden Unterschiede akzeptiert, es werden viele Lasten gemeinsam getragen. Es gibt die Treue zur Gemeinde, obwohl manches hin und wieder ärgerlich ist.
Eine geschwisterliche Kirche kann Aufgaben auch nicht einfach nach oben oder an die Experten delegieren, z.B. die religiöse Erziehung an Religionslehrer oder an die Pfarre. Sie ist Aufgabe aller, der Eltern, Religionslehrer, der Mitchristen und der Gemeinde. Ich denke, dass dies in der Sakramentenvorbereitung weiterzuentwickeln ist. In Südafrika z.B. dauert die Erstkommunionvorbereitung in der Gemeinde zwei Jahre und die Firmvorbereitung drei Jahre.
Eine geschwisterliche Kirche ist keine „Freunderlwirtschaft“. Wir sind einander Schwester und Bruder. Sie lebt vom Dialog.
Ein letzter Hinweis: Jesus stellt die Hierarchie auf den Kopf. So sagt er: Der Größte oder die Größte von euch soll euer, beziehungsweise eure Dienerin sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Jene Menschen, die in der Gesellschaft dienen, seien die Großen unter euch. Da rücken weit nach oben die Reinigungskräfte, die Menschen der Müllabfuhr und Blaulichtorganisationen, … vor allem jene, die selbstlos ihre Dienste oder Arbeit tun.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Maleáchi anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessalónich anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus anhören möchten: