
Berufungen erkennen 1.Lesung: Jes 6,1-2a.3-8| 2.Lesung: 1 Kor 15,1-11| Evangelium: Lk 5,1-11
Am Beginn des Jesája-Textes wird uns vom Tod des Usíja berichtet. Seine Herrschaft trat er mit 16 Jahren an. Er war sehr erfolgreich und er förderte die Land- und Kriegswirtschaft. Der Erfolg stieg ihm zu Kopf und neben den politischen Aufgaben übernahm er auch priesterliche, die ihm nicht zustanden. Man könnte sagen, er hatte keinen Respekt vor der Gewaltenteilung. Sein Tod wurde als Erlösung empfunden. Die Schilderung des Jesája kann man so lesen, als wäre Gott dadurch in seiner Präsenz in der Welt und explizit im Tempel erst wieder wahrnehmbar geworden. Als wäre Gott während der Herrschaft des Usíja unkenntlich gewesen, vielleicht weil der Herrscher so viele Versprechungen erfüllte oder sich in den Vordergrund stellte und Gott verdrängte. Neben ihm war in der Wahrnehmung der Menschen kein Platz mehr für Gott. Die Interessen der Geschäftsleute, Bauern und Handeltreibenden wurden bedient, die Kriegswirtschaft brummte und damit waren die „oberen Zehntausend“ zufrieden. Das Volk verstummte, zog sich zurück und überließ sich seinem Schicksal. Es wird auch bereitwillige Mitläufer gegeben haben oder solche, die einfach den Weg des geringsten Widerstandes gingen.
Im vorhergehenden Abschnitt beschreibt Jesája das Ende der Herrschaft in einer sehr sinngetreuen Übersetzung so: „Er hoffte auf Gut-Regiment, doch siehe da: Blut-Regiment; auf Gemeinschaftstreu, doch siehe da: Hilfeschrei“. Jedenfalls war von den Versprechungen des Usíja offensichtlich nicht viel übriggeblieben.
Nun folgt ein Schuldbekenntnis bzw. eine Schuldeinsicht bei Jesája. Inwieweit er vielleicht das Regime unterstützt hatte oder einfach nur Unterlassungstäter war, kann man nicht einschätzen. Wir wissen aber, dass er Zugang zum Königshof hatte und Vertreter einer eher städtischen Oberschicht war. Jedenfalls reut auch ihn sein Verhalten und er sieht sich als Teil des gefehlten Volkes.
Kaum, dass er die Schuld eingesehen hat, wird ihm die Schuld auch schon nachgelassen und vergeben. Ein Sérafim berüht mit einer glühenden Kohle seinen Mund und gleichzeitig hört er die Stimme des Herrn: „Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?“ (Jes 6,8). Gott geht es nicht darum, dass Jesája in Schutt und Asche geht, ob seiner Selbstkritik gram wird, sich beschämt zurückzieht, sondern um eine Verhaltensänderung. Jesája erlebt ein Berufungserlebnis und erkennt seine Aufgabe in der Welt: Gott seine Stimme zu leihen. Er erkennt, dass er zählt, dass es auf ihn ankommt, wenn Gott in der Welt wahrnehmbar bleiben soll. Jesája wird als Prophet beschrieben, bemerkenswert ist aber, dass er sich selbst nie so nie bezeichnet hat. Er braucht weder Amt noch Titel. Er ist gesendet, er nimmt die Sendung an und das genügt. Jesája wird zu keinem Amt ernannt oder verdonnert, sondern es ist seine freie Entscheidung, die Aufgabe anzunehmen. Es ist seine persönliche Überzeugung und wird zu seiner Leidenschaft.
Jesája reagierte auf die damalige Verarmung großer Bevölkerungsteile mit einer scharfen Sozialkritik, er forderte Recht und Gerechtigkeit für die Armen und machte von den notwendigen Reformen das Überleben des Landes abhängig. Das Nordreich und das Südreich wollten gegen das expandierende Assyrien eine Kriegsallianz bilden. Er sprach sich gegen jede militärische Aggression aus. Man könnte sagen, man löst keine Probleme im Inland durch die Beschwörung äußerer Feinde. Dennoch wird diese Taktik immer noch angewandt.
Wenn wir nun die Texte aus dem Paulusbrief an die Korínther und aus dem Lukasevangelium ansehen, werden uns ähnliche Biografien geschildert. Paulus, der die ersten Christen grausamst verfolgte und der Stephanus-Steinigung beiwohnte, erfuhr die Gegenwart Gottes. Aber auch hier: „sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben“ (1 Kor 15,10). Paulus veränderte seine Einstellung und erkannte seine Berufung. Paulus beschönigt auch nichts – sich für Gott einzusetzen ist oft harte Mühe.
Ebenso erkennt Simon Petrus seine Sündhaftigkeit, man könnte auch sagen, seine Unzulänglichkeiten. Aus Scham weist er Jesus sogar weg. Jesus beginnt nicht, – Petrus sein Sündenregister vorzulesen oder in seinen offenen Wunden zu bohren, sondern er setzt gleich mit einem Zuspruch und mit Zutrauen fort: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen“ (Lk 5,10). Statt einer Maßregelung kommt die Beförderung.
Paulus ist wichtig, etwas festzuhalten: „Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet werden, wenn ihr festhaltet an dem Wort, das ich euch verkündet habe, es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen“ (1 Kor 15,2). In allen drei Texten geht es nicht darum, einfach etwas nachzuplappern, sich überreden zu lassen oder blind hinter jemandem herzulaufen. Gott geht es darum, dass Erfahrungen mit ihm und sein Erleben zu Selbsterkenntnis führen. Dass das eigene Handeln reflektieren wird und auf der Grundlage der eigenen Erfahrungen und das Wissen darum das Leben verändert wird.
Man könnte meinen, diese „uralten“ Texte wären gerade für unsere heutige Zeit geschrieben worden und möglicherweise ergeht der Ruf: „Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?“ auch an uns.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Jesája anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.
Ein Kommentar zu “Berufungen erkennen 1.Lesung: Jes 6,1-2a.3-8| 2.Lesung: 1 Kor 15,1-11| Evangelium: Lk 5,1-11”
Was bewirkt das Aushalten?
Vor 2 Jahren waren wir öfters in einem griechischen Lokal. Die Besitzerin war sehr freundlich und sehr offen zu meiner Frau und mir. Übergriffig wurde es für
uns, als sie sich öfters bei uns einlud und uns auf die HOCHZEIT ihrer TOCHTER im Jahr 25 dabei haben wollte. Wir kannten ihre Tochter überhaupt nicht und uns war ihr Bemühen einfach zu viel. Wir erkannten, dass zu viel Sympathie manchmal ihre Grenzen hat.
Um uns schützen, distanzierten wir uns immer mehr von der Griechin.
Durch Zufall landeten wir in einem anderen Lokal, es bediente uns wieder diese Griechin. Wir vertrauten ihr auch dieses mal, ihr Verhalten war jetzt ganz anders, es entwickelte sich eine gegenseitige WERTSCHÄTZENDE Beziehung. Gott sei Dank.
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