Bekenntnis einer großen Hoffnung 1. Lesung: Apg 2,1-11|2. Lesung: 1 Kor 12,3b-7.12-13; Röm 8,8-17|Evangelium: Joh 20,19-23; Joh 14,15-16.23b-26
„Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“
Man kann dieses Bekenntnis zum Heiligen Geist so verstehen als wäre nach dem Satz: „Ich glaube an den Heiligen Geist“ ein Doppelpunkt, und was dann folgt, verdanken wir dem Wirken des Heiligen Geistes. Am Karfreitag scheint es, als wäre Jesus mit seiner Botschaft und seinem Werk gescheitert. Von einem nahen Reich Gottes ist nicht viel zu erkennen, im Gegenteil, es scheint in den Rufen: „Kreuzige ihn!“ unterzugehen. Die neue Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern, die Jesus begonnen hatte, fällt auseinander. Außer Johannes dürfte von ihnen niemand unter dem Kreuz gestanden haben. Trotz der Beteuerungen mit ihm in den Tod zu gehen gibt es Verrat und Verleumdung. Und: Im damaligem Verständnis war der Tod am Kreuz der Tod eines Verfluchten, eines Verdammten, so steht es im Buch Deuteronomium (Dt 21,1-3).
Es ist das Werk des Heiligen Geistes, der verheißene Beistand Jesu, der den Hinterbliebenen hilft, diese dunkle Erfahrung des Karfreitags doch anders zu deuten und zu verstehen. Es ist der Heilige Geist, der durch das Reflektieren der Worte Jesu, in Auseinandersetzung mit der Schrift, den Psalmen und Propheten die Erkenntnis wachsen lässt, dass das, was Jesus verkündet und gelebt hat, Rettung der Welt und Rettung für die Welt bedeutet. Es ist ebenso der Heilige Geist, der sie dann ermutigt, in den Spuren Jesu weiterzugehen und in gleicher Weise aufzutreten.
Vielleicht kennt unser Leben auch Karfreitagserfahrungen. Wir glauben an den Heiligen Geist, der uns aus diesen Situationen herauszuführen vermag, der rettend, heilend und versöhnend in die Zukunft führt.
Einige Gedanken zu den Glaubensmotiven, die wir dem Wirken des Heiligen Geistes verdanken.
Wir glauben an die heilige katholische Kirche. Man möge beachten, dass es nicht „römische katholische Kirche“ lautet, sondern eben: heilige katholische Kirche. Heilig ist diese Gemeinschaft, weil der Heilige Geist in ihr wirkt. „Katholisch“ bedeutet: allumfassend. Es ist eine Gemeinschaft, die das Heil aller Menschen will, die sich berufen weiß, für das Heil an Seele, Geist und Leib zu sorgen, es ist eine Gemeinschaft, zu der die Generationen vor uns, aber auch nach uns zählten. Es kann uns daher nicht egal sein, welche Welt wir unseren Kindern und Kindeskindern hinterlassen. Der Geist Gottes, das bekennen wir im Glaubensbekenntnis, sammelt Menschen in eine solche Gemeinschaft, die sich zur Kirche (zum „Herrn gehörend“ oder zu den „Herausgerufenen“) zählen. Die Gestalt dieser Gemeinschaft hat sich im Laufe der Geschichte verwandelt und wird sich wieder wandeln.
Der Geist Gottes schafft eine Gemeinschaft der Heiligen. Die Gemeinschaft ist nicht deshalb heilig, weil die Menschen in ihr perfekt oder fehlerlos sind. Eine perfekte, fehlerlose, praktisch elitäre Gemeinschaft wäre genau das Gegenteil einer heiligen Gemeinschaft. Es ist eine Gemeinschaft, in der sich die Menschen in ihren Schwächen und Unzulänglichkeiten annehmen, die sogar Solidarität mit jenen leben, die das Leben nicht mehr auf die Reihe bringen.
Es ist der Heilige Geist, der im Letzten die Vergebung der Sünden bewirkt. Sünde ist ein großer Begriff. Er ist ein Überbegriff für zerstörtes Leben, Tod, Vernichtung, Hass, Verachtung u.ä. mit ihren Folgen. Ein Krieg mit vielen Toten, verstümmelten Körpern, Vergewaltigungen, Missachtung der Würde von Menschen ist eine Sünde. Wir dürfen glauben, dass die Kraft und Macht des Heiligen Geistes diese Wunden heilen lässt, dass er den Menschen einen Weg der Versöhnung ermöglicht, dass nicht die Sünde, sondern das Leben das letzte Wort haben wird.
Es ist das Werk des Heiligen Geistes, der Tote auferstehen lässt. Es ist nicht allein die Hoffnung, dass das letzte Wort Gottes der Ruf ins Leben ist. Es schließt auch jene Bereiche des Lebens ein, in denen jemand nicht mehr lebendig ist. Es gibt Totes im Leben, gestorbene Liebe, Zutrauen, Empathie u.ä. Am Beginn des Buches Genesis hören wir, dass Gott den Lebensatem einhaucht (Gen 2,7). Gott wird auch am Ende erneut den Lebensatem einhauchen.
Frucht dieses Geistes ist das „ewige Leben“. Ewig ist ein Qualitätsbegriff. Ein ewiges Leben in Langeweile wäre eine Katastrophe. Mit ewigem Leben ist erfülltes Leben umschrieben; ein Leben in Freude, Dankbarkeit, Seligkeit und erfahrener Liebe. Wer Jesus nachfolgt, findet in die Spur des Heiligen Geistes, beginnt diesen Heiligen Geist zu atmen.
Ich glaube an den Heiligen Geist. Es ist ein Bekenntnis einer großen Hoffnung.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte anhören möchten:
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