Zeit zum Aufbruch 1. Lesung: Ex 12,1-8.11-14| 2. Lesung: 1 Kor 11,23-26| Evangelium: Joh 13,1-15
Einleitung zur ersten Lesung
Der Pharao hatte den Beschluss gefasst, jede männliche Geburt im Volk Israel zu töten. Am brennenden Dornbusch berief er Moses, um sein Volk aus dieser tödlichen Sklaverei und Knechtschaft heraus zu führen. Bereits 10 Plagen sind über Ägypten gekommen. Immer wieder versprach der Pharao das Volk ziehen zu lassen. Doch als die Plagen jeweils vorbei waren, verhärtete sich sein Herz. Er weigerte sich das Volk ziehen zu lassen. Was folgt ist die elfte Plage:
Erste Lesung aus dem Buch Exodus:
Predigt mit Überleitung zur 2. Lesung
Diese erste Lesung möchte ich als „Lehr-„ oder: besser „Ereigniserzählung“ bezeichnen. Es ist kein historischer Bericht über etwas Vergangenes, sondern im Erzählen ereignet sich neu, was wir glauben können, bzw. wie Gott heute mit den Menschen auf dem Weg ist. Einige Akzente möchte ich dabei hervorheben:
Es ist eine eindrückliche Schilderung, wie sehr es Gott ernst meint, den Menschen aus einer tödlichen Situation, aus tödlicher Sklaverei und Knechtschaft heraus zu führen. Gott offenbart sich als Anwalt der Unterdrückten und Marginalisierten, als Anwalt Geknechteter und vom Tod Bedrohter.
Zum Verständnis sei ferner gesagt: Wenn hier von Israel die Rede ist, dann bezieht sich das nicht auf einen Staat, sondern mit dem Namen Israel verbindet sich die Vorstellung: Menschen, die mit Gott ringen, die sich auf ihn verlassen, die mit ihm streiten und nicht so sehr mit ihren Mitmenschen. Jakob kämpft mit Gott eine ganze Nacht hindurch, lässt nicht los, ehe er von ihm gesegnet wird (Gen 32,23-33). Jakob erhält einen neuen Namen: Israel – Gottesstreiter. Unter Israel sind Gottesstreiterinnen oder -streiter zu verstehen und das kann jede und jeder von uns sein.
Zehn Plagen sind voraus gegangen: Drei mal drei plus eins. Dahinter verbirgt sich die Geduld Gottes, seine unendliche Geduld. Wer aber nicht lernen will, wer ohne Einsicht ist, wer sein Herz verhärtet, bringt sich in eine tödliche Gefahr. Es ist eine Lehrerzählung, d.h. wenn Israel diese Geschichte von neuem hört, ist es zugleich auch eine Warnung an sie selber. Sei gewarnt vor Herzenshärte. Es ist eine tödliche Gefahr. Ja, Gott straft und rächt sich nicht einfach. Er gibt Zeichen. Selbst den Ägyptern und dem unmenschlichen Pharao bietet er sie an, damit er und sein Volk lernen: umkehren, neu denken, sich ändern können.
Es sind zehn ganz unterschiedliche Plagen vorausgegangen: der Nil wurde zu Blut, Froschplage und Stechmücken, Seuchen und Pest, Hagelschlag und Heuschrecken, eine dreitägige Finsternis, die alle in einen großen Schrecken versetzte. Der Pharao verhärtete sein Herz. Er weigerte sich aus den Erfahrungen zu lernen, im Gegenteil, die Unterdrückung wurde verschärft. Jede männliche Geburt in Israel soll getötet werden.
Das zugefügte Unrecht beginnt zurück zu schlagen; nicht in gleicher Weise, sondern es trifft jeweils die älteste, männliche Geburt, so in der Erzählung.
Wir sind heute mitten in diesen Erfahrungen, die uns aus der Bibel erzählt werden, zum Beispiel im Umgang mit der Schöpfung: Sie gibt uns Zeichen. Die Wetterkapriolen häufen sich. Die Unwetter nehmen extremere Formen an. Wir sind aufgerufen, daraus zu lernen. Einen anderen, neuen Lebensstil zu finden.
Auch das Erscheinen des Carona COVID-19 lässt uns zumindest fragen: Was will uns die Pandemie sagen? Was lernen wir? Es ist nicht als Strafe Gottes zu verstehen, sondern als ein Zeichen, um einer tödlichen Knechtschaft zu entkommen. Und es sei hier angemerkt: Es sind Fragen, die nicht nur Gläubige oder Ungläubige angehen. Es betrifft alle Völker, alle Staaten. Wir bilden über alle Grenzen, Gruppen und Ideologien hinweg eine Schicksalsgemeinschaft. Es ist für alle ein Exodus in eine „andere Welt“.
Wir haben in diesen Tagen neue Erfahrungen gemacht: Familien, Firmen, Organisationen, Schüler, Arbeitende, ältere Menschen… Diese Erfahrungen waren und sind ganz unterschiedlich. Manche haben uns sogar gutgetan und wir sind froh, es einmal so erlebt zu haben. Es gibt auch viele Erfahrungen, die Ängste und Sorgen auslösten und an denen wir noch zu knappern haben. Pessah heißt: Vorübergang. Die Bibel nennt eine solche Zeit: Vorübergang. Gott ist an uns vorüber gegangen. ER hat sich gezeigt. Und zugleich sind wir daran erinnert: es geht vorüber. Die Situation wird nicht so bleiben. Es gilt daraus zu lernen, aufzubrechen, vielleicht sogar eilig zu lernen. Die Chance zu nützen und sie nicht verschlafen.
Beim letzten Abendmahl sah Jesus ebenso die Zeit gekommen, einen Aufbruch zu wagen, nämlich die Liebe bis zur letzten Konsequenz zu leben. Als Zeichen hat er Brot und Wein genommen und es geteilt. Er ist nach wie vor in unserer Mitte und teilt sich uns mit, wenn wir in der Liebe bleiben, wenn wir es lernen, mehr und mehr mit Gott zu streiten und immer weniger mit den Menschen.
Wenn wir im Anschluss Brot und Wein teilen, seien wir daran erinnert.
Zweite Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther:
Wenn Sie den Text des Evangeliums nach Johannes anhören möchten: