
Versammelt im Abendmahlsaal 1.Lesung: Apg 1,1-11| 2.Lesung: Eph 1,17-23 od Hebr 9,24-28;10,19-23| Evangelium: Lk 24,46-53
Es sind eindrückliche Bilder, die das Kirchenjahr begleiten und die versuchen, einerseits Zugänge zum Glauben zu erschließen und andererseits zugleich den Glauben zu deuten. Christi Himmelfahrt ist ein solches Bild. Nach Ostern folgt eine Zeit, in der die Jünger*innen den Auferstandenen erleben. Nach dem Entdecken des leeren Grabes, so schildert es uns Lukas, begleitet der Auferstandene zwei der Jünger nach Emmaus. Sie stehen mit ihm in einem Dialog. Er lehrt sie, damit sie das Geschehene verstehen lernen. Er zeigt sich ihnen weiter mit seinen Händen und Füßen. Er, der Auferstandene eröffnet ihnen den Sinn der Schrift.
Diese Erfahrungen gehen zu Ende, denn er wird in den Himmel aufgenommen. Ein letztes Wort, dass ihnen der Auferstandene mitgibt, so die Apostelgeschichte: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet Zeugen sein.
Es ergibt sich eine veränderte, neue Situation. Sie betrifft den Glauben, die Beziehung und das Handeln. Die Jüngerinnen und Jünger gehen zurück in den Abendmahlssaal. Es gleicht einem Neustart. Hier erfuhren sie die Botschaft vom leeren Grab. Sie haben inzwischen in Begegnungen und durch Erfahrungen verstehen gelernt, was mit diesem „leeren Grab“ verbunden werden kann, vielleicht sogar verbunden werden muss.
Sie sind nun wieder zusammen und beten, ohne weitere Begegnungen mit dem Auferstandenen. Sie warten, geduldig, ohne zu wissen, wie es weitergehen wird? Vieles ist offen und ungewiss. Es ist eine Phase der Sammlung. Erfahrungen und Erkenntnisse können sich setzen und ordnen. Es ist ein Auftanken, aber auch ein Warten.
Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird. Zunächst sei einmal gesagt, das, was heute als Kirche sichtbar ist, verdanken wir der empfangenen Kraft von oben. Diese Kraft hat die Kirche durch die Geschichte geführt und getragen. Diese Kraft dürfen wir auch heute erwarten.
Diese Kraft ist der Kirche als Ganzes zugesagt, aber ebenso einzelnen Menschen. Kraft, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird. Es ist eine Kraft, die aus dem Heiligen Geist erwächst.
Wir wissen, was der Heilige Geist an Kraft zunächst einmal bei Petrus bewirkte. Ein anderes Beispiel ist Paulus. Ihm stellt er das Leben auf den Kopf. Wir kennen viele Frauen und Männer, die sich gegen Unrechtssysteme stellten und stellen. Wir haben Menschen, die aus dieser Kraft Dienste tun: als Pflegende, in der Nachbarschaft, in ihrem Beruf, in ihrem Engagement für die Würde von Menschen, für Frieden und Gerechtigkeit. In vielen dieser Menschen können wir eine Kraft erkennen, die staunen lässt.
Kraft, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird. Wir als Kirche haben diese Kraft nicht gepachtet, auch nicht einzelne Menschen. Es gibt keine Zeiten und Fristen, die festgesetzt wären, wie und wann diese Kraft zum Tragen kommt. Zugleich aber dürfen wir wissen, dass diese Kraft zugesagt ist und mit der wir rechnen können, wenn wir Leere erfahren, sehr gefordert sind, keinen Weg für uns erkennen, Lasten erdrückend sind und Ostererfahrungen ausbleiben.
Von den Jüngerinnen und Jüngern heißt es nochmals, dass sie sich im Abendmahlssaal versammelten. Sie bleiben nicht allein. Sie erleben und erfahren Gemeinschaft. Sie ist eine Kraft, wenn der Heilige Geist auf sie herabkommt.
Wenn Sie den Text der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte anhören möchten:
Wenn Sie den Text der 2. Lesung aus dem Hebräerbrief:
Wenn Sie den Text aus dem heiligen Evangelium nach Lukas anhören möchten:
In unseren Gedanken zu den Texten der Sonntage haben wir schon öfter auf die Problematik von Textauslassungen hingewiesen. Wir wollen einen Versuch starten und werden ab dem Beginn des neuen Lesejahres die Texte in der Länge der biblischen Verfasser lesen.
Seit Jahrhunderten beeindruckt die Bibel Menschen mit ihren Formulierungen. In der Zeit ihrer Entstehung für jeden verständlich brauchen Leserinnen und Leser von heute eine Übersetzung dieser Texte. Jede Übersetzung ist in gewisser Weise auch eine Deutung der Schrift. Die Einheitsübersetzung ist uns bereits vertraut. Wir wollen bewusst mit Beginn des neuen Kirchenjahres eine andere Übersetzung verwenden, um uns neu von den Texten überraschen zu lassen. Wir haben uns für die Übersetzung der BasisBibel entschieden, die seit Januar 2021 vollständig vorliegt. Die BasisBibel ist die Bibelübersetzung für das 21. Jahrhundert: klare Sprache, kurze Sätze und verständliche Sprache.