
Das Lamm als Bild für den Auferstandenen 1.Lesung: Apg 5,27-32.40b-41| 2.Lesung: Offb 5,11-14| Evangelium: Joh 21,1-19
Die Offenbarung des Johannes ist eine Untergrundschrift. Der Autor sitzt auf der Insel Patmos im Gefängnis. Er verfasst ein Schreiben an Gemeinden in Kleinasien, um sie in ihrer schwierigen Situation zu stärken und ihnen Mut zu machen. In seinen Visionen zeigen sich immer wieder Szenen der Liturgie des Himmels. Der Abschnitt, den wir heute als Lesung gehört haben, ist ein Auszug einer solchen Vision.
In seiner Vision sieht Johannes einen Thron und der auf dem Thron sitzt, hat eine Buchrolle mit Siegeln in der Hand (Vgl. Offb 5,1). Niemand im Himmel und auf der Erde vermögen zunächst diese Buchrolle zu öffnen. Wer ist schon fähig, die Geschichte mit all ihren Geheimnissen, Wendungen und Veränderungen zu entschlüsseln? Niemand. Kein Mensch. Es ist dem Autor zum Weinen.
In dieser angespannten Situation mischt sich die Stimme eines Ältesten ein, der auf das Lamm verweist, das mitten unter den vierundzwanzig Ältesten steht (Vgl. Offb 5,5). Diese vierundzwanzig Ältesten repräsentieren das neue Volk Gottes, das sich aus den zwölf Stämmen Israels und den Stämmen der Heidenvölker zusammensetzt, ein priesterliches Königreich wird. Das Lamm ist Bild für den Auferstandenen. Es ist würdig die Buchrolle zu empfangen und die Siegel zu öffnen. Sein Tod und seine Auferstehung lassen die Geschichte in einem neuen Licht erscheinen. Sie führen zu ihrer neuen Deutung.
Das Lamm verbindet Gegensätze, überwindet die Gewalt, ist der Weg in eine neue, noch für viele verborgene Zukunft. In der Liturgie des Himmels wird diese Zukunft bereits von den Heiligen und Armen mit den Hoffnungen und Utopien gefeiert und besungen. Im Bild der Liturgie des Himmels wird vorweggenommen, was noch werden kann und wird. Auch unsere Feier der Liturgie, die die himmlische Liturgie tangiert, ermöglicht einen Blick über die gegenwärtige Realität hinaus. Sie trägt zugleich dazu bei, dass Hoffnungen und Utopien Realität werden. Liturgie hat einen schöpferischen Aspekt, beziehungsweise eine schöpferische Kraft.
Wie wir in der Lesung hörten, rufen die Engel um den Thron mit lauter Stimme: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist, Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit, Kraft und Ehre, Lob und Herrlichkeit“ (Offb 5,11b). Mit dem Bild des Thrones wird auf den Kaiser in Rom angespielt, der für sich Macht, Ehre, Reichtum u.a.m. beansprucht und der sich als der große Gönner des Volkes verehren und bejubeln lässt.
Mit lauter Stimme treten die Engel dagegen auf. Und die Ältesten gehen nicht vor dem Kaiser und seinem Thron in die Knie, sondern sie beten den an, dem wirklich die Macht, Lob und Ehre, Herrlichkeit und Kraft gegeben ist und gebührt.
Gott ehren und loben, ihm Macht, Kraft und Herrlichkeit zukommen lassen. Die Lesung hebt diesen Aspekt hervor. Warum? Braucht Gott unser Lob und unsere Verehrung? Man kann das mit einem schlichten Nein beantworten. Es macht ihn nicht größer oder kleiner, nicht mächtiger oder ohnmächtiger, nicht den Menschen zu- oder abgewandter. In der vierten Werktags Präfation (Lobpreis vor dem Sanktuslied) heißt es: „Unser Lobpreis kann deine Größe nicht mehren, doch uns bringt er Segen und Heil.“
Gott loben, preisen und ehren für das, was ER tut und tun wird, ist eine Quelle des Segens, der Kraft und des Heiles. Wir haben in der Bibel unzählige Beispiele dafür, dass Menschen in großer Not oder auch in oder nach Gewalterfahrungen Gott loben, beziehungsweise aufgefordert werden, Gott zu loben. Moses und Mirjam tun es nach dem Durchzug durchs Rote Meer. Sie singen ein Lied. Mirjam tanzt dazu.
Im Buch Daniel sind es die drei Jünglinge, die Nebukadnezzar in einen glühenden Feuerofen werfen lässt, weil sie ihm die Verehrung verweigern. Sie finden in ihrer Situation trotz allem siebenundsiebzig Gründe, Gott zu preisen und zu loben. Die Psalmen laden die Beter immer wieder ein, den Weg des Lobens zu gehen.
Das Loben und Ehren ist eine Quelle der Kraft, des Heiles und der Resilienz für beide; für jene, die gelobt und geehrt werden als auch für jene, die loben, preisen und ehren. Eine solche Quelle erschließt sich vor allem auch jenen, die Gott loben, ehren und preisen.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus der Offenbarung des Johannes:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Johannes anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.
2 Kommentare zu “Das Lamm als Bild für den Auferstandenen 1.Lesung: Apg 5,27-32.40b-41| 2.Lesung: Offb 5,11-14| Evangelium: Joh 21,1-19”
Die Buchrolle mit den Siegeln, niemand im Himmel und auf der Erde kann sie öffnen. Kein Irdischer und kein Himmlischer würde den Inhalt dieser Schrift “ertragen“. Schon gar nicht ein Mensch. Sie würde so schwer auf ihm lasten, dass er dabei zerbricht. Es übertrifft seine Vorstellungskraft, könnte den Inhalt nicht verarbeiten. Mir ist die Geschichte mit der Büchse der Pandora aus der griechischen Mythologie eingefallen.
Nur die, meine ich, haben sie geöffnet. Die Wahnsinnigen unserer Zeit. Die Tech-Giganten, die Geldvermehrer, die Kriegstreiber alle miteinander. Sie alle wissen doch gar nicht mehr, wie sie aus diesem ganzen Schlamassel wieder herauskommen. Vielleicht brauchen auch wir ein Lamm, einen
gesellschaftlich gänzlich unbedeutenden Menschen, mit so viel Charisma und Empathie, dessen Worte und Taten uns total beGEISTern, der den vielen Menschen, die unter dieser unsinnigen Gigantonomie leiden, heraushilft ans Licht. Das wäre meine Vision.
Liebe Grüße und Gottes Segen
Warum Demut, gegenüber Gott, so wertvoll ist?
Viele Menschen dienen Gott durch ihre Berufe -Säuglingskrankenschwestern,
Kindererzieherin, Lehrer, Ausbilder von Lehrlingen, Altenpflegerinnen usw.-.
Wenn Menschen sich regelmäßig in der Gegenwart zu Gott bekennen -Glauben und Gebet- können sie ihre Vergangenheit besser loslassen und die Hoffnung auf eine einfachere Zukunft ist eher möglich. Gott braucht nicht uns, aber wir brauchen Gott. Die Gottesverehrung ist für den Menschen eine wichtige Kraftquelle,
Gesegnete Grüße