
Im Namen des höchsten Gottes segnen 1.Lesung: Gen 14, 18-20| 2.Lesung: 1 Kor 11,23-26| Evangelium: Lk 9,11b-17
Um nachzuvollziehen, welche Bedeutung die erste Lesung hat, gilt es die Hintergründe und den Zusammenhang zu erläutern. Abraham mit Sara, sind die Ersten, die an den einen Gott glauben. Melchisedek – sein Name übersetzt bedeutet: „Mein König (Gott) ist Gerechtigkeit“ – ist Priester des höchsten Gottes, wobei er aus der heidnischen Welt kommt.
Noch mehr zur Situation: Abraham und sein Neffe Lot hatten sich getrennt. Abraham ließ ihn wählen: „Wenn du nach links willst, gehe ich nach rechts; wenn du nach rechts gehst, gehe ich nach links“ (Vgl. Gen 13,9). Der junge Lot schaute auf und sah die fruchtbare Ebene. Er entschied sich für die Ebene und ließ den alten Abraham ins karge Gebirge ziehen. Es dauerte nicht lange, da kamen fremde Könige. Sie eroberten Sodom und Gomorra und machten Gefangene unter denen auch Lot mit seiner Familie war.
Abraham hörte von diesem Ereignis. Er hätte gute Gründe gehabt, Lot dem Schicksal zu überlassen. Er hatte ja das Land und die Gefahr selbst gewählt. Doch Abraham lebt mit dem Auftrag Gottes, den Menschen zum Segen zu sein. So sammelte er seine Vertrauten und befreite Lot und seine Leute aus der Gefangenschaft. Er bringt sie zurück. Auf dem Rückweg begegnen Abraham zwei Gestalten, die in ihrem Verhalten nicht unterschiedlicher sein könnten.
In der Lesung hörten wir vom Priester Melchisedek, der zugleich König von Salem ist. Er geht Abraham zum Dank über die Befreiung der Gefangenen mit Brot und Wein entgegen und segnet zugleich im Namen des allerhöchsten Gottes Abraham. Es wird eine Feier des Dankes, vor allem auch eines Dankes an Gott, dem sie die Befreiung letztlich zuschreiben. Diese Atmosphäre der Dankbarkeit veranlasst Abraham wiederum zu einer Gabe, nämlich des Zehnten von allem.
Was in der Lesung nicht gelesen wurde, betrifft den König von Sodom. Er tritt Abraham ebenso entgegen und fordert als erstes die Herausgabe der befreiten Leute. Dann sagt er zu Abraham, ihm bleibe die eroberte Beute. Von ihm selbst, vom König von Sodom kommt weder ein Dank noch eine Gabe. Abraham lehnt die Annahme der Beute ab. Er will sich nicht bereichern. Er ist nicht käuflich, korrupt. Auch ist Abraham fern dem Gedanken, dem König von Sodom den Zehnten oder sonst etwas zu geben. Er weigert sich sein System mitzutragen oder zu unterstützen.
Im Brief an die Hebräer ist es ein mehrfach zitiertes Thema, dass Jesus Priester nach der Ordnung des Melchisedek ist, das heißt, diese alte Erzählung prägt das Verständnis Jesu und das Eucharistieverständnis der Kirche.
Melchisedek ist kein „Opferpriester“. Sein großer Dank zeigt sich nicht darin, dass er ein Tier schlachtet und das Fleisch als Opfer darbringt, sondern sein Dank ist die Gabe von Brot und Wein. Es ist Nahrung. Es ist eine Feier des Lebens, eine Feier der Heilung. Dem Wein wird neben dem Festcharakter auch eine heilende Kraft zugeschrieben.
Wir feiern heute das Fest Fronleichnam. Dieser alte Text aus dem Buch Genesis enthält Elemente, die uns den tieferen Sinn dieses Feiertages erschließen. Drei hebe ich hervor:
In Freiheit leben ist ein hohes Gut. Abraham hat Lot aus der Gefangenschaft freigekämpft. Dafür hat sich Melchisedek bedankt. Fronleichnam und die Eucharistie halten die Freiheit des Menschen als hohes Gut achten. Wir sind zugleich immer eingeladen und daran erinnert, ein Leben in Freiheit einander zu ermöglichen.
Das Brot steht im Mittelpunkt: Nicht Waffen sind unsere Stärke, sondern das Brot, jene Gabe, die für das tägliche Leben Nahrung ist. Die Kirche bringt in viele Orte der sogenannten Mission Brot in einem umfassenden Sinn verstanden, das heißt Bildung, Sorge für Gesundheit, Solidarität und Menschlichkeit.
Im Namen des höchsten Gottes segnen. Wir sind mit viel Gewalt konfrontiert. Manchmal lässt sie uns ohnmächtig und hilflos zurück. Was kann ich als Einzelne*r, was können wir schon ausrichten? Aus dem Mund Melchisedek kommen keine beschimpfenden oder verurteilenden Worte über die Eroberer, sondern er segnet Abraham. Er stärkt das Gute, das der Freiheit dienende. Das Segnen schafft eine Atmosphäre der Hoffnung und Zuversicht, es wirkt gegen Angst und Resignation.
Die Menschen segnen raubt nicht die Energie, sondern hält sie im Fluss.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus dem Buch Génesis anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korínth anhören möchten:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.