Charismen im Dienst der Gemeinde 1. Lesung: Jes 63,16b-17.19b; 64,3-7 | 2. Lesung: 1 Kor 1,3-9| Evangelium: Mk 13,24-37
Es beginnt ein neues Kirchenjahr. Um es gleich vorweg deutlich zu sagen: Wir feiern, dass Gott mit uns, mit seiner Schöpfung und Welt neu beginnt, Neues plant und Neues schaffen wird.
Die Covidpandemie liegt derzeit wie ein dunkler Schatten über der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Manchen setzt der Lockdown zu. Wir haben Menschen, die um ihre Existenz bangen, andere um ihre Gesundheit. Manche kämpfen in den Spitälern um ihr Leben. Es gibt auch das Sterben an oder mit COVID. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie lassen sich (noch) nicht abschätzen, auch wenn voraussichtliche Impfstoffe Licht am Ende des Tunnels bedeuten.
Der Advent nochmals ist jene Zeit, in der wir uns neu zurüsten und gewahr werden, dass es Gott ist, der uns entgegen kommt. Es ist ein Kommen selbst wenn die Nächte lang sind oder wie es das Evangelium beschreibt, wenn die Kräfte und Mächte dieser Welt erschüttert werden.
Ich orientiere mich heute an Paulus und dem, was er im Brief an die Korinther geschrieben hat. Zunächst eine kurze Situationsbeschreibung: Korinth, die zweitgrößte Stadt im römischen Imperium hatte ein riesiges soziales Gefälle. Es gab viele Arme, nicht zuletzt bei den Christen. Viele waren Sklaven und Sklavinnen. Soziale Missstände gefährden allemal den Charakter der Menschen: Korruption, Prostitution, Diebstahl, Ausgrenzung …sind die Folgen. Im Weiteren gab es in Korinth religiöse Spannungen, Parteiungen und Spaltungstendenzen. Neben den religiös Nüchternen gab es die Schwärmer, die sich als die wahren Christen hervor taten.
In der Lesung haben wir nun die Anrede des Paulus an die Gemeinde gehört. Er schreibt ihnen, unter welchem Vorzeichen er die Gemeinde sieht. Es ist gut, sie am Beginn eines neuen Kirchenjahres und mitten in einer vermutlich schwierigeren Zeit zu verinnerlichen, oder vielleicht besser sie zu Herzen zu nehmen.
Paulus, nachdem er sich im Brief vorgestellt hat, grüßt seine Gemeinde: „Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ Und er wiederholt ein wichtiges Wort gleich nochmals: „Ich danke meinem Gott allezeit um euretwillen wegen der Gnade Gottes, die euch gegebenen in Christus Jesus, dass in allem ihr reich wurdet in ihm …“
Paulus hat den üblichen Gruß, wie damals allgemein Briefe eingeleitet wurden, übernommen. Neu hinzugekommen ist bei ihm: die Gnade. Gnade euch von Gott. Ihr steht unter der Gnade. Gott ist euch gut. Ja, Gott macht euch reich. Paulus fügt ausdrücklich an: Reich in allem.
Die Gemeinde in Korinth war alles andere als eine Mustergemeinde. Wie der weitere Brief zeigt, gab es viel aufzuarbeiten, zu kritisieren. Es gab Not und Konflikte und trotzdem schreibt ihnen Paulus: Die Gnade Gottes hat euch reich gemacht.
Wir dürfen hier lernen, was uns nach wie vor als christliche Gemeinde reich macht: Gnade als unser Vorzeichen.
Christen sind Menschen, die sich beschenkt wissen. Vielleicht ist das eines der schwierigsten Lernschritte, die wir im Glauben zu leisten haben, bzw. leisten können: Das Leben verstehen lernen als von Gott reich beschenkt.
Das Leben an sich ist Geschenk. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass ich leben kann und darf. Es arbeiten viele Menschen täglich für mich, für uns: Straßenarbeiter, Verkäufer und Verkäuferinnen, Menschen in der Landwirtschaft und im Transport, Menschen in den Blaulichtorganisationen, im Pflegebereich. Noch viele Berufe und Gruppen könnten aufgezählt werden, von deren Einsatz und Mühe ich oder auch wir profitieren.
Es ist manchmal wirklich heilsam dies bewusst zu machen, wer und was hinter alledem steht, dass ich leben kann, vielleicht gut leben kann. Es ist Teil der Gnade, die wir täglich erfahren und die von Gott ausgeht. Unser Blick ist oft vom Defizit geleitet, d.h. man sieht vor allem das, was nicht ist oder falsch läuft. In der Umgangssprache sagen wir, dass dieser defizitäre Blick die Menschen hinunter zieht, Hoffnung und Mut nimmt. Paulus leitet die Seinen an, den Blick für das nicht Selbstverständliche – für die Gnade – zu bewahren.
Gnade ist aber im Verständnis des Paulus noch mehr: In allem wendet sich uns Gott zu. Er wendet sich gerade auch in Situationen uns zu – nochmals –, in denen die Kräfte und Mächte der Welt erschüttert werden. Corona zeigt, neben allen Herausforderungen, die zu bestehen sein werden, dass es z.B. auch viel Zusammenarbeit und Solidarität gibt, um ihr mit einem Impfstoff begegnen zu können. Es wächst ein neues Bewusstsein, wie wichtig Begegnungen und menschliche Anteilnahme sind. Es wird eine neue Achtsamkeit wachsen, um die richtige Balance von Nähe und Distanz zu wahren. In der Arbeitswelt gibt es Veränderungen, die bisher undenkbar waren.
Paulus hat noch einen anderen Grund für dieses Vorzeichen, Gnade euch von Gott. Ja, es gibt Not, Spannungen, Schwierigkeiten und Probleme in der Gemeinde in Korinth. Sie haben aber zugleich die Charismen, die Gaben und die Fähigkeiten, diese zu bearbeiten. Sie sind in der Gemeinde reich an den unterschiedlichsten Begabungen, um Nöte zu lindern, um Spannungen zu lösen, um Konflikte zu klären, um eine lebendige Gemeinde zu bilden, die sich gegenseitig hilft, ermutigt und aufbaut. Wo Menschen ihre Begabungen nicht zum eigenen Vorteil, sondern in den Dienst der Gemeinschaft und der Gemeinde stellen, da wird ein anderer Reichtum sichtbar und erfahren.
Wenn Menschen in Christus sind, aus seinem Wort leben, ihre Begabungen einander zur Verfügung stellen, das ist ein anderer Reichtum als nur viel Geld oder Besitz, Macht oder Einfluss zu haben. Der Beginn eines neuen Kirchenjahres, das uns Herausforderungen erahnen lässt, steht trotz allem unter diesem einen Vorzeichen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Markus anhören möchten:
Ein Kommentar zu “Charismen im Dienst der Gemeinde 1. Lesung: Jes 63,16b-17.19b; 64,3-7 | 2. Lesung: 1 Kor 1,3-9| Evangelium: Mk 13,24-37”
Ich bin reich beschenkt, daß es mir möglich ist,
das Wort Gottes mit Pfr.Erich mitfeiern zu dürfen.
Gnade und Friede von Gott der Pfarrgemeinde
Hard mit Pfr.Erich