Heil, gesund und seelig werden 1. Lesung: Sir 27,4-7 | 2. Lesung: 1 Kor 15,54-58| Evangelium: Lk 6,39-45
Wir haben als Evangelium einen Abschnitt aus der sogenannten Feldrede des Lukas gehört. Sie hat in sich eine große Aussagekraft. Zum besseren Verständnis ist allerdings der größere Zusammenhang aufschlussreich.
Jesus hatte sich auf einen Berg zurückgezogen, um zu beten und dann aus den Jüngern die zwölf Apostel ausgewählt. Er kommt zurück ins Tal. Dann wird berichtet, dass aus den verschiedensten Richtungen Menschen zu Jesus kommen, um ihn zu hören und von Krankheiten geheilt zu werden. Ergänzend dazu: Auch jene von unreinen Geistern geplagten werden geheilt (Lk 6,17f). Der Bericht über die Heilungen wird von der Leseordnung unterschlagen, d.h. er kommt nicht vor.
Doch in Anschluss an diese Erfahrung richtet Jesus den Blick auf die Jünger und beginnt zu ihnen zu reden. D.h. Jesus reagiert auf diese Erfahrung der vielen Krankheiten und der unreinen Geister. Unter unreinen Geistern dürfen wir Streit, Gehässigkeiten, Neid, Missgunst, Angst u.a. verstehen, all das, was das Zusammenleben beschwerlich oder zermürbend macht. Mit der Rede will Jesus gegen die Gründe des Krankmachenden vorgehen.
Jesus tritt in einer politisch hoch explosiven Zeit auf. Es brodelt im Volk. Es gibt viele Arme und Bedrängte. Auf diesem Hintergrund die Worte: Selig, die Armen … Selig, die ihr jetzt hungert … Selig seid ihr, wenn euch Menschen hassen … um des Menschensohnes willen oder: Weh euch, ihr Reichen … Weh euch ihr satten … Weh euch, wenn euch alle Menschen loben … d.h. wenn ihr euch nach dem Wind dreht.
Und zur Gesundung einer Gesellschaft trägt dann weiter bei: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! … Gib jedem, der dich bittet! … Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür?
Und weiter: Seid barmherzig, wie es auch euer Vater barmherzig ist. Deshalb: Richtet nicht, damit auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden!
Eine Atmosphäre des Richtens und Verurteilens, die Suche nach Schuldigen und Sündenböcken macht eine Gesellschaft krank; die Überheblichkeit, den Splitter aus den Augen der anderen heraus zu ziehen und den Balken im eigenen Auge zu dulden ebenso.
Beinahe am Ende – es ist Teil des Evangeliums dieses Sonntags – geht es um die innere Grundhaltung bzw. Gesinnung: Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch bringt aus dem Bösen das Böse hervor. Wovon das Herz überfließt, davon spricht der Mund.
Es geht um die innere Grundgesinnung: Was will ich für die Mitmenschen? Will ich ihnen das Gute? Gönne ich ihnen das Glücklich sein? Kann ich es ertragen, wenn jemand neben mir groß heraus kommt? Oder lasse ich mich immer wieder zu Gedanken der Rache, der Vergeltung, der Feindschaft, der Konkurrenz … hinreißen. Ist Lob, Dank, Anerkennung echt oder geheuchelt?
Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte bringt.
Und dann folgt ein Satz, den lässt die Leseordnung auch aus. Das Warum ist mir unverständlich. Jesus sagt praktisch abschließend zu den Jüngern: „Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr! und tut nicht, was ich sage? (Lk 6,46) Es ist nicht als moralischer Appell zu verstehen – ohne das Leben des Gesagten in der Bergpredigt könnt ihr nicht meine Jünger sein -, sondern es ist wie eine Bitte, eine Einladung zu verstehen: werdet heil, gesund, selig! Tut es! Es führt euch in die Freude, Dankbarkeit und ins Beschenkt werden. Vor der Feldrede beraten Schriftgelehrte und Pharisäer, was sie gegen Jesus unternehmen könnten.
Jesus hat viele Menschen von ihren Krankheiten geheilt. Die Feldrede enthält ein Programm, diesen vorzubeugen und eine Gesellschaft gesunden zu lassen.
Ein Kommentar zu “Heil, gesund und seelig werden 1. Lesung: Sir 27,4-7 | 2. Lesung: 1 Kor 15,54-58| Evangelium: Lk 6,39-45”
Für mich ist die Aufforderung Jenen Gutes zu tun die mich hassen, eine echte Herausforderung. Dabei nicht zu heucheln ist eine weitere. Manchmal denke ich, ist es für mich besser zu schweigen, bevor ich mich in eine negative Wortmeldung einbringe, aus Angst nicht ausgegrenzt zu werden. Aber wenn ein “was meinst denn du dazu?”mich herausfordert – habe ich mir vorgenommen, die oder den Betreffende(n) mit einem “wer von uns kennt schon den Werdegang dieser Person? – oder mit einem “sie/er hat sicher auch ihre/seine positiven Seiten”, welche wir überhaupt nicht kennen”, die Situation im Sinne der Nächstenliebe “zu verbessern”.