Das Königtum Jesu 1. Lesung: Dan 7,2a.13b-14|2. Lesung: Off 1,5b-8|Evangelium: Joh 18,33b-37
Jesus wehrt sich bis zum Schluss sich König nennen zu lassen. Erst vor Pilatus hören wir ihn sagen, in einer Situation, in der er von allen verlassen, der Willkür eines Despoten ausgeliefert, der nicht weiß, was Wahrheit ist: Ich bin ein König, aber nicht von dieser Welt. Dieses „König sein“ Jesu hat mehrere Bezüge, die es zu bedenken gilt:
Am Beginn des Evangeliums wird Jesus von Johannes dem Täufer vorgestellt: Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt (Joh 1,29). Wir können dann im Johannesevangelium verfolgen, was Jesus unter dem Wegnehmen der Sünden der Welt versteht: Es beginnt mit der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-12). Er sorgt sich um das Fest des Lebens. Es soll zu Ende gefeiert werden können. Es ist dann interessant, was folgt, nämlich die sogenannte Tempelreinigung (Joh 2,13-25). Das Leben als Fest steht in enger Beziehung zum Gottesverständnis und Gottesdienst. Mit der Tempelreinigung stellt sich Jesus gegen die Vorstellungen der Priesterschaft. Gott hat die Opfer (des Tempels) nicht notwendig. Sie sind ein Raub an den Armen. Gottesdienst geschieht vielmehr im dankbaren Teilen, im Loben und Bitten.
Was mit Sünde der Welt hinwegnehmen weiter gemeint ist, zeigt sich im nächtlichen Gespräch Jesu mit Nikodemus (Joh 3,1-21). Jesus kommt nicht die Welt zu richten, sondern sie zu retten (Joh 3,17). Ebenso stehen die Blindenheilung (Joh 9,1-41), die Heilung eines Gelähmten (Joh 5), die Brotvermehrung (Joh 6), das Bewahren der Ehebrecherin vor der Steinigung (Joh 8) und die Auferweckung des Lazarus in diesem Dienst, die Sünde der Welt hinweg zu nehmen; auch das letzte Abendmahl mit der Fußwaschung, mit dem Gebet, dass die Menschen eins seien und in der Liebe bleiben. Nicht zuletzt dürfen wir sein Festhalten an der Gewaltlosigkeit, sein nicht Verurteilen der Gegner, seine bleibende Achtung und sein bleibender Respekt Menschen gegenüber – auch einem Pilatus – im Dienste dieses anderen Königtums verstehen.
Jesus ist König, aber eben nicht von jener Welt, in der Pilatus lebt und wie viele aus dem Volk sich das Königtum vorstellen. Es ist ein Königtum, das in den Diensten des Lebens steht: das Menschen aufrichtet, Kranke aller Art heilt, das Gegensätze verbindet und die Menschen in die Freiheit entlässt. Jesus ist einer, der glaubt und weiß, Gott ist Herr der Geschichte und Herr des Lebens.
Das Verständnis für das Königtum Jesu speist sich aus einer weiteren Quelle, den Liedern Davids, den Psalmen. Es gibt mehrere in denen der König, beziehungsweise das König sein vor Gott besungen wird (Ps 93; 96; 97; 110; 144). Wir dürfen in diesen Liedern David erkennen, dem es gelungen ist das Volk zu einen und in eine Zeit des Friedens zu führen.
In diesen Liedern schwingt allerdings ein weiterer Aspekt mit, nämlich das „König sein“ eines jeden Menschen. Es ist zunächst die Würde, die Gott einem jeden Menschen zugedacht hat. Niemand soll Sklave Gottes sein, auch nicht Sklave oder Magd eines Menschen. Jesus steht für diese Würde ein. Dieses Königreich hebt sich ab von Pilatus, der letztlich am Menschen Jesus kein Interesse hat. Man beachte sein Spiel: Er sagt zunächst: Was habt ihr gegen den Menschen (Jesus) vorzuwerfen. Dann fragt er Jesus: Bist du der König der Juden? Er fragt nach, aber ohne die Antworten Jesu wirklich hören und verstehen zu wollen.
Das „König sein“ in den Liedern Davids, den Psalmen schließt ein, dass ein Mensch sein Leben aus der inneren Mitte heraus gestaltet und gut geerdet steht, ein Mensch, der seine Meinung nicht in die Windfahne hält, sondern eben Selbst-Stand hat. Dieser Selbststand Jesu wird in der Passionserzählung bei Johannes in besonderer Weise hervorgehoben. Jesus steht. Pilatus dagegen läuft hin und her, geht hinein und kommt heraus. Die Verurteilung Jesu hat keine Basis außer Vorwürfe, Verdächtigungen und Fehldeutungen. Pilatus urteilt und verurteilt ohne zu wissen, was Wahrheit ist. Pilatus steht für das Königtum dieser Welt.
Jesus legt als König Zeugnis für die Wahrheit ab. Die Frage nach der Wahrheit ist hoch brisant, gerade auch in unserer Zeit der Pandemie und Klimakrise. Wird sie zugelassen, ernstgenommen? Die Frage nach der Wahrheit droht die Gesellschaft zu spalten. Die Wahrheit, für die Jesus steht, kommt nicht von irgendwo her. Sie ist auch nicht einfach seine Wahrheit. Sein Zeugnis für die Wahrheit ist an die Liebe und seine Hingabe gekoppelt. Er legt Zeugnis für die Wahrheit ab, nicht um das eigene Leben, sondern um das der anderen zu retten.
Im Evangelium stoßen zwei Männer aufeinander: Pilatus und Jesus. Welten trennen sie. Wir können wählen, für welches Lebensmodell wir uns entscheiden. Für den Evangelisten Johannes ist allerdings das wichtigere Thema: In welches „König sein“ wächst du hinein? Wie legst du dein „König sein“ an?
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Daniel anhören möchten:
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